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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 25
18. bis 24. Januar 2009

In der halben Woche vor meiner Reise in drei der fernöstlichen Länder habe ich, neben den Reisevorbereitungen, auch die Arbeit an dem Bild ‚Fenster zum Mekong’ (Acryl auf Leinwand 90 X 70) wieder aufgenommen. Seit Ende November ist nun nichts mehr an der Arbeit geschehen. Es ist nicht fertig, braucht aber auch seine Zeit, wieder hinein zu kommen. Ich werde mich Ende März, wenn ich von meiner Tour zurück bin, weiter damit beschäftigen.

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‚Fenster zum Mekong’ 4. Version ( Acryl auf L.W. 90 X 70)

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‚ Fenster zum Mekong’ 5. Version

Am Mittwoch, den 21. Januar, habe ich mich dann wieder auf den Weg von Chiang Rai nach Chiang Mai gemacht, da vom International Airport Chiang Mai die wichtigen Flugverbindungen zum Suvarnabhumi Airport Bangkok bestehen. Der Weiterflug nach Siem Reap war für 15:10 Uhr geplant.

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1. Karte meines Weges durch die vier Länder Thailand, Kambodscha, Vietnam und Laos. Hier der Weg von Chiang Rai mit dem Bus nach Chiang Mai (21.01.09). Von Chiang Mai nach Bangkok und dann der Weiterflug nach Siem Reap (22.01.09).

In Chiang Mai hatte ich mit meinem Bremer ‚Weihnachtsbesuch’ bei einem abendliche Gang durch das Zentrum der Altstadt das schöne ‚Sabei Garden Restaurant’ mit angeschlossenem Guesthouse durch eine Einkehr und einem schönen Essen – die ‚Damen’ hatten sich dort eine Massage gegönnt – kennen gelernt. Hier hatte ich mich von Jeerasak, dem TukTuk-Fahrer , hinbringen lassen. Leider war das Guesthouse belegt. In der Nachbarschaft kam ich dann durch Empfehlung der Betreiberin des ‚Sabei’ im ‚Pha Thai Guesthouse’, ebenfalls in der Rachapakinai Road gelegen, für die kommende Nacht unter. Das Haus ist ebenfalls recht nett... etwas größer aber doch ruhig.

Am Abend zum Essen bin ich dann in der Loi Krao Road, die aus der Altstadt hinaus zum Night Market führt, in das Restaurant ‚Wok’, das bei meinem letzten Besuch schon um 22:00 Uhr schließen wollte, und wir aus diesem Grunde vor drei Wochen nichts mehr bekamen, eingekehrt. Es war wesentlich mit Farang besetzt und das Essen ist vor dem Hintergrund des doch mit in der Regel deftigen Schärfe versehene Thaiessen, hier für das entsprechende Publikum sehr moderat (angewesteltes Essen) – für mich schon ‚zu schlapp’ – gewürzt (zu viel Soja, und zu wenig Chilli). Das Lokal mit der erhöhten Küche im Holzhaus und einem größeren Gastraum gelegen, besitzt ein sehr großes zum Teil begrüntes Vordach, unter dem hauptsächlich die Speisen gereicht werden. Man kann hier sehr nett sitzen.

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‚Farang eating!’ Im ‚Wok’ in der Loi Krao Road in Chiang Mai 21.01.09.

Anschließend habe ich mir eine weitere Ölmassage in derselben Straße gegönnt, wunderbar!

Am kommenden Morgen, nachdem mich Jeerasak zum Flughafen gebracht, ich bei dem Emigration-Ausgang aus Thailand ausgecheckt hatte, wartete ich dann doch eineinhalb Stunden länger auf die Maschine zum Zwischenstopp in Bangkok. Nach recht zügigem Flug von Chiang Mai nach Bangkok rücken beim Abflug ungefähr fünfzig Kilometer vor der Millionenstadt frisch angelegte Reisfelder mit einem leicht grünlichen Flor überzogen, ins Blickfeld. Hatten die Reisfelder um Chiang Mai nach unserem Start eine graubraune Färbung, so kündigt sich hier langsam in den wärmeren Gefilden schon das Wachstum der heranreifenden zukünftigen Ernte in einem viertel bis halben Jahr an. Auch die schon im letzten August bemerkten und auf der ersten Tagebuchseite beschriebenen erstaunlich vielen Wasserflächen gefluteter Reisfelder, Seen und Fischteiche lassen auf entwickelte Aqua-kulturen schließen.

Nach meiner Ankunft auf dem neuen und sehr großen Suvarnabhumi Airport, dem neuerlichen langen Anstehen am Schalter der Bangkok Airways, wird mir mit geteilt, dass der Flug nach Siem Reap eine gewaltige Verspätung von mindestens zweieinhalb Stunden haben wird. Ich verbringe meine Zeit in einem kleinen Thairestaurant BZ (BillionZone) und fange Impressionen mit der Kamera ein. So ist einiges für den Grafiker, aber auch für den Architekten und sogar für den Anglisten dabei.

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Der Flug nach Siem Reap ging dann um kurz vor fünf nach längerem Sitzen vor dem ‚Gate’ – siehe letztes Bild – glücklich Richtung Kambodscha.

Der Anflug auf Siem Reap nach ungefähr fünfzig Minuten war dann ein besonderes Schauspiel. Die ganze Zeit während des Fluges war die unter uns liegende Landschaft nicht zu erkennen. Ein Wolken-Nebelschleier verhinderte den Blick auf die Berge, Seen, Wälder und Flüsse. Nun tauchen aus dem Dunst verschwommen die Konturen der verschiedenen Arme des Zuflusses des Tonle Sap auf. Bei abnehmender Flughöhe werden nun nicht nur die Konturen schärfer, sondern auch Details der Landschaft sind erkennbar. Nach dem Verfolgen der Zuflüsse öffnen sie sich nun und ergießen sich in den riesigen See, dessen südöstliches Ufer am dunstigen Horizont nicht mehr auszumachen ist. Unter uns fliegen gestaffelte weiße Vogelschwärme wie von unsichtbarer Hand vorangetrieben, pfeilartig am Ufer des Sees entlang. Nun führt nur noch ein Zufluss in den See. Auf ihm befinden sich beiderseits der Ufer bunte Dächer, die auf Hausboote schließen lassen.

Nach einer weichen, aber doch heftig abgebremsten Labdung auf dem kleinen Flugfeld von Siem Reap Airport wird das stilistisch im traditionellen Khmer Holzhausstil errichtete stattliche Flughafengebäude durch die untergehende Sonne in ein Orangerot getaucht.

Im Flughafengebäude erwartet uns als Emigration Office ein dreißig Meter langer geschwungener Tresen, an dem sich nun recht zögerlich die Abfertigungsformalitäten der ankommenden Passagiere vollziehen. Ich muss an dieser Stelle einfügen, dass ich mich in Siem Reap mit einem alten Studienfreund und politischen Mitstreiter aus den siebziger Jahren, der nun in Düsseldorf wohnt – Günter Lochmann – im Garden Villige Guesthouse per Mail und Telefon verabredet habe. Die Wahl fiel auf dieses Guesthouse, weil es dicht am Zentrum liegt, preisgünstig ist, das billigste gezapfte Bier der Stadt verkauft, und wichtig für mich, über einen kostenlosen Internetanschluss verfügt.

Am Ausgang des Flughafengebäudes werde ich unerwartet von meinem Freund Günter L. aus Düsseldorf und einem von ihm engagierten TukTuk-Fahrer Tum erwartet und herzlich begrüßt. Wir werden sogleich von Tum ins Garden Village Guesthouse durch die festlich beleuchtete, staubige und von vielen Baustellen und großen,noblen, die Einfallstraße säumende Hotelanlagen gefahren.

Siem Reap ist der Ort, der unweit des größten religiösen Bauwerkes dieses Planeten liegt: Angkor.

Angkor ist mit seinem großen Angkor Wat im Zentrum die dichteste Ansammlung von Tempeln auf der Welt.

„Geographisch betrachtet, umfasst der Begriff Angkor nach jüngsten Erkenntnissen (2007) eine Fläche von bis zu 1000(!) qkm. Dieses Angkor-Gebiet bezieht alle Tempel, die zur Angkorperiode (7. bis 13. Jahrhundert) gehören, mit ein. Es liegt in der Provinz Siem Reap, und die gleichnamige Hauptstadt bildet in etwa das Zentrum aller hier vereinten Sehenswürdigkeiten.“

aus: Neuhauser, Andreas / Kambodscha handbuch für individuelles entdecken (Reise Know-How) / Bielefeld 2008 / Seite 263 ff / Wenn ich direkt zitiere oder indirekt Bezug nehme, so ist die Verbindung zu Buch und Autor gegeben. Direkte Zitate werde ich kennzeichnen.

Siem Reap selbst ist der Ausgangsort- und -punkt des Besuchs der Tempelanlage von Angkor schlechthin. Die Stadt, die touristisch mit einer besseren Infrastruktur als die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh versehen ist, zählt ca. 100 000 Einwohner, also keine kleine Stadt.

Siem Reap, was soviel heißt wie ‚Platz, wo die Thais geschlagen wurden' und ‚Sim Rehapp’ ausgesprochen wird (die Thailady im Reisebüro, in dem ich meine Flüge buchte, versuchte mir Si-em Liapp beizubringen), ist eine relativ touristische Stadt mit verschiedenen kulturellen und soziokulturellen Einrichtungen. Außerdem verfügt es, bedingt durch den ständig wachsenden Strom vor allen Dingen asiatischer Touristen aus den Nachbarländern, über viele verschiedene Hotels und Guesthouses und zwei größere Märkte, den Psah Loe mit landwirtschaftlichen Produkten und Fische, die hauptsächlich in dem in der Nähe liegenden Tonle Sap gefangen werden und dem Psah Chan (Alten Markt). Letzterer bildet gleichfalls das touristische Zentrum der Stadt. Wer etwas kaufen möchte – besonders Touristen- und Souvenirwaren – findet hier, was das Herz begehrt. Landwirtschaftliche Produkte werden durch den Trend zunehmend verdrängt.

Den zwölf Kilometer von Siem Reap liegenden größten Binnensee Südostasiens, den Tonle Sap, konnte ich beim Anflug auf die Stadt an seinem Nordwestufer schon von oben bestaunen. Der See mit seinem gleichnamigen Fluss bildet das Herz Kambodschas.

„Das Tonle-Sap-Becken war einst ein Meeresarm, der durch die Anhebung der Küstenregion vom Südchinesischen Meer abgeschnitten wurde. In der weiten Ebene, durchzogen von vielen Flüssen und Kanälen, wird überwiegend Reis angebaut. Die Böden gehören zu den fruchtbarsten im Lande und machen unter guten klimatischen Bedingungen zwei Reisernten im Jahr möglich. Während der Regenzeit werden riesige Flächen überflutet, da der Mekong dann sein Wasser von Phnom Penh aus über den Fluss Tonle Sap in den See lenkt. Dabei fließt so viel Wasser in den „Großen See“, dass sich die Fläche fast zum Siebenfachen ausdehnt. Nach Abfluss des Wassers bleibt fruchtbares Schwemmland zurück.“ ( aus: Neuhauser, A. a.a.O. Seite 351)

Der See ist eines der fischreichsten Gewässer des Erdenballes. Darüber hinaus leben über 30 verschiedene Arten von Reptilien am und im See. Krokodile gibt es kaum noch in freier Wildbahn, sie vegetieren nach Aussagen des Verfassers alle in den Farmen ihrem grausamen Schicksal entgegen: Verkauf der Häute nach China und Vietnam zur Handtaschenverarbeitung. Es gibt auch neun ungiftige Wasserschlangenarten, die auf den ‚Farmen’ an die Krokodile verfüttert werden. Der ständig wachsende Fischkonsum ,der wesentlich in Siem Reap aus dem See befriedigt wird und lukrativer als der Schlangenfang ist, lässt die Fischer zunehmend von Schlangen auf Fisch umsteigen. Es soll 260 Fischarten geben, wobei die Welse und Snakefische am schmackhaftesten sein sollen.

Durch die hohe Population verschiedenster Fische, ist auch die Artenvielfalt der Großvogelarten beträchtlich. Hier leben Pelikane, Störche, Fischadler und der vom Aussterben bedrohte Schwarzkopfibis sowie der seltene Marabu einträchtig nebeneinander und teilen sich die Fänge.

Am heutigen Nachmittag (24.01.09) werde ich mit Günter L. und unserem Samlorfahrer zum See fahren, um auf einer Rundfahrt am nordwestlichen Ufer auch das schwimmende Dorf Chong Kneas kennen zu lernen. Der geneigte Leser wird sich aber noch eine Woche gedulden müssen, da dieser Abschnitt meines Tagebuches schon in die nächste Woche fällt, und die Tagebuchseite 25 gleich ins Netz soll. Ich werde also darüber erst in der nächsten Woche - wenn ich in Saigon bin - berichten können.

Mein eigentliches Ziel hier in Siem Reap gilt aber nicht dem See, sondern der Tempelanlagen von Angkor.

„Für jemanden, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, ist es schwierig sich ein so wildes und baufälliges Durcheinander von Leben und Verwesung, von zügellosem Grün, im Krieg mit einem unbeweglichen grauen Tod vorzustellen. Trotzdem erlangt der Stein durch diesen Kampf eine Art Leben, da er zwischen zwei Feuern gefangen ist. Zweige bäumen sich auf- und abwärts, um die Ruinen zu zerstören, wodurch die Architektur, genötigt, an dieser Schlacht teil zu nehmen, einer unvergleichliche Dynamik, im Gegensatz zu ihrer statischen Aufgabe, annimmt.“

Dass schrieb der britische Schriftsteller Osbert Sitwell (1892 – 1969) im Angesicht der Tempelanlage im Jahre 1939.

„Die ersten Europäer, die die ehemalige Hauptstadt der Khmer zu Gesicht bekamen, waren Missionare und Geschäftsreisende aus Portugal, Spanien Und Frankreich. Der französische Naturkundler Henri Mouhot, der auf seinem Weg nach Laos war und im Jahre 1860 durch Zufall auf Angkor stieß, lenkte durch seine Veröffentlichungen das Interesse der westlichen Welt, insbesondere der Franzosen, auf diese mysteriösen Tempelanlagen. Auch ein Deutscher, Adolf Bastian, machte sich 1863 einen Namen, indem er entdeckte, dass einige Inschriften in Sansakrit verfasst waren, woraus geschlossen werden konnte, dass indischer Einfluss beim Bau der Tempel im Spiel war.“

Übereinstimmend berichten alle Forscher von der wohl hoch stehenden Kultur der Khmer zur Zeit der Schaffung der Tempel (ca. 700 bis 1300 u. Zr.).

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für Hochkulturen ist die Überproduktion von Nahrungsmitteln. In Angkor waren ein hoch entwickeltes Bewässerungssystem neben den Monsunregenfällen und dem nahe gelegenen Tonle Sap die Basis für die hohe Entwicklung der Gesellschaft. In der Vor-angkor-periode waren die Reisbauern auf die vier Monate währende Regenzeit angewiesen. Durch die Steigerung der Reiserträge gelang es den Herrschern, ihre Macht auszudehnen. Durch Aufhebung des von der Natur vorgegebenen Zyklus von Regen- und Trockenzeit wollte man die Reiserträge steigern. Dies geschah durch das Anlegen riesiger Wasserreservoire (baray), die sich während der Monsunzeit füllten und die Felder während der Trockenzeit über ein hoch entwickeltes Bewässerungssystem mit Wasser versorgten. Die jährlichen Erträge aus den Reisernten waren gewaltig. Anstatt der bisher möglichen einen Ernte konnten zwei bis sogar drei Ernten eingebracht werden. Diese Überproduktion von Lebensmitteln ließ die Bevölkerungszahl rasch anwachsen. Nun war es möglich, auch Arbeitskräfte auf anderen Gebieten als in der Landwirtschaft einzusetzen. Soldaten um das gewachsene Imperium gegen die feindlichen Chams und Siamesen zu schützen und um selbst Land einzuverleiben und Arbeiter, Handwerker und Künstler konnten nun ungestört an den Heiligtümern und Tempelanlagen arbeiten und waren die Folgen dieser sich in sechshundert Jahren entwickelnden Gesellschaft. Auch der religiöse und geistige Aufschwung dieser Epoche, der durch eine große Zahl von Priestern und Mönchen gestaltet wurde, war ein Ergebnis der Entwicklung der Produktivkräfte, hier der hoch entwickelten Wasserbau- und Bewässerungstechnik. Soweit der kleine Vorspann zum Verständnis der Tempelanlage und seiner gesellschaftlichen Grundlage. Ich werde in der nächsten Woche genauer auf die einzelnen Bauwerke eingehen, denn der erste Tag – der Freitag (23.01.) – diente hauptsächlich der Orientierung und dem Sammeln erster Eindrücke.

Nachdem uns also Tum in unser Guesthouse mit einfachem Zimmer, aber sehr nettem Betreiber - Pohin einem engagierten Khmer – abgesetzt hat, ich meine ersten Kurzmails bezüglich der glücklichen Ankunft in Siem Reap abgesandt habe, gehen Günter und ich im Guesthouse in die obere nicht ganz fertig gestellte Etage, um ein einfaches Essen mit einigen Bieren zu uns zu nehmen. Anschließend gings noch in die Stadt, die mit viel Licht und LED – Show- Effekten aufgepeppt ist... es scheint die Staubigkeit der in Bau befindliche Straßen etwas zu kompensieren zu suchen. Die Restaurants, Bars, Verkaufsstände und bestimmten Etablisiments geben der Stadt ein französisches Flair. Die Restaurants werden in der Hauptsache von westlichen Touristen, die morgen die Tempelanlagen stürmen werden, bevölkert. Amerikaner, Franzosen, Kanadier und Deutsche werden den Löwenanteil an den Farang haben. Häufiger bekommen wir von am Straßenrand stehenden Damen eindeutige Angebote. Auch Gathoeys mischen sich unter die ‚Anbieter’. Teilweise gebärden sie sich als Gruppe zu dritt sehr aufdringlich.

Am nächsten Morgen um 8:30 Uhr geht es dann mit dem TukTuk und unserem Fahrer Tum die Allee in nördlicher Richtung hinauf zum Gelände von Angkor. Wieder sieht man beidseitig der Straße prachtvolle Hotels und zum Teil riesige Hotelanlagen. Nach ca. drei Kilometern halten wir am Ticketcenter und lösen für die vier Tage unserer Anwesenheit ein einwöchiges Ticket (60 $). Unser TukTuk folgt weiter der Allee bis zu einem quer verlaufenden breiten Gewässer, dem Mote (breiten Gewässer), das Angkor Wat von der Straße trennt. Inzwischen sind schon viele Samlors und Radfahrer unterwegs auf dem Wege zu den Tempeln. Wir lassen Angkor Wat rechts liegen – der Andrang ist ‚höllisch’ - und passieren nach einigen Minuten das acht Kilometer nördlich von Siem Reap liegende südliche Stadttor. Die ehemalige Stadt (Angkor Thom) hat in ihrem Zentrum den Bayon, den wir am Abend vor Sonnenuntergang auf Geheiß unseres Fahrers besuchen werden. Wir passieren nacheinander Thommanon - mit einem Prasat aus Laterit (gebranntem Ton) und Sandstein gebaut – und Ta Keo, einem typischen Tempelberg der Angkorperiode mit fünf in alle vier Himmelsrichtungen offenen Türmen. Weiter östlich von hier liegt Ta Prohm, wo wir eine Rast einlegen und ich meine erste Zeichnung auf dem Tempelgelände fertigen kann.

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Eingang zum Ta Phrom . Angkor am 23.01.09

Das Besondere an diesem Tempel ist, neben der Wuchtigkeit seines Baus – da stimmt er aber mit den meisten der Tempelbauten Angkors überein – dass der Urwald sich seinen Lebensraum zurückholt. Wie Tentakeln von riesigen Kraken umarmen die mächtigen Wurzeln der Urwaldriesen die Türme, Fassaden, Portale und Mauern dieses Bauwerkes. Sie beginnen allmählich die Wände der Tempelanlage zu sprengen. Einige der Gebäude scheinen aber gleichfalls auch wieder durch das Wurzelwerk zusammengehalten zu werden. Ta Prohm bedeutet ‚Alter Braham’. Dieser Flachtempel wurde Ende des 12. Jahrhunderts auf Geheiß von Jayavarman VII. erbaut und ist seiner Mutter geweiht. Er war keine Nachbildung des Berges Meru (Berg und Heimstadt der Götter), sondern hatte die Funktion eines buddhistischen Klosters. Nach Fertigstellung und Besichtigung dieser Klosterruine ging es nach einem Zwischenstopp in einem kleinen ‚Restaurant’ am Wegesrand, weiter in östlicher Richtung zum Banteay Kdai, ebenfalls einem buddhistischen Flachtempel aus Sandstein.

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Banteay Kdei / Angkor 23.01.09

Die Tempelanlage besteht aus amorph verschachtelten Galerien, Gängen, Toren und Räumen. Die neun Türme im Zentrum – ich konnte nur vier andeuten – sind bereits stark beschädigt und müssen gegen weiteren Verfall gestützt werden. Die meisten Dächer der Anlage sind eingestürzt und es gibt nur noch Fenster und Fassaden. Der Tempel soll die Funktion eines Beichtstuhles für den König haben – erbaut ebenfalls von Jayavarman VII. – in dem auch eine Anzahl von Mönchen lebte. Bei Vollmond versammelten sich hier tausend Mönche zum Gebet.

Nach Fertigstellung der Zeichnung, und da die Zeit nun doch schon recht fortgeschritten war, begaben wir uns mit dem TukTuk – samt Fahrer – zum Bayon, der kurz vor Sonnenuntergang phantastisch wirken soll.

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Sonnenuntergang am Bayon / Angkor 23.01.09

Der Bayon soll den Berg Meru, die Behausung der Götter, darstellen. Wiederum Jayavarman VII ließ durch seine Architekten und Handwerker mit der umliegenden Stadt Angkor Thom und seinem in der Mitte befindlichen ‚Berg’ Bayon seine irdischen Vorstellungen von der hinduistischen Kosmologie der Welt umsetzen. Da unterschied er sich in der Vorstellung dieses Weltbildes in keiner Weise von seinen ‚Amtsvorgehern’. Auf diesen Tempel’Berg’ werde ich auf meiner nächsten Seite stärker eingehen. Ein weiterer Besuch und Zeichnungen vor Ort am morgigen Sonntag sind von Nöten, um dieses beeindruckende Bauwerk eingehender zu behandeln. Leider ging der Sonnenuntergang so schnell vonstatten, dass die Gesichter in ihrer Helligkeit sehr schnell im Dunkel verschwanden.

Nach unserer Rückfahrt in die Stadt und in das Guesthouse gingen wir wieder ins Zentrum der Stadt, um uns zu stärken. In einem netten Lokal in einer Seitengasse nahmen wir Amok zu uns. Was ist Amok? Drei Esslöffel rote Currypaste, 8-10 getrocknete und fein gehackte Chilischoten, 1 Stange fein geschnittenes Zitronengras, ein Esslöffel Galangal ( ein Ingwer-ähnliches Gewürz), fünf kleingehackte, rote Schalotten und vier zerdrückte Knoblauchzehen mit möglichst wenig Wasser zu einer Paste anrühren. Ein Ei, ein EL Fischsauce, jeweils eine Prise Salz und Zucker mit zwei Tassen Kokosmlch in einer Schüssel verrühren.

In einen Kochtopf Fischfilet, Hühnchen- oder Schweinefleisch oder auch Shrimps geben. Die angerührte Kokosmilch dazugeben. In die Gewürzpaste Limetten und frische Basilikumblätter hinzugeben und bei mittlerer Hitze 20 – 25 Minuten köcheln, bis das Fleisch gar ist. Besonders authentisch ist es, wenn das Amok-Gericht in Bananen gegart und in einer ausgehöhlten Kokosnuss mit einem Teller serviert wird.

Nach Neuhauser, A. / a.a.O. Seite 279

Günter bestellte sich Amok mit Tofu und ich mit Huhn. Recht guter Geschmack und sehr gutes Bier dazu. Hinzu gesellte sich eine Dame des leichten Gewerbes, die ‚Anschluss’ suchte, aber von uns nicht weiter beachtet wurde.

Am Abend nach einem Kaffee die gleiche Szene des Vorabends, wir beiden Männer heiß umworben und blieben standhaft.

Weitere Pläne für die nächsten Tage sind heute Nachmittag die Erkundung des nordwestlichen Ufers des Tonle Sap, einschließlich des schwimmenden Dorfes Chong Kneas, weitere Erkundung der Tempelanlagen von Angkor, und hier besonders der Bayon und nun endlich auch, wenn es nicht mehr so voll ist, Angkor Wat daselbst.

Am Dienstagmittag geht es dann - so geplant und gebucht – für mich schon weiter nach Ho Chi Minh City / Saigon. Von dort werde ich dann noch einmal über die restlichen Tage in Angkor und Siem Reap berichtem.

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Meine weitere Reiseroute, die ich am kommenden Dienstagmittag von Siem Reap nach Ho Chi Minh City / Saigon fortsetzen werde.

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