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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 9
28. September bis 4. Oktober 2008

Nach einem sehr ruhigen Sonntag, an dem ich mich nach dem Aufwachen wesentlich mit Lesen und anschließendem Einkauf beschäftigte, habe ich mir am Abend ein leckeres Essen, bestehend aus Gemüse, verschiedenen Kräutern Schweinefleisch und Glasnudeln, zubereitet... das Ganze pikant abgeschmeckt. An diesem Abend nicht so spät ins Bett gegangen, da ich für den nächsten Morgen die Fahrt mit dem Bus zur Grenze nach Myanmar (ehem. Birma oder auch Burma) zur Verlängerung meines Visums geplant hatte. Am Abend zuvor noch bei einer Bekannten und Freundin der Hausbesitzerin in Mae Sai, der Grenzstadt, angerufen, um mich nach einem guten und günstigen Hotel zu erkundigen. Die Wahl fiel auf ein Resort am Rande der Stadt mit schönem Ausblick. Sie selbst arbeite in einem chinesischen Hotel und empfahl mir das Pu Tawan Resort. Am Montag, dem Tag vor Ablauf des ‚ersten Teiles meines dreiteiligen Reisevisums’ bin ich von der Hauptstraße unweit ‚meines’ Häuschens mit einem Songthaew zum Busbahnhof in Chiang Rai gefahren, um den Bus um 9:00 Uhr ins 70 Kilometer entfernte Mae Sai zu bekommen. Die Fahrt ging entlang der Asian Street 2 (A 2), die gleichfalls auch Highway 1 ist, in Richtung Norden, der gleichfalls nördlichster Punkt Thailands ist. Die Straße führt vorbei am Dorf (Ban) Duchanee und der Maefaluang University (beide schon auf Tagebuchseite 2 und 3 behandelt) , vorbei an Mae Chan (auf Tagebuchseite 7 erwähnt), vorbei an Ban Pha Sang (Abzweig nach Mae Salong, dem chinesischen Ort in den Bergen) sowie an den Orten Si Kham, Mae Kham und Huai Khrai. Dahinter beginnen sich auf der linken Seite die Gebirge des thailändisch-myanmarischen Grenzgebietes zu erheben. Das Daen Lao Range – Gebiet mit Bergen zwischen 1470 und 1985 Metern. Das Gebirge trennt ‚fast natürlich’ das Staatsgebiet Thailands von Myanmar (ehemals Birma). Gewaltige Gebirgsrücken begleiten die Strecke bis kurz vor Mae Sai.

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Busfahrt von Chiang Rai nach Mae Sai. Die Berge sind die Grenze zu Myanmar. 29.09.08

Nach einigen Kilometern durchfährt der Bus den Ort Pong Pha. Von hier sind es nur noch 7 Kilometer bis zum Busbahnhof von Mae Sai. Ich bin wie besprochen im Resort Pu Tawan, am westlichen Ortsrand am Hang gelegen, untergekommen. Ein außerordentlich schönes Zimmer mit Blick auf den westlichen etwas neueren Ortsteil nicht weit vom Fluss und dem Markt (ca. 10 – 15 Min. Fußweg). Das Zimmer hat eine kleine Eingangsterrasse, von der es einen wunderschönen Blick zum Malen gibt. Hier werde ich es die nächsten zwei Tage gut aushalten können. Trotz des kleinen Lüftchens, das hier am Hang weht, ist es immer noch recht brütend. Nach einer kleinen Verschnaufpause und einer kleinen Erfrischung aus dem Zimmerkühlschrank – wie war das gleich?... ‚Water is in Thailand always ...’ (siehe letzte Woche Tagebuch) genommen und die Räumlichkeiten inspiziert: AC / TV / Kühlschrank / etwas Duschklo, aber gut von der Toilette getrennt ... und der Blick! Für 500,- Baht) und dann sogleich mit einer kleinen Skizze begonnen... herrlicher Blick über den Ort.

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Blick auf Mae Sai vom Pu Tawan Resort . Blick gen Südosten / am 29. Und 30. 09.08

Gegen 15:30 Uhr werde ich abgeholt zu einem Ausflug zum Wat Tham – Pha Chom, einer Wat-Besonderheit, die ich bisher in keinem Reiseführer gefunden habe. Der sichtbare Teil des Wat ist relativ neu; bei näherer Betrachtung ist dann der ‚Kern’ des Wat sehr alt. Auf dem Parkplatz?! , der inzwischen teilweise zur Baustelle für einen neuen Gebäudekomplex geworden ist, befinden sich zwei hallenartige Gebäude ohne Wände. Der längs verlaufende Gebäudeteil dient als Andachts- sowie gegenwärtig als Lagerräumlichkeit. Ersteres ist durch einen bronzefarbenen, etwas beleibten älteren Buddha und viele kleine Sandsteinbuddhas an der Balustrade gekennzeichnet. Davor werden Latten, Gerüste und andere Baumaterialien gelagert.

Die zweite Halle, im rechten Winkel zur eben beschriebenen verlaufend, beherbergt einen mindestens 15 bis 18 Meter langen, liegenden Buddha. Er liegt auf einer Nackenrolle und seine rechte Hand unterstützt diese liegende Position in diesem luftigen Unterstand ( siehe aquarellierte Skizze im Anschluss an diesen Abschnitt). Eine Treppe führt hinauf zum eigentlichen Gebäude. Es ist neueren Datums und in massiven geschliffenen Steinplatten ausgeführt. Rechter Hand führt eine Treppe hinauf zu den Felsen. Ein fast unscheinbares vergittertes Eingangstor verdeckt teilweise eine Felsspalte, die erwartungsvoll Einlass gebietet.

Nach dem Durchschreiten dieser Felsspalte eröffnet sich eine geräumige Höhle mit wahrlich!! einer Art Treppenhaus hinab in die eigentliche Höhle. Von Räucherstäbchengeruch geschwängerte Luft schlägt uns aus einem gewaltigen, hallenartigen Höhlenlabyrinth entgegen. Der riesige Raum birgt eine große sitzende, von Hunderten von Kerzen angestrahlte Buddhastatue. Rechts neben der goldenen Figur besteht die Möglichkeit der Ablage von Blumen, Einstecken von Kerzen und Räucherstäbchen. Man ist in diesem Raum gefangen von der Andächtigkeit des Ortes, so wie ich es bisher selten erlebt habe. Die Höhe der Decke dieses riesigen Raumes ist nicht auszumachen. Eine weitere Treppe linker Hand führt noch tiefer in das Felsengebilde in einen nur noch spärlich erleuchteten Raum. Ein Mann hockt vertieft ins Zwiegespräch vor einer eindrucksvollen weiteren dunklen Buddhafigur. Nach kurzem Verweilen wenden wir uns wieder zum Ausgang dieses großen Höhlenraumes. Eine ewig lange Treppe – die mich von der Länge an die Rolltreppen der Londoner U-Bahn erinnern – führt wieder hinauf zu der anfänglich betretenen ‚Eingangshalle’ hinauf zu dem relativ kleinen Spalt im Felsen. Ein wirklich ganz anderer Wat-Besuch, außerordentlich eindrucksvoll mit vollkommen neu geschaffenen Bauten in geringem Abstand zum ’Höhlenwat’. Der Weg führt nun hinaus über eine Terrasse mit Blick auf den unterhalb des Gebäudes liegenden Buddha unter dem luftigen Dach. Die Frau (Srisuda oder auch Aod von Freunden genannt) des chinesischen Hotels, die mich an diesen, zu diesem Zeitpunkt von keinen Touristen besuchten Ort führte, muss für ein bis zwei Stunden zurück in das Hotel, um Dinge zu organisieren – sie hat in dieser Woche Nachtdienst. Sie lässt mich zurück und ich finde Zeit, die in Gesellschaft von umherlaufenden Hähnen und Mönchen den Blick vom Wat auf die liegende Buddhafigur zu skizzieren und zu kolorieren.

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Wat Than Pha Chom 29.09.08

Gegen 18:00 Uhr werde ich wieder abgeholt zu einem recht schmackhaften Fischessen auf dem weitläufigen Grundstück einer Tankstelle?! Die Fische werden in einem Becken dahinter gehalten und somit sehr frisch zubereitet (schmecken weder nach Öl noch nach Benzin oder gar Diesel!).

Gegen 20:30 Uhr wieder im Resort und Tagebuchaufzeichnungen vervollkommnet sowie ins Fernsehprogramm geschaut. Leider sind für mich sehr viele nicht zu verstehende chinesische Sender eingestellt, wahrscheinlich durch die Nähe zu China – Yunnan ist nur 100 Kilometer entfernt – und wohl auch durch viele chinesische Gäste?

Erstaunlich sind die doch recht guten Kulturprogramme, in denen viel westliche Kultur geboten wird (Ausstellungen, Konzerte etc.)

Am nächsten Tag nach einem Gang durch das alte Viertel hinter dem Markt und dem Grenzfluss Mae Sai um 12:00 Uhr Srisuda am Grenzkontrollpunkt am nördlichsten Punkt Thailands – gekennzeichnet durch ein kleines Denkmal – getroffen, um mir von ihr Sehenswürdigkeiten auf der anderen Seite in Tachilek, dem Grenzort von Myanmar, zeigen zu lassen. Die Grenze zwischen diesen beiden Städten wird durch den Mai-Sai-Fluss gebildet, der an dieser Stelle recht schmal ist. Nach kurzen Grenzformalitäten auf der thailändischen Seite dann die Brücke passiert, um auf der anderen Seite von Grenzbeamten der Union of Myanmar in Empfang genommen zu werden.

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Der Übergang nach Myanmar von der thailändischen Seite ungefähr auf der Mitte der Brücke gesehen.

Wir wurden dann in einen kleinen Raum gewunken und nun gestalteten sich die Grenzformalitäten etwas umständlich. Abgabe des Reisepasses (für Nicht-Thailänder) ‚Eintrittsgeld’ von 500,- Baht (10,-Euro), nicht ganz billig. In der kleinen Amtsstube sitzen drei Männer und eine Frau. Der erste Tisch rechts vom Eingang ist Kontroll- und ‚Zahltisch’. Frontal sitzen eine Beamtin und ein Beamter jeweils an einem PC. Auf der linken Ecke des PC ist jeweils eine winzige Kamera angebracht, mit der jeder Nicht-Thailänder fotografisch erfasst wird. Der Ausdruck bestätigt den Inhaber des Passes... aber er/sie bekommt den Ausdruck nicht. Der wird in den Pass eingelegt und an die beiden Herren am Zahl- und Stempeltisch zurückgegeben. Nun das Geld entrichten.. der Stempel und ... der Ausweis wird einbehalten. Nun bin ich ‚vogelfrei’. Alles ist sehr umständlich, sehr formal und erinnert mich an die Grenzformalitäten zu DDR-Zeiten.

Nachdem wir den Grenzkontrollpunkt und die Brücke passiert haben, werden wir von einem Motorrad-Samlor-Fahrer (Motorrad-Rikscha) angesprochen, ob wir zur Kopie der Shwedagon-Pagode, dessen Original in Yangon (früher Rangun), der Hauptstadt von Myanmar (früher Burma) gefahren werden wollen. Eineinhalb bis zwei Stunden für 150 Baht (umger. 3,-Euro). Die Fahrt geht durch die kleine Stadt Tachilek, deren Straßen recht staubig anmuten und deren spärliche Asphaltdecken der Straßen mit unzähligen Schlaglöchern zerfurcht sind. Der Samlor-Fahrer versucht, diesen zum Teil einen Quadratmeter großen Löchern geschickt auszuweichen, das ob der Vielzahl nur bedingt gelingt. So rumpeln wir durch den Grenzort. Die Gesichter der Frauen sind alle mit einer ockerfarbenen Schminke versehen, die häufig goldgelb glänzt. Das Puder mit dem Namen Sanatkar wird aus dem Holz eines Baumes gewonnen, mit Wasser angerührt und auf das Gesicht und teilweise auch auf die Arme aufgetragen, so wurden wir später gewahr, ist überall auf den Märkten und in den Geschäften zu erstehen. Es muss regelmäßig erneuert werden, da es, wenn es abblättert, nicht sonderlich ansehnlich erscheint. Bei den Menschen ist in Hautfarbe, Augenschnitt und Statur eine gewisse Nähe zu Indien und Pakistan nicht zu leugnen. Die Verbindung zu thailändischen Menschen in Aussehen, Sprache und Kultur sind nicht groß. In der Vergangenheit haben sich beide Völker stärkstens bekriegt.

Die Motorradrikscha biegt nun nach ca. zwei Kilometern nach links von der Hauptstraße ab und quält sich eine steile Straße hinauf und hält vor einer goldroten Pagode, dem Wat Yu Khao. Nach kurzer Rast Besuch des Tempels und einer sehr schnellen Skizze des ‚Turmes’.

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Wat Yu Khao in Tachilek / Myanmar

Die Weiterfahrt gestaltet sich nun noch abenteuerlicher – das kleine Motorrad mit uns als Anhängsel bäumt sich gegen den Berg auf und wir fast mit ihm. Die letzte Steigung vor dem Gipfel ist die steilste ... an ein Foto ist vor dem Hintergrund der Holperfahrt nicht zu denken. Oben angekommen bietet sich uns das ergreifende Bild einer prächtigen Pagode, die ich – unter Anteilnahme der Verkäufer, deren kleinen Kinder und einiger weniger Besucher beginne zu malen. Es gesellt sich eine Postkartenverkäuferin hinzu und stellt von ihrem Mann produzierte kleine Kunstwerke vor. Recht schöne kleine Postkarten in Öl auf gestrichenem dünnem Karton gemalt... das Stück zu 10 Baht. (Alles ‚Unikate’ ... zwar Serienproduktion ...aber mit viel Liebe!)

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Die Kopie der Shwedagon Pagode (Original in Yangon – Hauptstadt von Myanmar) hier im Grenzort Tachilek

Als vermutlich der erste Engländer Ralph Fitch im Jahre 1586 die Pogode in Rangun erblickte, schreibt er in seinen Reisebericht: „Es wird Dagon genannt, ist von wundersamer Höhe und zur Gänze vergoldet. Dieser Ort muss der märchenhafteste der ganzen Welt sein.“ aus: Farovik, T. / In Buddhas Gärten /München 2007/ Seite 295.

Nach einer dreiviertel Stunde, auch der Fahrer hatte das Geschehen geduldig verfolgt, geht es zurück in das Städtchen, das neben Pagoden noch den Markt unter und rechts neben der Brücke zu bieten hat. Nach dem Kauf von einer kleinen Ausstattung (Markenhemden??! für 3,- Euro und Hose für 7,- Euro) dem Kauf von Tee (endlich!) und einer Nirosta-Teekanne, geht es zurück zum eigentlichen Grund meiner Reise und des Grenzganges: dem Stempel, nach meiner Meinung dem ersten von drei ‚Reisestempeln’ meiner drei Ein- und Ausreisen.

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Grenzübergang von Myanmar nach Thailand an der Brücke des Mae Sai 30.09.08

Hier nun die böse Überraschung und mit Hilfe meiner Begleitung auf Thai noch einmal bestätigt: Meine Einreise am 2. August war schon der erste Stempel. Dieser ist nun der zweite, was bedeutet, dass ich nur noch einmal aus- und wieder einreisen kann. Das würde bedeuten, keine Reise nach Luang Phrabang in Laos, da ich sonst nicht wieder einreisen kann. Das Visum wäre somit mit dem Stempel am 28. Nov. und der Ausreise nach L.P. verfallen. Es gibt noch die Möglichkeit, wenn man eine gewisse Barschaft nachweisen kann und weder dem Staat noch Privatperson hier auf der Tasche liegt. Weitere Klärung beim Immigration Office in Mae Sai. Mal morgen bzw. übermorgen sehen. Erst einmal wieder rüber ... alles ist irgendwie machbar. Es wird allmählich dämmerig und nach einem kleinen Essen – meine Begleiterin muss wieder im Hotel arbeiten - verabreden wir uns für den nächsten Tag zum Goldenen Dreieck und nach Chiang Saen zu fahren.

Am Mittwoch gegen 9:00 Uhr aufgestanden, die Zeichnung vom Blick über den neuen Stadtteil von Mae Sai fertig gestellt und eine kleine Runde am Wasser gedreht, um einige Fotos von den alten Holzgebäuden am Fluss zu machen, über den Markt zu bummeln und dann gegen 12:30 Uhr wieder im Resort zu sein. Um 13:00 Uhr kommt Srisuda, um mich zur Fahrt nach Chiang Saen abzuholen. Nach längerer Anfahrt über die 1290 über Ban Wang Lao kurzer Halt am ‚Sop Ruak’ (‚Goldenes Dreieck’).

„Der Name taucht erstmals 1971 auf, und zwar in einem Artikel des in Hongkong erscheinenden Magazins ‚Far Eastern Economie Review’ . Der stellvertretende Außenminister der USA, Marshall Green, hatte ihn erfunden, und die Bezeichnung kam so gut an, dass sie fortan nur noch mit Großbuchstaben verwendet wurde. „The Golden Triangle“ wurde zum Synonym für Opium, Profitgier und Gesetzlosigkeit. Allmählich wurden auch die Opiumbauern abhängig, und von zahlreichen Vorposten wie Sop Ruak aus fand das Gift seinen Weg in die ganze Welt.“...

„Lange Zeit war das Goldene Dreieck das größte Opiumanbaugebiet der Welt. Doch in den letzten Jahren ist die Produktion zurückgegangen. Im thailändischen Teil des Dreiecks sind die Mohngewächse quasi ausgestorben und durch nützliche Pflanzen ersetzt worden:“aus: Farovik, T. a.a.O. Seite 250/251

Opium wächst eigentlich auf einer Höhe von über 1000 Metern, eine Tatsache, die in Sop Ruak nicht gegeben ist. Der Ort ist somit nur rein symbolisch das ‚Zentrum’ des Opiumgeschäfts, es wurden vielleicht hier große ‚Deals’ geschlossen... angebaut wurde hier nie etwas!

Ich stehe kurz an dem Länderdreieck, wo der Mae Sai in den Mekong fließt und eine scheinbar natürliche Grenze zwischen unterschiedlichen Staaten bildet. Eine kleine Touristenattraktion ... sonst nichts... kein tatsächlich wichtiger Ort. Da ist schon das ca. 11 km südlich von Sop Ruak liegende Chiang Saen interessanter.

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Karte des Dreiländerecks Sop Ruak, Goldenes Dreieck / Golden Triangle

In Chiang Sean sind Ruinen aus dem 10. Bis 12. Jahrhundert zu besichtigen. Der Name der Stadt gibt auch gleichzeitig einen bestimmten historischen Stil und seine Zeitrechnung an. Die Stadt war Hauptstadt des Königsreiches und mit einer 8 Kilometer langen Stadtmauer umgeben. Reste dieser alten Mauer sind noch heute zu sehen. Die Bauweise ähnelt dem der Mauerreste, die ich in Sukhothai gesehen hatte. Chiang Saen liegt nur 100 – 200 Jahre vor der Zeit von Sukhothai! In einem nationalen Museum soll hier einiges diesbezüglich zu sehen sein. Nach einem kurzen leckeren Essen fahren wir weiter südwärts am Mekong entlang zum Wat Pha Goa. Oberhalb des eigentlichen Wat befindet sich ein weiteres ganz aus Teak-Holz gebautes Wat-Gebäude. Ebenso wie das Äußere und die konstruktiven Bestandteile ist die Inneneinrichtung in Teak erstellt und anschließend vergoldet worden. Hier legen wir eine kurze Rast ein um den Wat zu skizzieren.

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Wat Pha Goa 1.Okt. 08

Unterhalb des Wat befindet sich ein kleiner gemauerter und gefliester ‚Nebentempel’.
Von hier hat man einen wunderbaren Blick über den Mekong Richtung Chiang Saen und Sop Ruak. Auch hier habe ich eine kleine Skizze gefertigt, um sie dann am späteren Abend im Resort fertig zu stellen.

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Blick vom Wat Pha Goa auf die Mekong-Schleife bei Chiang Saen 1. Okt. 08

Nach diesem Ausflug noch nach Mae Sai gefahren und nach einem Restaurantbesuch erschöpft am Resort absetzen lassen. Somit ist an diesem Abend nicht mehr so viel an den Zeichnungen verändert oder ergänzt worden. Morgen soll es noch einmal zur Einwandererbehörde gehen, um weitere Möglichkeiten auszuloten. Am Morgen meiner Rück- und Weiterfahrt nach Mae Salong auf der Terrasse des Resort noch eine kleine schnelle Skizze gefertigt.

Das Problem besteht im etwas langsamen Personal – der umständlichen Zubereitung eines englischen Frühstückes (sie kennen nur dieses hier als Breakfast) - dauert immer so eine halbe Stunde. Zeit um noch eine Skizze zu fertigen.

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Blick vom Restaurant des Pu Tawan Resortsauf Mae Sai 2.10.08

Nach dem Frühstück und dem Packen des Rucksacks mit einem Tuk-Tuk zur Einwandererbehörde gefahren, um nicht nur festzustellen, dass der Andrang recht groß ist, sondern das Büro vorübergehend nicht besetzt zu sein scheint. Also weiter zum Busbahnhof, um den Bus in Richtung Chiang Rai zu bekommen. Um 10:30 Uhr mit dem Bus bis zum Abzweig nach Mae Salong gefahren (22 Baht) um von dort ein Songthaew in den Ort in den Bergen zu bekommen. Der Abzweig befindet sich im Dorf (Ban) Pa Sang.

Dort traf ich dann auch ein Songthaew-Fahrer an. Er schlief sanft in seinem ‚Kleinbus’. Als ich ihn weckte, schob er mir einen Zettel hin und gab mir zu verstehen, dass ich warten müsse bis ‚Kundschaft’ – d.h. weitere Mitfahrer kämen – oder ich müsste die ganze Fuhre von 480 Baht tragen. Ich wartete eine Weile... machte Aufzeichnungen und versucht ein spärliches Gespräch mit dem Fahrer. Gegenüber war eine Garküche. Hier nahm ich die obligatorische Nudelsuppe – dieses Mal auch mit Gemüse – und natürlich Huhn zu mir. Aber es kam immer noch kein weiterer Mitfahrer. Die ‚Miete’ beträgt entweder von min. 8 Personen 60 Baht pro Person oder einer zahlt alles. Nach über einer Stunde gab ich mich geschlagen und zahlte in Mae Salong dann den vollen Preis. Auf der Fahrt auch am Abzweig nach Thoet Thai vorbeigekommen.

Über diesen Ort werde ich zu gegebenen Anlass noch einmal ausführlich berichten. An der Straßengabelung wurden wir von einer zweiköpfigen Polizeiwachmannschaft beäugt, aber durchgewunken in Richtung Mae Salong.

Die Fahrt ging zu Beginn durch Reisfelder, gefolgt von Fischteichen und kleinen Obsthainen. Im Anschluss daran eine serpentinenreiche Fahrt durch urwaldartiges Gelände. Hier befindet sich auch besagter Abzweig nach Thoet Thai nahe der Grenze nach Myanmar. Wir befinden uns inzwischen auf einer Höhe von 700 bis 800 Metern. Es ist eine sehr schöne abwechselungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Sie wird durch sehr schöne Grüntöne und farblich sehr schön abgestufte Rotbrauntöne des Bodens farblich ‚geformt und gestaltet’. Inzwischen ungefähr 10 km vor Mae Salong kommen die ersten Teeplantagen in Sicht. Wie schon vor zwei Wochen geschildert, leben in diesem Ort vorwiegend Nachkommen der ehemaligen Kuomintang-Soldaten Chang Kai Cheks und vor allen Dingen deren Nachkommen. Somit ist die Anlage von Teeplantagen vor diesem Hintergrund zu erklären. Es scheinen aber auch viele eingeschleuste Arbeiter und Arbeiterinnen aus Myanmar und Angehörige der Bergvölker hier auf Teeplantagen zu arbeiten. Als wir den Ortseingang von Mae Salong passieren, laufen vor dem Songthaew einige Dutzend der an ihrer Tracht zu erkennenden Angehörigen der Bergvölker mit großen Säcken voll geernteten Tees vor uns her den Berg hinauf. Ich bin im Mae Salong Central Hills Hotel untergekommen( 500,- Baht, relativ teuer, ‚brave’ Zimmer mit elektr. Vent., TV, Tel. und Duschklo .. aber nun wirklich... ich gewöhne mich daran und werde zu Hause vielleicht Umbaumaßnahmen vornehmen müssen?!). Im Anschluss einer kleinen Ruhepause und einer kleinen Skizze, die ich noch am nächsten Morgen koloriert habe, hinauf gelaufen, um mir den Ort anzuschauen.

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Rückwärtiger Blick aus meinem Zimmer im Mae Salong Central Hills Hotel 2.10.08

Im Anschluss also am Dragon Guest House vorbei zum Atelier und Verkaufsraum des Landschaftsmalers Sa-ngiam Yarangsee gelaufen. Sein relativ kleiner Verkaufsraum birgt doch das eine oder andere Kleinod fast schon traditioneller Landschaftsmalerei nicht gerade geringer Größe – ganz nach meinem Geschmack. Die Landschaftsmalerei in Öl mit stark impressionistischem Einschlag, aber hell fast ‚poppig’ in den Farben, erinnert mich doch auch an Landschaftsmalerei, die ich vor vier Jahren in der Türkei gesehen habe. Der Künstler ist 1970 in Chiang Rai geboren und hat an der Universität Chiang Mai die ‚Schönen Künste’ studiert. Er gehört zu den im Departement Chiang Rai anerkannten Künstlern (aus einem Faltblatt der Region, das ich von ihm bekommen habe, zu ersehen). Unter seinen zum Verkauf stehenden Arbeiten sind auch Bilder in Öl, die in Amsterdam und Paris entstanden sind, dabei. Neben diesen sind weiterhin Arbeiten, die er in Nepal und Laos erstellt hat, ausgestellt. Wir haben dann längere Zeit anhand des Faltblattes über Kunst in Europa und Ansätze in Thailand gesprochen. Doch das Gespräch geriet durch Verständigungsschwierigkeiten doch an seine Grenzen. Eine nicht geringe Zahl (24) von Künstlern haben für die Region ein Faltblatt über Ansätze ihrer künstlerischen Äußerungen herausgegeben. Es sind nicht nur Arbeiten der Künstler sowie ihrer Porträtfotos abgebildet, sondern auch Lagepläne ihrer Ateliers und Ausstellungsräume. Gezeigt werden Kunstaktivitäten von Duchanee bis Yarangsee ... recht interessant. Zum Teil sind die Arbeiten sehr in Traditionellem verhaftet. Einzelne Arbeiten stechen heraus. Ähnlich wie vor Jahren in der Türkei festzustellen, hat auch hier noch kein richtiger Bruch traditioneller Ausdrucksformen und ihrer Inhalte stattgefunden ...es gibt aber Ansätze. Auf der anderen Seite ist es schwer zu sagen, wie sich Dinge entwickeln. Zum einen habe ich bisher nur einen ganz kleinen Ausschnitt gesehen, zum anderen wird sich wahrscheinlich eine ganz andere Szene in Bangkok etabliert haben.

Im Anschluss an den Besuch bei Sa-ngiam Yarangsee und auf dessen Geheiß hinauf zum 1. Wat – dem Wat Santi Khin - gelaufen und den Blick über die wunderschöne Landschaft dieser Region Thailands genossen. Die Luft ist hier sehr klar und rein und so kühl gegen 17:00 Uhr, wie in Deutschland an einem wunderschönen Spätsommerabend (bei 18 bis 20°C). ... und dann natürlich wieder gemalt!

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Blick über die Landschaft um Mae Salong, 2.10.08

Abends ins Shin Sane Guest House, der ältesten Unterkunft in Mae Salong, zum Essen gegangen. Es gab recht gut zubereitetes Schweinefleisch mit leckerem Gemüse, Knoblauch, Ingwer und Reis. Im Laufe des Abends setzt sich erst ein älterer Herr aus Malaysia an den Tisch. Der erzählt begeistert, wie nett und billig es hier im Guest House ist. Später kommt ein Chinese von ca. 35 Jahren aus Guang zhou city (so hat er es mir aufgeschrieben) hinzu. Mit Vincent - so sein Familienname – über Gott und die Welt parliert bis in den späten Abend (ca. 2 Liter Bier).

Am nächsten Morgen traf ich ihn wieder. Er wartete auf das Songthaew, das dann auch glücklich um 9:15 ging ... wieder entlang der kurvenreichen Strecke bis ins Tal.

Zuvor hatte ich mich noch mit Tee, einer Teekanne und einem Geschenk für meine quasi Gastfamilie in Chiang Rai eingedeckt. In Ban Pha Sang trennten sich Vincents und meine Wege. Er fuhr hoch auf meinen Tipp hin ins Resort Pu Tawan nach Mea Sai und ich in mein Häuschen am Rande von Chiang Rai.

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