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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 35, Teil 2 von 2
29. März bis 4. April 2009

Inzwischen begrüßen sie mich dort schon mit großem freundlichem Hallo - einer der beiden Männer ist begeisterter Modellbootbauer und zeigt mir jeden Tag seine Fortschritte bei der Konstruktion eines Bootes im Maßstab ungefähr 1 : 40 oder auch 1 : 50?! ... er will es später, wenn er viele Fahrräder verliehen hat im Maßstab 1 : 1 für sich und seinen Bruder und die Frauen ‚zum Angeln’, ‚in groß’ bauen. Am Abend war es schon sehr weit gediehen und ich vertröstete sie auf in ein paar Jahren, dann würde ich, wenn ich wieder hier bin, mit ihnen im großen Boot die Flüsse um Ayutthaya befahren. Erst einmal fragte ich sie nach noch sehenswerten Zielen in und um Ayutthaya. Zuerst sei da Wat Yai Chai Mongkon (oder Chai-mongkol oder Chaimongkol, ich fand viele verschiedene Schreibweisen... das gilt auch für viele andere Tempel) und als zweites wurde mir Wat Phanan Choeng (Wat Pananchoeng) nahe gelegt. Ich fuhr also mit dem geliehenen Fahrrad mit dem Korb vorne mit all den in der blauen Tasche befindlichen verbliebenen Malutensilien parallel zum Pasak River zur großen Brücke, die eigentlich aus drei Brückenschlägen gebildet wird, und die alte mit der neuen Stadt Ayutthaya verbindet. Die Tour die große Brücke, die wesentlich von Autos befahren wird, „...nur so ein blöder Farang quält sich mit seinem Rad ohne Gangschaltung die steile Brücke hinauf...“und das bei der Hitze?!! Hinab ist es dann sehr schön und ich kann mit den meisten Autos mithalten. Unten erwartet mich ein Kreisverkehr mit einem großen Chedi in der Mitte, dem Chedi Wat Samplum. Hier lass ich mich nach links hinaustragen und lande parallel zum Bahnhof in entgegen gesetzter Richtung. Erst mal in die Karte schauen und orientieren.

Der Weg führt mich zurück zum Kreisel mit dem Chedi darauf und geradewegs nach ca. zwei Kilometern in einer Rechtskurve zum Wat Yai Chai Mongkon (oder Chaimongkol).

Der Wat wurde im Jahre 1357 auf Geheiß des Königs U-Thong erbaut. Er sollte der Meditation dienen. Als König Naresuan im Jahre 1592 die Burmesen besiegt hatte, ließ er die große Pagode des Tempels bauen, um mit einer von Burmesen errichteten Pagode gleichzuziehen. Der gewaltige Hauptchedi im Mittelpunkt der Anlage, der sich auf einem großen Sockel mit vier weiteren kleineren Chedi befindet, hat eine Höhe von über zweiundsechzig Metern. Er wurde aus über 28 Tonnen gebrannter Ziegel errichtet. Durch sein ungeheures Gewicht wurde das Grundwasser unter dem Chedi verdrängt und der Cedi drohte abzusinken. Auf dem Gelände des Wat befindet sich ein in goldgelbes Tuch gehüllter zwanzig Meter langer liegender Buddha, dem von den thailändischen buddhistischen Gläubigen große Verehrung zuteil wird.

An diesem Sonntag wird bei recht heißem aber wunderschönem Wetter das Gelände des Wat von vielen Gläubigen besucht. Ich umlaufe den gewaltigen Chedi im Zentrum und finde auf der nach Westen weisenden Seite ein schattiges ruhiges Plätzchen, um mich nicht nur auszuruhen, sondern auch eine Skizze von der vor mir befindlichen Figurengruppe zu erstellen.

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Sitzende Buddhastatue und zwei ihm huldigende Mönche vor dem Hauptchedi des Wat Yai Chai Mongkhon am 29.03.09

Der hinter dem großen Chedi sich ausbreitende Garten mit einer größeren Figurengruppe dient mir im Ausschnitt als willkommene Skizzenvorlage. Der fast schneeweiße Buddha mit dem Rücken zum Chedi sitzend, blickt huldvoll, fast entrückt auf die vor ihm stehenden deutlich kleineren in Andacht begriffenen Mönche im güldenen Ornat.

Einige Zuschauer finden auch wieder in diesen doch verschwiegenen Teil des Parks und schauen, was ich denn da treibe. Die meisten halten aber geziemenden Abstand und trollen sich bald wieder, da ich mich ungestört – so scheint es – der Zeichnung hingebe. Viele glauben, wenn man in das Malen und Zeichnen vertieft ist, bekäme man nichts mit... das Gegenteil ist der Fall. Die Sinne sind geschärft und jede Bewegung, Veränderung, jeder Laut, Gespräche – wenn ich sie verstehe – und auch Vogelgezwitscher wird von mir genau registriert. Alle Sinne sind auf ‚Aufnahme’ gestellt. Deshalb strengen mich auch Menschen so an... denn sie stören wirklich und lenken mich bedingt ab. Im Gegensatz dazu finden derweil – so wie gestern – ‚Gespräche’ mit Vögeln statt. Das geht aber nur an ganz einsamen Orten. Es kann da zu lustigen Ereiferungen bei den Piepmätzen kommen – aber nur wenn es ganz ruhig ist und sich kein anderer Mensch in meiner Nähe aufhält.

Im Anschluss meiner ‚Zeichenpause’ im Schatten ging ich in eine der Küchen vor dem Eingang des Tempels. Hier gab es für mich eine gemischte Nudelsuppe mit zwei Pepsis und einer Flasche Wasser (zum Mitnehmen und Malen).

Nach dieser erfrischenden Pause mit Stärkung mache ich mich weiter auf in Richtung Südwesten zum Wat Phanan Choeng. (auch Phananchoeng). Auf meiner Radtour liegt nach einigen Ständen, an denen mit Wasser gefüllte Plastiktüten hängen, in denen verschieden große und verschiedenfarbige Fische zum Verkauf angeboten werden, ein hügeliges bunt schimmerndes Feld mit einer kleineren offenenen Pagode auf dem höchsten Punkt der Anlage linker Hand der Straße.

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Friedhof der Chinesischen Gemeinde von Ayutthaya am 29.03.09

Die hügelartigen Gräber weisen in den Gängen an ihrer Stirnseite Schrifttafeln mit chinesischen Schriftzeichen auf. Vor den Steintafeln befinden sich kleine steinerne Sockel, auf denen Kerzen und Räucherstäbchen abgestellt werden. Auch Blumen und Gestecke finden hier vereinzelt ihren Platz. Die hügelartigen Gräber selbst sind mit bunten Wimpeln, Girlanden und Flitter geschmückt. Es gibt ältere mit Rasen begrünte Grabhügel und erdfarbene frisch aufgeworfene.

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Grabhügel mit Grabsteinen davor auf dem chinesischen Friedhof gegenüber des Wat Phanan Choeng am 29.03.09

Es ist ein Friedhof für die gesamte Region um Ayutthaya, wie sich später bei der Rückgabe des Rades herausstellte. Nach einigen Metern beginnt bereits rechter Hand die sehr große Anlage des Wat Phanan Choeng, die sich auf einer Landzunge des Chaophraya Rivers befindet. Die einzelnen Gebäude der großen Watanlage sind in unterschiedlichen Jahren entstanden. Der Hauptteil im Zentrum wurde im Jahre 1324 errichtet, noch bevor Ayutthaya Hauptstadt geworden war. Der zum Tempel gehörende, 19 Meter in der Höhe messende, sitzende Buddha wird von den Thais sehr verehrt. Der Andrang an besagtem Sonntag ist gewaltig, so laufe ich um das große Gebäude, indem sich auch die Buddhastatue befindet, und finde ein schattiges verschwiegenes Plätzchen an der rückwärtigen Front des Gebäudes.

Hier lasse ich mich für eine halbe Stunde an einem Tischchen nieder und beginne nach einiger Zeit eine Zeichnung. Die schnelle Skizze mit Japantusche und Aquarellfarben erstellt, zeigt den Viharn sowie kleine Chedi der Gebeine wichtiger Persönlichkeiten der buddhistischen Gemeinde hinter einer Mauer. Die Gebeine sind hier in unmittelbarer Nähe um die Gebäude des Wat beigesetzt.

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Ungewohnter Blick auf den Wat Phanan Choeng auf der Chaophraya-Halbinsel am 29.03.09 (der ‚Hirsch’ im Vordergrund ist aus einem Busch herausgeschnitten – das Innere besteht aus einem Drahtgeflecht, das begrünt wurde)

Nach dieser Zeichenpause machte ich mich wieder auf, um die Schweiß treibende Fahrt über die große Brücke mit der Schnellstraße zurück ins alte Zentrum durchzustehen. Auf dieser Fahrt galt es auch einen letzten Versuch zu unternehmen, mein Mobiltelefon wieder ‚europatauglich’ einstellen zu lassen und trotz neuer Sim-card meine alte Nummer wieder zu erlangen. Auch dieser sechste Versuch in Ayutthaya schlägt fehl... gibt es doch an jeder Ecke einen sog. Handy-Laden(Mobileshop), aber niemand bekommt es hin. Ich werde an einen anderen Laden in drei Kilometern zurück über die Brücke verwiesen. ‚Herzlichen Dank!’ (ich werde versuchen es morgen mit Hilfe von Jeerasak – dem TukTuk-Fahrer – in Chiang Mai hinzubekommen).

In Tony’s Place nahm ich noch einen Cappucchino und zwei Pepsi zu mir, da es inzwischen, trotz fortgeschrittener Stunde, immer noch unerträglich heiß und stickig ist. Dieses Mal ging ich schon gegen Fünf zurück zum Guesthouse, um das Benutzen einer Dusche zu erbitten... und es war kalt, richtig erfrischend! ...frische Kleidung und dann noch ein entspanntes sehr leckeres Mahl mit grünem Curry, Huhn und Reis zum Abschied im gemütlichen kleinen Garten des UP-Inn Guesthouses.

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Blick aus dem Gärtchen zum Gastraum des UP-Inn Guesthouses in Ayuttaya

Ab kurz vor Acht am Abend nahm auf der kleinen Veranda des Guesthouses Platz, um mit Tasche incl. Notebook den zu erwartenden Shuttlebus entgegen zu blicken. Mit mir sitzen auch zwei Mitarbeiterinnen des Guesthouses auf der Veranda. Die Arbeit ist für sie an diesem Abend weitestgehend getan. Nach einer Weile entfährt mir ob des Wartens der englische Ausdruck ‚Come on!’ (‚mach hin’). Die beiden jungen Damen fahren herum und strahlen mich an.

„You speak Vietnam-Language?“ Nun schaue ich sie fragend an... dann fällt es mir wie Schuppen aus dem Resthaar! Es sind beides Vietnamesinnen und sie haben meine Ermahnung auf Englisch als Dank an sie interpretiert. Auf Vietnamesisch heißt ‚Cám on’’ danke’. Es wird ähnlich des Englischen ‚Come on’ ausgesprochen, nur das ‚on’ wird etwas spitzer ausgesprochen (‚ön’). So kommen wir ins Gespräch über Vietnam. Sie sind ganz glücklich, jemanden zu treffen, der ihre ‚alte’ Heimat bereist hat. Es wird ein Erinnerungsfoto von der augenblicklich ‚im Dienst’ befindlichen netten, gastfreundlichen Crew ‚geschossen’ und bald erscheint auch das Pickup, das mich und zwei Französinnen, die auch im Guesthouse gewohnt haben, zum Asian Highway 1 in Richtung Chiang Mai chauffieren.

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Das P.U. Inn Ubonpon Guesthouse in Ayutthaya . . . . . .Die netten Leute des Guesthouses

P.U. Inn Ubonpon – Guesthouse NG 20/1 Moo 4, Tambon Horatanchai
Ayutthaya 13000. Thailand Tel.: 0066 (0)35 251213
www.puguesthouse.com

Der Bus, eine ‚Fuhre’ ausschließlich mit jüngeren Farang, fuhr dann auch ‚recht zügig’ in zehneinhalb Stunden – mit einer halbstündigen Pause auf halber Strecke - von Ayutthaya die fast 650 Kilometer nach Chiang Mai.

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Reiseroute von Ayutthaya nach Chiang Mai (29./30.03.09)

Die Fahrt ging über Ang Thong, Sing Buri, Chai Nat, Uthai Thani, Nakhon Sawan, Tak(Rahaeng), Thoen und dann über Lampang und Lamphun nach Chiang Mai. Der Busfahrer fuhr wie ein Besengter und ich hatte manchmal Angst, der Doppeldeckerbus würde von der Straße abkommen – Leitplanken gibt es hier nicht überall - und im Straßengraben landen. In Chiang Mai hielt der Bus etwa nicht am Busbahnhof, sondern hinter einer Tankstelle in der Nähe des Flughafens. Ich wollte nun erfahren, wo genau sich die Tankstelle befindet, um Jeerasak ‚meinen’ TukTuk-Fahrer dort hinzubestellen. Ein Gespräch wurde mir ohne Begründung verweigert. So ließ ich mich nach einigem nervigem Hin und Her am Busbahnhof in fast entgegen gesetzter Richtung abgesetzt, wo mich dann Jeerasak abholte. Ich hatte mir für dieses Mal durch ihn schon vor zwei Tagen ein Zimmer im ’Sabai Garden’–Guesthouse reservieren lassen. Dort fuhr er mich nun hin und ich war von den schlichten, aber sehr ansprechenden Räumlichkeiten – gestaltet in Holz und warmen Farbtönen – angetan. Nach einem schönen, preisgünstigeren Frühstück als in Ayutthaya und einer angenehm warmen Dusche, habe ich erst einmal fast drei Stunden den Schlaf der letzten unbequemen Nacht im leicht warmen Zimmer nachgeholt. Danach machte ich eine kleine Blumen-Farbskizze im Garten des Guesthouses und wartete auf Jeerasak, mit dessen Hilfe ich einige Besorgungen erledigen wollte.

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Heliconien im Garten des ‚Sabei Garden’ Restaurants und Guesthouses am 30.03.09

Am frühen Nachmittag holte mich Jeerasak im Garden ab und wir fuhren zur „1..2..Call – Freedom“ – Telefongesellschaft. Hier bekam ich nach einiger Zeit des Wartens meine ‚alte’ Telefonnummer wieder. Später stellte sich heraus, dass ich noch immer nicht ins Ausland telefonieren konnte. Das klärten wir aber am nächsten Morgen vor meiner Abfahrt nun endlich positiv. Nach dem anschließenden Kauf eines Bustickets für den nächsten Tag nach Chiang Rai und einigen Geschenken für die ‚Gastgeber’ in Chiang Rai – die in meiner Abwesenheit nach dem Haus schauten und offene Rechnungen begleichen sollten – ging es noch einmal zu ‚Zirieng’, dem Bürobedarf- und Kunstutensiliengroßhandel, das wir beide ja schon vor über einem halben Jahr zusammen aufgesucht hatten. Leider stellte es sich heraus, dass sie keine von mir gewünschten dicken und auch zum Teil vermalbaren Stifte führen. Kohlestifte, die sie mir anboten, waren kein Ersatz. Sie führen aber verschiedene deutsche Fabrikate, von denen ich einige ‚weichere’ Stifte erstand. Hier fand ich aber auch Reispapier und Schriftpinsel für Japantusche. Die zehn Blatt dickeres großes Reispapier viertelte ich mir und habe nun Material für die Tour zu den Bergvölkern in den Bergen um Mae Hong Son. Landschaften und Porträts mit Feder und Pinsel auf Reispapier schweben mir vor. Mal sehen, was in Chiang Rai die Reisekasse sagt?!

Zurück im Guesthouse bestelle ich – nach einer kurzen Schlummerphase in meinem Zimmer - bei der netten Besitzerin (Vicky) unten im Restaurant ‚Fisch süß-sauer mit Gemüse und Reis’. Es dauert eine Weile und so kann ich den Garten bei untergehender Sonne genießen. Das Grundstück liegt fast im alten Zentrum von Chiang Mai, wo sich nur wenige TukTuks oder Autos hin verirren. Das Guesthouse, das aus aneinander geschachtelten Gebäuden besteht, die durch Veranden miteinander verbunden sind, und somit eine zusammenhängende Ebene bildet, ist in warmen Brauntönen gehalten. Im Kontrast dazu steht der Garten, der sich in verschiedenen Grüntönen zu dem Rotbraun der Gebäude absetzt. Durch die hereinbrechende Dunkelheit, die nun eingeschaltete Beleuchtung und die im Kontrast zu Allem stehenden leuchtend orangefarbenen Sonnenschirme, erzeugen im Garten eine feierliche, unverwechselbare Stimmung. Dazu hat Vicky meditative Musik aufgelegt, die ich nicht immer hören kann, hier aber passt sie!

Ich versuche im Halbdunkel des Gartens, die Stimmung einzufangen, muss aber unterbrechen, da nun die freundliche, sehr entspannte Gastgeberin das Essen aufträgt. Ich kann das mir dargebotene an Geschmack und Aussehen nur hoch loben. Es war alles sehr wohl aufeinander abgestimmt und nicht zu scharf... fast zum ersten Mal in Thailand. Ich hätte fast gewagt, einen Wein dazu zu trinken... aber die Sache mit der Kühlung ist eben ein Problem... denn abends sind es doch immer noch 28°C!

Das Essen war sehr schmackhaft, keine Riesenportion und (mit umgerechnet 3,50€) für thailändische Verhältnisse nicht überteuert.

Nach dem Essen konnte ich das Bild fertig stellen, das nun inzwischen bei völliger Dunkelheit ganz anders ausfiel, als zu der Zeit, als ich es begonnen hatte.

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Abends im Sabai Garden Restaurant des gleichnamigen Guesthouses in der Altstadt von Chiang Mai am 30.03.09

Nach einigen Mails und des Skypens im nahe gelegenen Internet-Café, laufe ich noch einmal in Richtung des Night Bazars, um mir an bekanntem Ort in der Nähe des Altstadtgrabens eine entspannende Ölmassage verpassen zu lassen. Gegen Mitternacht bin ich wieder im angenehm duftenden Holzhaus und genieße die Ruhe in dieser Nacht.

Am nächsten Morgen, ich hatte mich mit Jeerasak um halb zehn verabredet, nahm ich nicht nur ein sehr schönes ‚amerikanisches Frühstück’ zu mir, sondern skizzierte noch einmal das Haus - nun bei Tageslicht.

‚Sabai’ bedeutet auf Deutsch ‚sich wohl fühlen, komfortabel, gemütlich’. Die Steigerung ist dann ‚sabai sabai’! Das trifft auf die ganze Anlage des Hauses in dem Garten zu. Das Haus ist aufgeständert und bietet dadurch nicht nur Platz für eine kleine Kaffee -und Teebar mit der Rezeption des Guesthouses daneben, sondern im linken Bereich ist Raum für vier große Liegen, mit duftigen Vorhängen, auf denen man sich zu fortgeschrittener Stunde einer Massage hingeben kann. Zu Beginn des Jahres, als ich mit meinem Bremer Besuch zum Essen hier war, haben sich die beiden mitreisenden Damen das auch gegönnt.

Nach Fertigstellung der kolorierten Zeichnung, dem Begleichen der ausstehenden Rechnungen, komme ich dann doch mit der netten Besitzerin ins Gespräch. Sie hatte mich beim Malen beobachtet, hielt sich aber dezent zurück. Nachdem ich nicht nur noch einmal das Essen, das ich am Abend genossen hatte, sondern auch das Frühstück sowie den Garten und das Haus lobte, ihr meine Zeichnungen zeigte, erzählte sie von sich. Sie betreibt das Guesthouse an diesem Ort erst seit drei Jahren. Zuvor hatte Sie ein Restaurant in London und hat auch für recht viele bekannte Leute auch an besonderen Orten bereits gekocht. Ihr wurde die Pacht in London zu hoch, so entschied sie sich vor einige Jahren nach Chiang Mai zurückzukehren, um hier das Restaurant und Guesthouse zu eröffnen. Sie bietet neben den für Guesthouses üblichen Touristenservices auch Kochkurse an. Am Morgen zuvor erhielt eine Amerikanerin von einer Freundin Einzelunterricht in thailändischer Sprache. Die Massagen werden von hausexternen Masseurinnen ausgeführt.

Ich spreche sie auf die mir bekannte und vermeintlich scharfe Küche des Nordens an. Sie erklärt mir, dass die thailändische Küche nicht zwangsläufig so scharf sein muss, wie ich sie in Chiang Rai erlebt habe und fügt hinzu, dass die Küche im Süden und häufig im Zusammenhang mit Meeresfrüchten (Fisch, Garnelen, Muscheln etc) in der Regel schärfer ausfällt als das Essen im Norden. Aber eines wäre unbedingt wichtig zu wissen, dass thailändische Gerichte nicht zwingend scharf sein müssen, im Gegenteil ist sie der Meinung, dass viele Geschmacksnoten durch zu starkes Würzen übertönt werden und dann nur noch Scharfes zu schmecken ist. Richtiges Würzen ist das A und O einer wohlschmeckenden, ausgeglichenen (thailändischen) Küche. Da hat sie mir doch sehr aus der Seele gesprochen. Sie bietet mir Kochkurse an... wenn ich das eher gewusst hätte...?! Ich erzähle ihr von meiner Leidenschaft gutem Essens und auch des Kochens und sie schenkt mir zum Abschied zwei verschiedene Packungen, zur Erzeugung einer leckeren Thaipaste: ‚Green Curry Paste’ und ‚Kari Curry Paste’ (die rotbraun daherkommt): alles Pasten aus frischen Kräutern zubereitet als Grundlage für eine schmackhafte Zubereitung von Huhn und dunklerem Fleisch (‚Braten’). In der thailändischen Küche wird seltener gebraten oder gegrillt, eher gedünstet und geköchelt (gegart!).

Nach dieser kurzen Einführung in einige ‚Geheimnisse’ der Thai-Küche muss ich leider diesen netten Ort verlassen, da Jeerasak bereits mit seinem TukTuk am Torgatter zum Guesthouse auf mich wartet. Ich überlege, ob ich auf dem Hin- oder Rückweg von Mae Hong Son zu den Bergvölkern hier noch einmal Station mache... ich muss sowieso über Chiang Mai fahren.

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Das Sabai Garden Restaurant mit dem Guesthouse dahinter am 31.03.09

Sabai Garden / Authentic Thai Taste / Sugratt Limpanoparuj (Vicky) Manager
Adr.: 36 Ratchapakinai Rd. Chiangmai Market Gate
T. Prasing A. Muang Chiangmai 53000
Tel.: 0066 (0)53 208921 Mobile : 0066 (0) 84 7133869
Email: sabaigarden_vicky@yahoo.com

Von ‚meinem’ TukTuk-Fahrer lasse ich mich, nachdem wir bei ‚1..2..Call’ nun die Geheimnisse der Overseacalls herausbekommen habe (Vorwahl 009 ...= Billignummer, sonst geht’s nicht! ... und nichts weiter!!), zum Busbahnhof von Chiang Mai fahren. Wir verabschieden uns herzlich bis zum nächsten Mal, der Bus steht abfahrbereit am Bussteig. Nach dreieinhalb Stunden erreiche ich ‚meine Zwischendurch-Heimat’, esse unweit des Busbahnhofs eine gute Pizza, da der Kühlschrank nach fast zehn Wochen gähnend leer ist, und trete mit einem weiteren TukTuk meine Heimfahrt an den Stadtrand nach Sansai Sip-soong Ban Nha an.

Das Haus ist von der Nachbarin Kopkun geputzt worden und alles scheint unverändert, als wäre ich gerade aus dem Haus gegangen.

Am übernächsten Tag kann ich nicht nur mein aus Laos an mich selbst gesendetes Acht-Kilo-Paket mit überflüssiger Kleidung, Katalogen, Büchern und dünnen Kunstwerken in Empfang nehmen, sondern auch ein Päckchen von einer lieben Freundin aus Bremen, das sie kurz vor Weihnachten abgeschickt hat!! Es war nun über drei Monate unterwegs... und beinhaltet, neben leckerem Kaffee und Süßigkeiten, auch ein Buch. Das trifft sich gut, denn ich habe gerade gestern Abend die letzten Seiten des Romans von Yasmine Ghata ‚Die Nacht der Kalligraphen’ gelesen. Das neue Buch ist mehr als die Lebensgeschichte des Schriftstellers und Journalisten Tiziano Terzani. Er blickt mit seinem Sohn Folco zusammen zurück auf ein reiches Leben, um bewusst - bedingt durch seine unheilbare Krankheit - Abschied zu nehmen. Der Untertitel des Buches lautet ‚ Ein Vater, ein Sohn und die große Reise des Lebens’. T. Terzani hat sich u.a. Jahre lang in verschiedenen Ländern Asiens aufgehalten und für bekannte italienische und deutsche Zeitungen und Zeitschriften berichtet und geschrieben. Das Buch hat den Titel: ‚ Das Ende ist mein Anfang’ vielleicht auch für mich ein Titel und Motto, der ich doch nun bald Abschied nehmen muss von diesem faszinierenden Erdteil.

Hasta Siempre !

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