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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 6
7. - 13. September 2008

Am Sonntag, nachdem am Samstag die 5. Seite für das Tagebuch fertig geworden war, bin ich bereits um 5:40 Uhr aufgestanden, um den Bus um 7:30 Uhr nach Sukhothai zu bekommen. Es goss in Strömen und die Temperaturen waren zum ersten Mal seit langer Zeit erträglich (so wie bei ‚uns’). Die Fahrt mit einem Bus 2. Klasse führte mich über das Landesinnere nach Süden, nach Zentralthailand über Phayao, Phrae - fast 500 km südwärts - in Richtung Bangkok. Die Vororte von Sukhothai wurden von diesem Bus ( zweiter Klasse – immerhin mit Aircondition AC versehen) angesteuert. Durch Zuruf funktioniert auch hier die ‚Mitnahme’ von Passagieren. Somit hielt der Bus auf den letzten 40 km fast ‚an jeder Milchkanne’... hier wohl eher Obststand. Es ist alles Einzugsgebiet von Phitsanalok und Sukhothai. Die Häuser in diesem Zentralen Hochland sind z.T. sehr ärmlich und man wundert sich, von welcher Tätigkeit die Menschen hier leben. Wege, die von der Hauptstraße zu den Häusern und zu dem dahinter liegenden Fluss führen, sind nicht befestigt. Sie bestehen aus rötlichem gestampften Lehm. Die Häuser stehen zum großen Teil auf Stelzen wie im Norden. Die Umgebung der Häuser mit ihren Bananenstauden und Kokospalmen erscheinen idyllisch. Es scheint längere Zeit nicht geregnet zu haben und die Luft ist noch heißer als im Norden, dafür aber nicht so feucht. So gegen 15:30 Uhr erreichte der Bus nach über 8 Stunden Fahrt den Busbahnhof von Sukhothai. Eine nette Songthaew-Fahrerin fährt mich für 50 Baht zum 4 km entfernten River View Hotel. Das Hotel vom Reiseführer (Reisen know how /Thailand Handbuch) wärmstens empfohlen, macht bei der ersten Betrachtung des Zimmers einen etwas heruntergekommenen Eindruck – ist aber preislich recht günstig (350 Baht ca. 7 €). Am frühen Abend dann in der Nähe an der Charodwithitong Road Curry-Huhn und dazu einen Gardensalat (was auch immer das auf einer thailändischen Speisekarte zu suchen hat) bestellt und die erste Skizze gefertigt.

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Hereinbrechender Abend über New Sukhothai (07.09.)

Am Nachbartisch hatte sich in der Zwischenzeit auch ein amerikanisches Paar mittleren Alters niedergelassen. Der Mann begann nach einiger Zeit ein Gespräch über das Malen und die Beobachtung von Menschen. Er malt selber auch Postkarten und verschickt sie an Freunde und Bekannte. Sie wollen sich, wie ich und wahrscheinlich jeder Neuankömmling, morgen das ‚Alte Sukhothai’ 12 km südwestlich gelegen anschauen. Durch die zufällige Bekanntschaft auch erfahren, wo man hier vor Ort Aquarellpapier erstehen kann (habe meinen kleinen Block in Chiang Rai liegen lassen). Am späteren Abend noch einen Rundgang durch das Städtchen von ca. 30 000 Einwohnern gemacht und noch nett draußen in der Cooper – Bar auf der Terrasse gesessen. Einen Lemon-Drink und einen Kaffee sowie eine endlich aufkommende frische Brise von Nordwest genossen. Nicht so spät (ca. 22:00 Uhr) ins Bett, um für den Ausflug am nächsten Tag nach Old Sokhuthai gewappnet zu sein. Das neue Städtchen Sukhothai liegt auf der halben Strecke zwischen Chiang Rai und Bangkok an dem Fluss Mae Nam Yom, einer etwas gelblich-braunen schnell dahin fließenden Brühe, direkt hinter dem Hotel vor meinem Fenster. Der Ort besteht eigentlich aus zwei Teilen: dem Stadtteil New Sukhothai, in dem sich das geschäftliche Leben abspielt, in dem sich auch die Hotels befinden, sowie ein kleiner Night Market und einige kleine nette Kneipen. Der zweite Teil ist der Stadtteil Old Sukhothai, zwölf Kilometer südwestlich der Neustadt gelegen. Der historische Teil von Sukhothai ist eine imposante Ruinenstätte, die im Jahre 1238 gegründet wurde und für 120 Jahre lang Hauptstadt der ersten Thai-Nation war. Der damalige Herrscher über diese Stadt ,König Ramkanghaeng (1275 – 1317), wird von den Thais als ’Vater der Nation’ bezeichnet. Die nachfolgenden Herrscher konnten sich weniger durchsetzen und das Reich zerfiel und gelangte unter die Vorherrschaft Ayatthayas. Ayatthaya wiederum war von 1350 bis 1767 die Hauptstadt Siams (wie Thailand früher hieß) und galt zu dieser Zeit als beeindruckenste Stadt Asiens (nach historischen europäischen Berichten). Aber auch diese Hauptstadt fiel 1767 unter dem Angriff Burmesischer Truppen und wurde fast dem Erdboden gleich gemacht. Diese beiden geschichtsträchtigen Städte Ayatthaya – nördlich vor den Toren Bagkoks - und Sukhothai sind die beiden historisch und architektonisch interessantesten Städte Thailands, wobei letztere noch recht gut erhalten ist und deshalb auch von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Von der netten Taxifahrerin, die mich die folgenden zwei Tage die 12 km zur Ruinenstätte und wieder zum Hotel fahren wird, erfahre ich, dass die Umgebung sowie die historische Stadt mehr als 400 Tempel und Tempelanlagen birgt! Sie sind weitestgehend in dem „Sukhothai Historical Park“ von 72 Quadratkilometern Größe konzentriert. Den Mittelpunkt des Parkes bildet die alte Stadt Sukhothai. Sie ist von einer 7,2 km langen Stadtmauer umgeben.
Es war also naheliegend und von vielen Seiten geraten, die Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden, was ich dann die folgenden zwei Tage ca. 12 Stunden lang tat.

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Wat Mahathat in Old Sukhothai 08,09.08

Als erstes ’fiel’ ich fast - über die Brücke kommend - in den gewaltigen Königspalast und den Wat Mahathat. Ein Areal von über einhundertsechzigtausend Quadratmetern ist von einem breiten Graben umgeben. Neben einem für Sukhothai typischen Chedi in Lotusform stehen lange Säulenreihen, an deren Ende ein Buddha thront. Die Bauwerke sind alle nach Osten ausgerichtet.
Südwestlich von diesem riesigen Palast und der Watanlage liegt der Wat Si Swai.

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Tempel Sri Sawa oder auch Si Sawai

Er umfasst drei Prangs im Khmer-Stil, die ursprünglich dem Hindu-Gott Shiva geweiht waren. Die Bauten wurden wahrscheinlich schon im zwölften Jahrhundert errichtet, also noch vor der Gründung Sukhothais. Als ich diese Skizze fertigte, schien mir die Sonne derartig aufs Hirn, dass ich schier verrückt wurde. Die Thais, die auf dem Gelände die Aufgabe haben, die Anlagen zu pflegen – zu gärtnern – lagen in Hängematten, die sie zwischen Bäumen gespannt hatten vor dem Wat und amüsierten sich über den Farang, der in der Mittagshitze mit Papier, Stift und Farbe ‚kämpfte’. Nach getaner Arbeit zur Abkühlung in eine der Garküchen im Eingangsbereich, um eine scharfe Nudelsuppe (sehr lecker) und kalte Getränke zu mir zu nehmen. Am Nachmittag kamen dann doch noch – nach stechendem Sonnenschein – starke Wolkenfelder auf. Den Tempel Traphang Ngoen im Rücken, das gesamte Geschehen mit den großen Wasserflächen, Kanälen und Inseln im Herzen der Anlage mit Tempel Charta Songhram im Hintergrund und aufkommendem Monsun... das war die Situation, als ich die Zeichnung fertigte – aufmerksam verfolgt von der Rasenmähtruppe der Gärtner.

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Aufkommender Monsun in der Tempelstadt Old-Sukhothai, 08.09.08

Es stellte sich schnell heraus, diese Wolkenwand war nur die Androhung von Regen – nach einigen wenigen Tropfen war dann wieder alles vorbei. Also wieder zurück und noch schnell eine Skizze von Traphang Ngoen gemacht. Ein Teil des Wats wurde auf eine kleine Insel in die Mitte des Sees gebaut. Zu sehen sind noch die Reste eines Viharn und eines Chedi. Davor sitzt ein ausnehmend schlanker, aufgeschossener Buddha.

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Tempel Traphang Ngeon, 08.09.08

Nach meiner Rückkehr am Abend und der Einkehr in ein ‚besseres Restaurant’ ‚Trees and Terrace’ ein kleines Mahl zu mir genommen. Nur ein geringer Teil des Personals ist - trotz Namen des Restaurants - des Englischen mächtig. Sie sagen zu allem ‚yes’ ohne zu verstehen ... bringen dann entweder nichts oder das Falsche. D.h. in Thailand ohne ‚das Gesicht zu verlieren’. Es erging mir im Prinzip wie in Lampang mit der Massage: die Frau an der Rezeption bejahte immer, wenn ich eine Uhrzeit nannte ... aber es kam niemand. Sie konnte es nicht auf sich sitzen lassen, dass sie mich nicht verstand... und ich wartete damals drei Mal vergeblich auf die Massage bis ich hinter das ‚Geheimnis’ kam. So kann’s gehen.

Am späteren Abend nach dem guten Essen noch auf einen schlechten Kaffee im Dream Café an der Singhawat Road gelandet. Es ist sehr nett eingerichtet und zu dem Zeitpunkt war es sehr quirlig, da zwei Familien mit fünf Kindern einen Kindergeburtstag feierten. Der Gastraum ist angereichert mit Fundstücken asiatischer und teilweise auch westlicher Kunst und Druckerzeugnissen. Fotografien, Bleistiftzeichnungen, Akt- und fast Pin-up ähnlichen Darstellungen der 40er und 50er Jahre. Möglicherweise Hinterlassenschaften der amerikanischen Gis, die hier während des Vietnamkrieges stationiert waren. Zwischen den Balken viele heimische Schnitzereien. Gegen 22:30 Uhr wieder im Hotel zurück im ‚Charme des Vergangenen’. Am Morgen setzte ich mit der Dusche wieder gleichzeitig die Toilette unter Wasser... dieses Erlebnis in abgewandelter Form werde ich in den nächsten beiden Hotels wieder erleben... es gibt keinen Duschvorhang, die Badezimmertür ist gleichzeitig die Tür zur ‚Duschkabine’ sehr ‚praktisch’, aber auch irgendwie widersinnig – es kann sich ggf. nur eine Person indem Duschklo aufhalten.

Nachdem die Toilette geduscht hatte, ging es um 9:00 mit dem Songthaew nach Old Sukhothai (12 km 200 Baht 4€}. Im Reiseführer las ich, dass die Gegend hinter der Tempelstadt hoch in den Hügeln nicht so sicher sei (Überfälle sollte man besonders als Einzelwanderer nicht provozieren). Somit ließ ich mich von dem Songtheaw noch an den Fuß des Berges zum Wat Saphan Hin fahren – ca. 2 km westlich der Stadtmauer – um vom ca. 80 Meter hohen Hügel mit Wat und Buddha (12,5 m hoher stehender Buddha) den Blick über die Ebene und die entfernte Tempelstadt zu genießen. Leider war es sehr diesig.

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Sukhothai 09.09.08 vom Hügel des Wat Saphan Hin gesehen

Anschließend vom Fahrradstand aus wieder Fahrten über die Anlage gemacht (pro Tag 80 Baht ca. 1,50€}. Dieses Mal setzte ich mich in den Schatten auf der kleinen Insel des Sees und malte noch einmal das Wat Chana Songkhran mit dem See davor.

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Wat Chana Songkhran / Sukhothai 09.09.08

Der Himmel war, wie so häufig in den letzten Tagen, bedeckt und trotzdem war es in der Sonne wie immer stechend heiß. Anschließend bin ich dann mit dem etwas altersschwachen Fahrrad und meiner großen blauen Tasche mit den Mal- und Fotoutensilien auf die große Insel etwas weiter nordwestlich gelegen geradelt, um im Schatten eines Baumes auf einem gemauerten Hocker sitzend, Wat Sra Sri bestehend aus einem Chedi im singalesischen Stil gebaut ... in den Überresten eines Viharn ein Buddha thronend, zu malen.

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Wat Sra Sri / Sukhothai o9.09.08

Ein plötzlicher Nieselregen aus ‚heiterem Himmel’ unterbrach meine Arbeit. Der letzte Weg vor dem kleinen Mittagessen bei der guten Köchin in der Garküche am Eingang führte mich vor die Stadtmauern zum Tempel der Elefanten (keine Abbildung) und zur wiederum auf einer Insel gelegenen Tempelanlage des Wat Phra Pai Luang. Dieser Tempel war zunächst ein Hindu-Schrein, bevor er in ein buddhistisches Kloster verwandelt wurde. An einem Mondop (quadratischer Bau mit gewölbtem Dach für geheiligte Reliquien) sind vier Buddha in vier unterschiedlichen Positionen zu sehen – normalerweise. Sie befinden sich zu Restaurierungszwecken entweder unter Planen oder sind zu diesem Zwecke abtransportiert – deshalb gegenwärtig nur Rudimente zu sehen. Vor drei Prangs wurden ein Viharn und ein Chedi errichtet. Nach Wat Mahathat ist dieses der wichtigste Tempelkomplex der gesamten Grabungsstätte. Ähnlich des gestern besuchten Wat Sri Sawa ist dieser Tempel im hinteren Teil auch im Khmer-Stil gehalten. Charakteristisch sind die oben abgerundeten Türme der Chedis (Prang), sie waren ursprünglich dem Hindugott Shiva geweiht. Übrigens die Türme in der Londoner City des Stararchitekten Sir N. Forster erinnern in ihrer Grundform an diese Prangs.

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Wat Pra Phat Luang / Sukhothai 09.09.08

Die meisten Prangs / Chedis und Untermauerungen – wie Sockel, Treppen, Schreine sind aus gebrannten, scheinbar sehr harten Ziegeln von ungewöhnlichem Zuschnitt erstellt. Unklar ist, ob die Ziegel mit Mörtel verbunden waren. Der Zuschnitt der gebrannten Steine ist interessant: sie sind verhältnismäßig flach (Maße 4 – 5 cm dick, 12 – 13 cm breit und ca. 26 cm lang. Die Säulen, Teile der Verzierungen, aber auch viele konstruktive Bestandteile (die Säulen fast ausschließlich) sind in sehr hartem, blasigen mit Lufteinschlüssen versehenen Tuffgestein( Lavagestein) gearbeitet. Mich wundert, wie dieses harte Gestein damals bearbeitet werden konnte.
Am Abend ins Dream Café zum Essen eingekehrt. Recht gutes Essen, sehr gut gewürzt, nett angerichtet in sehr heimeligem Ambiente.

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Dream Café / New Sukhothai 09.09.08

Angeschlossen an das Dream Café ist das Cocoon Guest House. Da das Hotel doch eher den ‚Charme...’ hat, werde ich - falls ich wieder nach Sukhothai reisen sollte – hier absteigen. Nach dem Malen des Gastraumes wieder ins Hotel und versucht, die Deutsche Welle im Fernseher zu bekommen – der einzige Lichtblick im River View. Dann doch nichts Neues über die Lage in Bangkok und dem übrigen Lande. Nur alte, schon häufig gesendete Bilder vom kochenden Premier Samat Sundaravej. Informationsgehalt gleich Null. Tolle Nachrichten!

Ansonsten ist das Fernsehprogramm hier in Thailand nach meinem Eindruck noch eine größere Katastrophe als die Schmonzetten, die in Deutschen Privatsendern laufen ... getoppt wird noch alles von schnulzigen, von Sing-Sang untermalten Musikvideo-Clips. Hier hat der Fortschritt ‚voll zugeschlagen’!

Unterbrochen wird die jeweilige Sendung alle 5 bis 8 Minuten von Werbung z.B. eines deutschen Herstellers von Haarwuchsmitteln (Bis zu 94% zurück... vielleicht sollte ich mal...?!) – Also komme ich immer früh zum Schlafen und Träumen.

Am 10.09. mit dem Bus wieder Richtung Norden gefahren. Auf der Fahrt einen Mönch aus Sukhothai kennengelernt. Er kann gut Englisch sprechen und scheint sehr belesen. Er hat mich eingeladen, wenn ich wieder in S. sein sollte, ihn in seinem Wat zu besuchen. Ich könnte auch die Zeit über im Wat wohnen. Chram, wie er heißt – ca. 55 – 60 Jahre alt – wird sich melden. (ausstaffiert mit Notebook und Mobiltelefon).

Es ging wieder an den anfänglich beschriebenen Straßendörfern nördlich von Sukhothai vorbei über Sawankholok über das Gebirge, vorbei am Doi Mae Khamung (879 m) nach Den Chai und dann nach Phrae. Dieses Örtchen stellte sich als wahres Provinznest (25 000 Einwohner) heraus mit einer ‚Altstadt’ und einer nordöstlich von der Altstadt gelegenen neueren Stadt des ‚Bezirkes’. Die Gegend und der Ort sind bekannt für die hier produzierten Rattan-Möbel. Von hier kommt auch das ‚suea mor horm’, einem Hemd aus grobem Blau gefärbten und gewebten Stoff, das in der Regel von den Bauern getragen wird und als Zeichen der Solidarität mit den unteren Klassen von einigen Intellektuellen. Die Farbe und das Material sind gut, ideal für meine Zwecke als Malhemd geeignet (eine luftigere Alternative zum roten Overall).

Ich kam nun in Phrae am Busbahnhof an und ein recht hagerer braungebrannter Mann fragte mich nach dem Gebrauch eines Samlor. Was ist nun ein Samlor? Es war ein sog. Fahrrad-Rikscha-Fahrer, der seine Dienste anbot.

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Bild 11 + 12 / Samlor am Busbahnhof in Phrae / Samlor-Fahrt in Phrae 11.09.08

Samlor heißt übersetzt Dreirad – auch ein Tuk-Tuk ist ein Samlor. Diese Art der Muskel betriebenen Minitaxis kommen häufig in der Provinz vor und sind die preisgünstigsten, aber auch die langsamsten Fortbewegungsmittel im Bereich des Fahrgasttransportes. Dargestellter Samlor-Fahrer radelte nun mit mir und meinem kleinen Gepäck (Kleiner Rucksack und Maltasche) ins Nakhor Phrae Hotel ( 250 Baht / Badeklo/ TV/AC). Der Reiseführer hatte mich neugierig gemacht auf Altstadt und Rattan-Möbel. Beides stellte sich als Enttäuschung heraus. Die Stadtmauer der ‚Altstadt’ war eine erhöhte Straße, bei uns mit einem befahrbaren Deich zu vergleichen und das nicht weit dahinter liegende Flüsschen – eine gelbbraune träge Brühe, die sich zwischen Gesträuch und Bananenstauden hindurchquält ... und einige Wats. Ich habe mir für die nächsten ein, zwei Tage nach Sukhothai eine ‚Wat-frei-Zeit’ genommen – somit war ich schnell mit der Altstadt ‚durch’.
Ich habe mich dann in ein kleines Restaurant an der Hauptkreuzung - es gibt nur zwei in der Altstadt – niedergelassen, etwas gegessen (sehr preisgünstig) und die Skizze vom gegenüber liegenden Tempelchen gemalt (ich habe mich ihm aber nicht genähert!).

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Am Hauptverkehrsknotenpunkt der Altstadt von Phrae 10.09.08

Am nächsten Tag ging es dann mit der Fahrradrikscha wieder zum Busbahnhof (Bild 12) um nach Phayao am Khwan (am See) zu fahren. Nan, der Ort weit im Osten, muss aus Zeitgründen und der geplanten und nicht stattfindenden ‚Mitnahme’ von Nan nach Chiang Rai auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden.

Zwischen Phrae und Phayao verkehren in den Morgenstunden nur Busse 2. Klasse, d.h. es ist zwar ein Bus mit AC (Aircondition), aber ohne Platznummerierung und er hält wieder ‚an jeder Milchkanne’ oder reagiert auch auf Zuruf. Das Innere des Busses ist sehr plüschig mit Gardinchen und an der Frontscheibe für alle Passagiere sichtbar Porträts des Königspaares im Goldrahmen. Dazu läuft der Fernseher in einer sehr unerträglichen Lautstärke mit einer DVD von einer Teen-Schmonzette, schlimmer als die der in Deutschen Privatsendern gezeigten Soaps. Es ist weder von dem schnulzigen Inhalt noch von den quäkenden Stimmen zu ertragen. Aber niemand regt sich auf , sondern viele starren gebannt in den konservierten Schwachsinn... draußen zieht die schönste Landschaft vorüber. Ich ertrage die ‚Vorstellung’ fast geschlagene zweieinhalb Stunden.

Phayao macht auf mich einen viel quirligeren Eindruck als Phrae, obwohl die Orte etwa gleich groß sein sollen. Ich fahre mit einem Tuk-Tuk (Samlor) zum Tharn Thong Hotel und kann vom Zimmer einen kleinen Zipfel vom ca. 24 Quadratkilometer großen See sehen.

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Wolkenverhangenes Phayao am Khwan 11.09.08

Die ‚Wat-lose-Zeit’ ist noch nicht ganz vergangen – somit suche ich nur einen bestimmten Wat, von dem man einen phantastischen Blick über den großen See und auf den Sonnenuntergang haben soll. Die Straßenkarte besagten Reiseführers aus dem Jahre 10.2006 stimmt überhaupt nicht. Der erwähnte Wat Si Khom Kham liegt weit außerhalb des abgedruckten Kartenausschnittes am Zubringer des Highways 1 nach Mae Chai und Chiang Rai. Zuvor machte ich aber erst noch eine Rast direkt an der Promenade am See.

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Phayao mit dem Khwan Phayao (im Hintergrund rechts Wat Si Khom Kham) 11.09.08

Hier gefällt es mir richtig gut, nicht nur weil ein kleines Lüftchen weht, sondern Wasser ein so beruhigendes Element ist und die Berge im Hintergrund dem Ganzen eine unverwechselbare Stimmung verleihen. Ich bin dann tatsächlich noch zum Wat gelaufen und habe den 17 Meter hohen und 14 Meter breiten sitzenden Buddha bestaunt, sowie die gesamte Anlage, die z.T. in den See hinausgebaut ist. Auf dem Rückweg habe ich dann noch einmal an der Promenade Ausschau nach einem guten Restaurant und einem guten, malenswerten Ausschnitt auf den See gehalten. Die Promenade ist wirklich sehr schön und ich habe das erste Mal so ein Gefühl von relaxter Urlaubsstimmung. Das Lokal, das ich auswählte, bietet mir nicht nur einen schönen Blick auf den Sonnenuntergang, sondern auch ein hervorragendes Essen: den für ganz Thailand bekannten feurig-scharfen Papaya-Salat ‚Som Tam’ als Vorspeise, einen gebratenen und zerlegten halben Hahn in süß-scharfer Sauce dazu Klebereis, den man nur mit den Fingern essen kann und einem eiskalten thailändischen Bier. Von den in Lokalen genossenen Essen war dies so ziemlich die Krone – bisher!

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Phayao am Khwan abends gegen 18:30 Uhr 11.09.08

Dazu der Blick auf den See und Kinder und Erwachsene, die sich um mich scharen und über mir die Schulter schauen. Sehr kommunikativ. Der Wirt kann gut Englisch, derweil seine Frau in der Küche hantierte. Es war ein netter sehr stimmungsvoller Abend.

Am Freitagvormittag geht es dann mit dem Bus in zwei Stunden nach Chiang Rai nach einer sehr ereignisreichen und von dichten Eindrücken durchwobenen Woche. In Chiang Rai habe ich dann alle Eindrücke zu Papier gebracht und durch die Bilder vervollständigt. Vielleicht klappt es ja bis morgen, sie ins Netz zu stellen.

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