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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 32, Teil 2 von 2
8
. bis 14. März 2009

Am nächsten Morgen, nach dem abendlichen Packen eines weitaus leichteren Rucksacks, sowie der Notwendigkeiten für die Maltasche – ohne Notebook, denn die nächste Seite sollte erst nach meiner Rückkehr am Donnerstagabend (12.3.) entstehen und war deshalb unnötiger Ballast - setzte ich am nächsten Morgen mit einigen Resortgästen mit dem Boot hinüber zum Ban Mouong, von dort sollte der Bus gegen 8:30 Uhr gehen.

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Karte der Fahrt von Ban Mouong nach Ban Nakassang (unterhalb von Khinak) am 9.3.09.

Der am weitesten südlich gelegene Teil von Laos heißt Siphandone, was auf Deutsch soviel wie 4000 Inseln heißt. Der Mekong erreicht auf diesem Abschnitt eine Breite von 14 Kilometern, von tausenden von Inseln und Inselchen unterbrochen. Die verschiedenen Arme des Mekongs ergeben zum Teil recht große, viele qkm umfassende, aber auch winzig-kleine bierdeckelgroße Inseln. Viele der Inseln verschwinden in der Hochwasserperiode in den Fluten des dann tobenden Stromes. Die größte Insel ist die Insel Khong. Sie ist 16 mal 8 Kilometer groß und beherbergt mehr als 25 000 Einwohner. Insgesamt soll es auf den Inseln verteilt etwa 60 000 Insulaner in 130 Dörfern geben. Ich hatte auf Axels Anraten geplant, den Besuch der Inseln und der Mekongfälle von Süden her anzugehen. Zuerst die Inseln Don Det und Don Khon sowie die Mekongfälle. Dafür hatte ich zwei Tage vorgesehen. Auf der Rückfahrt wollte ich dann noch eine Nacht in Khong – dem Hauptort der Insel Don Khong oder dem Hafen Muong Saen - einen Besuch mit Übernachtung verbringen. Am Donnerstagabend wollte ich rechtzeitig wieder zum Senden der Bilder und des Textes für die neue Tagebuchseite auf Done Daeng im Resort sein.

Kurz bevor der recht bequeme Kleinbus – kein Linienbus, sondern extra für diese Tour gechartert und umgerechnet drei € teurer als der ‚localbus’ – von Ban Mouong Richtung Siphandone startete, setzte sich ein ca. Mittdreißiger auf den Platz neben mir und fing gleich an zu erzählen. Mike – auf Wunsch den Namen geändert – stammt aus London und arbeitet in der Tourismusbranche irgendwo in Myanmar. Er schwärmte mir eine Zeit lang von der Schönheit Myanmars vor. Die Menschen seien dort sehr nett und gastfreundlich... auch die Kultur wäre sehr sehens- und erlebenswert. Anders als in den übrigen Ländern im fernen Südosten. Ich erklärte ihm meine Beobachtungen und Erfahrungen der letzten sieben Wochen, dass die von mir bereisten Länder Thailand, Kambodscha, Vietnam und nun Laos, sehr große Unterschiede in Sprache, Kultur, Religion und Umgang miteinander und mit Ausländern aufweisen würden. Der ‚Sammelbegriff’ Indochina ist in meinen Augen völlig falsch. Wir haben es hier mit verschiedensten Ethnien zu tun, mit auch noch unterschiedlicher Herkunft und Grundlage. Zusammenhänge und Parallelen kamen anders als in unseren historische Breiten zu Stande, und sind deshalb auch nicht mit den Begleitumständen der europäischen Völkerwanderung vergleichbar.

Die Tour von Ban Mouong über Ban To Mo und Ban Phathoumphone gestaltete sich zu Beginn als ‚normaler Ausflug’. Mit zunehmender Entfernung und Dauer der ca. 150 Kilometer langen Tour, wurde die Strecke holpriger. ‚Dank’ der doch wieder auf asiatische Menschen zugeschnittenen Sitzplätze machte sich mein Rücken bemerkbar. Kurz vor Don Khong wurde es schwer holprig. In Ban Hatsaykhoun – von dessen neuerem hoch gelegenen Wat, unweit der Hauptstraße 13, soll man einen traumhaften Blick auf die Mekong- und Insellandschaft haben – stiegen fast alle aus, um einen Fährkahn zur größten Insel Don Khong zu erreichen. Mike und ich und noch zwei Mitreisende fuhren weiter die Holperpiste hinunter bis zum Ban Nakassang, der Endstation des Busses, die gleichzeitig auch Fährort zu den Inseln Don Det und Don Khon ist. Das Dorf, ein Marktflecken mit Fährverkehr und Fischfang, machte auf mich einen recht ursprünglichen Eindruck.

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Ankunft mit dem Kleinbus in Ban Nakassang, dem Fährort nach Don Det und Don Khon am 9.3.09.

Mike hatte sich entschlossen die Tour in gleicher Weise wie ich zu gestalten, da im Anschluss – und anders als die bereits eine Station vorher Ausgestiegenen, die anschließend noch in südliche Richtung gen Kambodscha fahren wollen – auch er wieder Richtung Norden und später nach Myanmar zurückkehren müsse. Er hatte einen Tipp über ein preisgünstiges Guesthouse auf der Sunset-Seite der Insel bekommen. Der Fährmann brachte uns erst einmal mit seinem Kahn auf die Insel Don Det.

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Die Fährtour vom Anleger von Ban Nakassang zur Mekonginsel Don Det am 9.3.09

In Don Det angelangt, erinnerte mich die eine oder andere Ecke dann doch auch an Laramie (Pak Beng, der Zwischenstation um Weihnachten zwischen Houayxay und Luang Prabang gelegen). Die ersten Guesthouses waren zu teuer oder belegt... Es wurde wieder unbarmherzig heiß – wärmer als gestern auf dem Gelände des Wat Phou. Nach längerer Suche schien uns ein Guesthouse zuzusagen: die nette Wirtin des Guesthouses nennt sich selbst ‚Mama’!. War klar, dass ich bald Papa hieß, da ich der weitaus älteste – und das nicht nur vom Gesicht her, der anwesenden Twens war. Hier nahm ich erst einmal einen kleinen Papaya-Salat zu mir und begann, derweil ich auf den Salat wartete, eine Zeichnung der Uferböschung nach Westen aus ‚Mamas’ kleinem ‚Restaurant’.

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At the Tondon’s Bungalows – view from Mama’s Restaurant to the sunset-side. Don Det / Siphandone 09.03.09.

Leider war bei ‚Mama’ nur noch ein Bungalow frei, somit ließen wir unser Gepäck im Guesthouse und machten uns wiederum auf die Suche. Wir wurden sogleich bei der Nachbarin – einer Tochter von ‚Mama’ – fündig. Überdrüssig des Laufens bei der Hitze gaben wir uns geschlagen. Für nicht ganz drei € ein ‚Bungalow’ für jeden von uns mit großem Bett (weshalb?), einem großen Moskitonetz darüber - wie es scheint aus Armeerestbeständen - und einer Abseite mit Stehklo (‚Tiefstarter’) und einem Duschschlauch dahinter. Die Fenster sind horizontal vergittert, unter der Decke hängt eine müde Lampe, die nicht geht?! Und die Wände sind wie in Laramie nur von außen beplankt, d.h. die Unterkonstruktion ist von innen zu sehen (einschalig), und kann als Ablage benutzt werden... worauf massenhaft Kerzenreste hinweisen. Mir schwant etwas... ich höre Generatorengeräusche – Laramie ist überall! Nachts wird hier der Strom abgestellt! Ich schreibe erst einmal in der ‚Idylle’ mein Tagebuch und genieße die relative Ruhe.

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Schreiben des ‚Fernöstlichen Tagebuches’ auf Don Det im ‚Bungalow’ 10.03.09

In der ‚Bad-Abseite’ hängt ein Streifen 50 cm langes rosafarbenes, etwas angegangenes Klopapier und ein völlig versifftes Handtuch. Ich gehe zur ‚Wirtin’, nicht nur um für die Nacht zu bezahlen – ich muss mir morgen was anderes suchen – sondern auch, um nach einem anderen Handtuch zu fragen. Beim Verschließen der Tür fällt mir doch die Zierlichkeit des Vorhängeschlosses der Tür auf – würde dem Verschluss eines Damenschminkköfferchens Konkurrenz machen; es müssen also alle Wertsachen immer mitgenommen werden. Ich bekomme ein Handtuch, das vor meinen Augen frisch aus der Küche von der Leine gezogen wird. Es riecht nach Ei und irgendwelchem Gemüse. Ich werde mich morgen nach dem Duschen an der Sonne trocknen.

Ich spüre wieder die Seitenstiche gepaart mit Rückenschmerzen und das obwohl ich mit ‚leichtem Gepäck’ angereist bin. Im Laufe des frühen Abends begebe ich mich dann noch zur Nachbarin in ‚Mama’s Restaurant’, beende mein Bild vom Blick an der Böschung der Insel, genieße einen weiteren vietnamesischen orangefarbenen Tee und beginne, den Sonnenuntergang zu malen.

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Sonnenuntergang vor Don Det nach Westen (was sonst!) 09.03.09.

Nach einer Zeit gesellt sich auch ‚Mike’ hinzu und wir nehmen ein Abendessen – für mich mit viel Gemüse – gemeinsam ein. Der Sonnenuntergang wird immer phantastischer und alle starren gebannt in Richtung des Schauspiels. Fischerboote und Ausflugskähne ziehen Wellenstrukturen in den goldorangefarbenen, ruhig dahin fließenden Strom.

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Sonnenuntergang über dem Mekongarm vor Don Det 09.03.09.

Im Laufe des Abends lernen Mike und ich die Bewohner der ‚Tondong’s Bungalows’ im kleinen ‚Restaurant’ des Guesthouses kennen. Es ist eine Mischung aus Finnen, Norwegern, Engländern, Schweden, Schweizern und mir als einzigem Deutschen. Alle sind so zwischen zwanzig und max. dreißig Jahren alt. Herausfallen Mike und ich als ‚Papa’. Mama fährt Getränke auf und wir ziehen Vergleiche sozialer Leistungen im europäischen Maßstab und allgemeiner Politik. Ausgangspunkt war die Lage in Myanmar und in Thailand... Spiel der Kräfte... und doch nie eine Veränderung. Wir kamen dann auch schnell zu Befindlichkeiten im eigenen Lande. Zu Ende diskutiert wurde es nicht, da sich doch einige herauszogen, als es um die Kritik eigener Politik und Befindlichkeit ging... sehr interessant!

Wir beschließen – nachdem ich nach den Wasserfällen gefragt hatte – mit gemieteten Fahrrädern am nächsten Tage zu einem Anleger auf Don Kohn zu fahren, um dort einen Kahn zu den Wasserfällen zu chartern (‚ist dort billiger’).

Ich verabschiede mich bald, um mir an dem Abend, bevor die Generatoren abgestellt werden, noch eine neue Bleibe für den nächsten Tag zu suchen. An diesem Abend ging ich nicht so spät ins Bett, um ausgeschlafen in den neuen Tag zu gehen. Natürlich ging das Licht im ‚Bungalow’ nicht!! Ich wühlte im Rucksack nach der Taschenlampe und...sie war auf Done Daeng im Resort geblieben, weil ich den Rucksack gewechselt hatte?! Ich hatte noch die Kamera mit dem großen Display: das brachte Licht und ich konnte so beim aufs Klo gehen in das Loch im Boden zielen. Es war eine stockdunkle Nacht. Der Rücken schmerzte höllisch und durch Übungen und Eigenmassage versuchte ich, mich der Schmerzen zu erwehren. Es war fast zwecklos, allein ich wusste nun, wo der Punkt lag, den es zu bearbeiten galt. Auch lag hier die Ursache für mein Seitenstechen und meiner vermeintlichen ‚Gallenblasenbeschwerden’ – alles ging von eingeklemmten und von erhärteter Muskulatur umschlossene Nerven aus, rechts von der Wirbelsäule fast in der Mitte gelegen. Ich legte mich zuerst auf meine Faust und dann auf die Knöchel der geballten Faust: das brachte vorübergehende Linderung, und dort schien auch die Ursache meiner Schmerzen zu liegen. Erst in den frühen Morgenstunden fand ich in den Schlaf.

Am nächsten Tage wechselte ich mein Domizil – das mit der Kahnpartie zum Wasserfall hatte sich erledigt, ‚die Jugend’ wollte lieber Partie machen an diesem Abend... so sind sie eben??! So entschloss ich mich für die teurere Variante einer Einzeltour am Mittag. Ich verabschiedete mich von ‚Mike’ und wünschte ihm alles Gute für seinen weiteren Aufenthalt auf den Inseln und seine Rückreise nach Myanmar.. Kaum hatte ich mein Zimmer im ‚Little Eden’ unweit des Anlegers bezogen, setzten wieder heftigste Rückenschmerzen und Seitenstiche ein. Ich konnte mich mit Mühe etwas eher zum Bootsverleih schleppen, um meine Tour am Mittag zu stornieren. Kulanter Weise erhielt ich das Geld zurück, ich versprach dem Verleiher, mich am nächsten Tage zum Festland bringen zu lassen und auch bei ihm das Busticket für die Fahrt zurück nach Pakxe zu kaufen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit drei bis vier Paracetamol im Blute – aber ohne Wirkung - in meinem Zimmer. Ich massierte wieder selbst und oh Wunder- am späten Nachmittag waren die Schmerzen wie durch Geisterhand verschwunden. Ich kaufte trotzdem das Rückfahrtticket für den nächsten Tag und ließ mir gleich in der Nachbarschaft eine eineinhalbstündige Massage mit besonderem Öl, von zarter, aber durchgreifender Hand, verabreichen. Abends auf der Restaurantterrasse des ‚Little Eden’ gab es nur einige kühle Orangensäfte und einen frischen Obstsalat, weil der Organismus total aus dem Rhythmus gekommen war und ich nur ‚leichtgängiges’ – seit dem Frühstück die erste Speise – zu mir nehmen konnte. Nun habe ich fast den zweiten Sonnenuntergang auf der Insel verpasst und ich hole es im Halbdunkel nach.

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Blick vom fast nächtlichen ‚Little Eden’ auf der Mekonginsel Don Det zu den umliegenden Inseln Richtung Westen 10.03.09.

Vielleicht ein ehrliches Bild, da es meiner derzeitigen Stimmung ob der körperlichen Befindlichkeit entspricht. Am Abend dann auch mit Axel und Phone besprochen, welche Möglichkeiten meines Rücktransportes am folgenden frühen Nachmittag von Pakxe zur Insel Done Daeng bestehen. In dieser Nacht sind die Schmerzen unerträglich – immer wenn ich mich hinlege und versuche, mich zu entspannen, nehmen die Schmerzen bis zur Unerträglichkeit zu - und ich laufe stundenlang im gefliesten gut ausgestatteten Zimmer im Kreis. Erst gegen Morgen finde ich eine halbe Stunde lang in den Schlaf. Gegen Morgen gehen nach ‚Eigenmassage’ die Schmerzen auf ein erträgliches Maß zurück. Ich nehme ein frugales Frühstück – Obstsalat wie am Vorabend – in dem netten Restaurant mit etwas reservierter Bedienung des ‚Little Eden’ sowie einen Tee zu mir. Eigentlich waren das Zimmer und das Bad recht gut... nur wurde auch hier um 23.00 Uhr der Strom wieder abgeschaltet, aber hier gab es wenigstens Steckdosen, so konnte ich diverse elektrische Geräte (Rasierer, Mobiltelefon, Akku der Kamera) wieder aufladen.

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‚Little Eden’ Guesthouse and Restaurant Don Det (Ban Hua Det) Si Phan Don (4000 Islands) Champassak Laos
Email: Little.Eden@ymai.com
Phone: ++856 305346020, Mobile: ++856 207739045

Mit Sack und Pack ging es wieder auf die Dorfstraße von Ban Hua Det, es ist kurz vor 7:00 Uhr in der Früh und für diesen kleinen Ort, der hauptsächlich vom Tourismus lebt, ist schon erstaunlich viel Betrieb. Auf der ‚Hauptstraße’ dann auch die Szene der – in Thailand heißt das Tham Boun = gute Taten tun und damit Pluspunkte für sein nächstes Leben sammeln/ in Laos heißt es Sai Bath – Frauen, die am frühen Morgen die Speisung von Mönchen, die mit einem Bettelgefäß durch die Straße von Don Det ziehen, durch eine Gabe von Essbarem unterstützen.

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Auf der Dorfstraße in Ban Hua Det auf der Insel Don Det um kurz vor sieben in der Frühe.

Die Gläubigen füllen die Gefäße der Mönche mit Speisen, ohne diesen morgendlichen Rundgang der Mönche als Betteltour zu betrachten. Im Gegenteil: man ist den Mönchen dankbar, dass sie den Gläubigen die Möglichkeit geben, Verdienste zu erwerben. Das seltsame ist, dass ich bisher nur Frauen – auch in Thailand - bei dieser ehrbaren Tätigkeit beobachten konnte?!!

Der Kahn geht anschließend über bewegtes Wasser hinüber zum Festland nach Ban Nakassang. The local bus, ein umgebauter offener Viehtransporter, fährt um 8:30 Uhr Richtung Pakxe. Er ist voll besetzt mit fast vierzig Leuten und einigem Viehzeug, Hühnern etc.. Von unserem mitteleuropäischen Wuchse würden max. 25 Leute auf dem Gefährt Platz finden. Ich quetsche mich so gut es geht auf eine der längs zur Fahrtrichtung weisenden karg gepolsterten Bänke und versuche, meinen Rücken gegen einen Metallträger gelehnt, zu entspannen. So holpern wir wieder kilometerweit über die ‚Buckelpiste’ zurück zur Hauptstraße 13 gen Norden nach Pakxe. Auf der Strecke steigen Leute hinzu, andere verlassen den Bus... es werden nicht weniger Passagiere. An Haltestellen stehen Frauen mit Gebratenem und Geschältem bereit zum Verkauf ihrer zubereiteten Speisen.

Auf halber Strecke ist ‚Pause’ und alle Insassen des Busses werden mit Waren der laotischen Küche überhäuft. Auch mir hält man auf dem Feuer zubereitetes Fleisch zum Verzehr entgegen.

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Ein ‚local bus’ wird von Essenverkäufern umworben. . . . .Eine frisch zubereitete Portion Fleisch

Der Bus kommt nun bald in Gefilde, die ich von den Fahrten zwischen Ban Mouong und Pakxe schon kenne. Der Fahrer kutschiert sein Gefährt aber keinesfalls in die Stadt, sondern weit hinaus an den Stadtrand und einen Markt, neben dem sich auch gleichzeitig der Busbahnhof von Pakxe befindet. Hier wird in ein größeres TukTuk umgestiegen, um mit noch dichterer Besetzung als im local bus in die Innenstadt zu gelangen. Ich sage immer wieder ‚Centre’, da beim ersten Anlauf der Begriff ‚Hospital’ oder ‚Hopital’ Unverständnis zu erzeugen scheint. Am Schluss bin ich der Letzte, der sich noch auf der Ladefläche befindet. Mir fällt ein, dass sich in meinem Rucksack auf dem Dach des TukTuk ein Laos-Dictionary befindet. Aber sie fahren und fahren. Ich verlege mich auf die Pantomime. Lege mich auf die Bank, gebe mir mit der rechten Hand im Liegen eine Injektion in die linke Armbeuge... deute mit der Geste beider Hände Tropf und Schlauch zum Körper an... vergebens! Auch das Wort ‚Doktor’ erzeugt Hilflosigkeit. Inzwischen steht das Tuktuk längst und Umstehende laufen interessiert zusammen. Jetzt muss ich aufpassen, dass vor dem Hintergrund meiner nicht ganz bühnenreifen Einlage sie nicht die Männer in den weißen Anzügen und den schnellen weißen Turnschuhen holen, damit diese mir den Schlafanzug mit den durchgehenden Ärmeln anziehen, um mich in ein ‚geschlossenes’ Krankenhaus zu bringen... schnell weg. Das Tuktuk fährt sehr zügig zu einem größeren Hotel, der Portier beherrscht das Englische und er übersetzt: ‚hóhng mór’ ... das Wort fehlte mir! Sie fuhren keine hundert Meter mit mir um die Ecke und wir waren da, am ‚Kreiskrankenhaus’ von Pakxe!

Das weiße Gebäude mit seinem großen Parkplatz davor und den vielen Nebengebäuden schimmerte im Sonnenlicht. Nun wird alles gut! Der netten Schwester von der Aufnahme in der letzten Woche begrüßte mich wie einen alten Bekannten und ich konnte ihr nun die Geschichte erzählen. Ihr Englisch ist glücklicherweise sehr gut und sie ließ mich, begleitet von einer Schwesternschülerin, zur Abteilung der ‚Rehabilitation’ geleiten.

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‚Rehabilitations Abteilung’ in der linken äußeren Ecke des Krankenhausgeländes des Kreiskrankenhauses von Pakxe

Hier begrüßte mich ein für hiesige Verhältnisse hochgeschossener hagerer nett lächelnder Physiotherapeut, Herr Somsith Somsacksith. Er fragte mich ausgiebig in gutem Englisch nach meinen Beschwerden und meiner Krankengeschichte. Anschließend forderte er mich auf mich zu entkleiden, mich auf eine Liege zu legen und sogleich begann er mit einer heißen Salbe, inbrünstig die Muskulatur meines kranken Rückens zu bearbeiten. Sofort breitete sich eine wohltuende Wärme über meinem Rücken aus. So knetete er mir erst den Rücken durch und dann den restlichen Körper. Die ganze Massage dauerte fast eine Stunde und danach zeigte er mir noch einige Übungen und verschrieb mir aufbauende und Schmerz mildernde Mittel, die ich anschließend in der im Krankenhaus befindliche Apotheke erstehen konnte. Die ganze Behandlung incl. der Medikamente kosteten mich umgerechnet keine 6 € !

Bevor ich in die hauseigene Apotheke ging, entdeckte ich in der Ecke des Physiotherapeuten Somsacksith eine Personenwaage älterer Bauart. Ich bestieg sie und war höchst erstaunt. Sollte sie stimmen, hätte ich seit meiner Ankunft in Thailand ca. 8 Kilogramm abgenommen. Herr Somsacksith wollte mir für seine einstündige Tätigkeit ein Honorar von ca. 1,5 € in Rechnung stellen. Das kam so nicht ‚in die Tüte’. Das Honorar war deutlich zu niedrig. Er gab mir seine Telefonnummer und Email-Adresse für etwaige Notfälle oder wenn ich mich für eine weitere Behandlung wieder anmelden würde wollen. Ich werde ihn auf jeden Fall vor meiner Weiterreise noch einmal aufsuchen!

Im Anschluss an die erholsame und beruhigende Behandlung fuhr ich mit einem TukTuk in das nahe gelegene Indische Restaurant, in dem Axel, Phone und ich in der letzten Woche schon einmal recht gut gegessen hatten. Per Telefon hatte ich mich hier mit Axel und Alom verabredet. Hier nahm ich wieder ein herrliches indisches Gericht auf scharfer Tomatenbasis zu mir. Die Zeit des Wartens auf das Essen und die beiden ‚Abholer’, vertrieb ich mir mit dem Skizzieren der gegenüberliegenden Straßenecke mit dem Royal Pakse Hotel darauf.

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Die Straßenecke gegenüber des indischen Restaurants ‚Nasim’ mit dem Royal Pakse Hotel darauf am 11.03.09 gesehen.

Axel wollte am Abend mit dem Nachtbus in die Hauptstadt nach Vientiane fahren, um private Angelegenheiten zu regeln. Alom sollte mich dann mit dem Wagen vom Resort ‚La Folie Lodge’ nach Einkäufen auf dem Markt wieder zum Boot in Ban Mouong chauffieren, um zur Insel Done Daeng übergesetzt zu werden. Ich freue mich, wieder bei den sehr zuvorkommenden Leuten im Resort zu sein und werde sehr nett von Phone – Axels Frau – begrüßt. Ich habe zwar nur einen geringen Teil der 4000 Inseln gesehen - die Mekongfälle überhaupt nicht - bin aber froh, überhaupt wieder einigermaßen hergestellt zu sein.

Am Nachmittag direkt nach meiner Ankunft beziehe ich ein neues Domizil auf dem Gelände des ‚La Folie Lodge – Resorts’. Es besitzt einen geräumigen Balkon mit Blick auf den Mekong und der nun schon bald untergehenden Sonne. Der Anblick strahlt für mich eine unendliche Ruhe aus, mit der dahin ziehenden Wasserbüffelherde und den Menschen, die ihre getrockneten Hinterlassenschaften als begehrten Gartendünger in Säcken sammeln. Der Mekong ist als helles und ruhig dahinfließendes Band am oberen Bildrand gerade noch zu sehen. In vier Monaten ist das alles wieder eine einzige riesige Wasserfläche... bis hinter die Zäune im Vordergrund. Dann kann man mit dem Boot fast bis an das Haus fahren!

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Vor meiner Rückfahrt und des Erstehens eines Visums für Thailand melde ich mich in der nächsten Woche wieder an dieser Stelle zu ähnlicher Zeit. Ich wünsche allen Daheimgebliebenen... haltet durch, das Frühjahr steht wie in jedem Jahr unmittelbar vor der Tür.

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