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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 21, Teil 3 von 3
21. bis 27. Dezember 2008

Anschließend begab ich mich mit meinem Besuch Margarete, Rita und Hermann vom Café am Ufer zum Wat Xieng Thong. Das Wat ist fußläufig nicht weit von unserem Guesthouse entfernt. In Luang Prabang gibt es auch heute noch 30 Wat, früher sollen es einmal über fünfzig gewesen sein. Wat Xieng Thong befindet sich unweit des Mekongufers fast auf der Spitze der von Mekong und Nam Khan gebildeten Halbinsel. Charakteristisch für den Architekturstil des laotischen Nordens sind die fast bis auf den Boden gezogenen Dächer des Vihan dieser Tempelanlage.

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Der Vihan des Wat Xieng Thong in Luang Prabang in Laos 25.12.08

Die Innenausstattung ist prächtig und das gilt besonders für die Dachbalken und Sparren der Innenausstattung. Der Wat wurde um 1560 unter König Setthathirath gebaut. Er blieb als einziger Tempel der Stadt bei der Zerstörung und Plünderung der Stadt durch die Ho im Jahre 1887 verschont – der Anführer Deo Van Tri hatte selbst früher in der Stadt gewohnt. In den Jahren 1960 bis 62 wurde die Tempelanlage unter königlicher Schirmherrschaft restauriert und zum Museum erklärt. Mit dem Wat im Zentrum aber auch all den anderen Wat und der übrigen Stadtanlage wurde das Stadtgebiet als Gesamtensemble im Jahre 1995 als eine der am besten in ihrer Ursprünglichkeit erhaltenen Städte Asiens auf die Liste des kulturellen Erbes der UNESCO gesetzt.

Alles wurde von uns fotografisch festgehalten und bedingt auch zeichnerisch bearbeitet. Ich merke nur, das wenn ich in einer Gruppe unterwegs bin und auch noch Organisator, komme ich nicht in der Weise zur Zeichnung und zur Malerei.

Am Vortage wurden wir von der netten und äußerst attraktiven Besitzerin des Ho Xieng Guesthouses zur abendlichen Einweihung und zum Essen der Dependance in der Straße eingeladen. Als wir nun den Ortsteil und die Straße in Ho Xieng betraten, scholl uns von weitem laotische populäre Musik entgegen. Die stark fußgängerorientierte Straße war beiderseits mit runden Tischen versehen, schimmernde Tischdecken waren mit Geschirr und bereits gutem Essen eingedeckt. Aber die Tische insgesamt sahen noch recht unbelebt aus. Für 20:00 Uhr war geladen worden. Wir gingen schnell in ‚das Stammhaus’, um uns frisch zu machen und als ich nach ca. einer viertel Stunde wieder die Straße betrat, waren Straße und Tische so belebt, dass ich mit Mühe einen Tisch für unsere Vierergruppe belegen konnte. Das Fest nahm mit live vorgetragener Musik über diverse Boxen und verschiedene Instrumente seinen Lauf. Huhn, Rind und Schwein sowie Gemüse wurden gereicht zu Reis und Bier. Zu fortgeschrittener Stunde wurde dann die eine oder andere Flotte Sohle unter dem großen Zeltvordach – für alle Fälle – vor dem neuen Guesthouse auf den Asphalt gelegt. Das Musigenre wurde halbstündlich gewechselt und in durchaus professioneller Art und Weise vorgetragen. So wurde traditioneller Tanz wie bei uns im Kreise getanzt – gegen den Uhrzeigersinn – paarweise, aber ohne sich zu berühren. Dazu bewegten die Frauen sehr grazil die Hände um die Gelenke kreisend, die Finger sehr abgespreizt im Pinzettgriff. Die Männer bewegten sich dazu etwas plump und dusselig aussehend nach der Manier wie bei ‚Backe, backe Kuchen...!’. Es wurde aber auch anschließend getanzt oder auch ‚gehottet’ zu westlich orientierter Musik. Die ‚Dame des Hauses’ entpuppte sich zu einer strahlenden perfekten Gastgeberin (sie hat eine sehr freundliche, immer währende lächelnde Ausstrahlung). Die Guesthousebesitzer und deren geladene Freunde waren, unserer einhelligen Beobachtung zufolge, Angehörige der aufstrebenden laotischen Mittelschicht. Dementsprechend wurde sich auch im alkoholisierten Zustand bewegt. Zum Schluss des Festes so gegen 23:30 Uhr führten – wie einer meiner Freunde bemerkte – nur noch einige ‚Outlaws’ wilde Tänze auf dem Asphalt auf. Es war trotz gewisser Distinguiertheit - zumindest bei den laotischen Tänzen – eine gewisse Ausgelassenheit nach einigem Alkoholgenuss bei diversen Tänzern zu spüren. So weit es möglich war, versuchten wir zumindest bei den westlich orientierten Stücken tänzerisch mitzuhalten, was durchaus honorierend bemerkt wurde.

Der darauf folgende Morgen des 27. Dezembers war durch im Laufe des Vormittages sich verstärkenden Regen gekennzeichnet. Ich war schon recht früh in ein Café an den Mekong zum Zeichnen gegangen und fertigte die kleine Zeichnung des gegenüber vom Ufer Luang Prabangs liegenden Ortes am Mekong in Hochformat.

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Der Mekong und das Dorf gegenüber von Luang Prabang gelegen, gesehen aus einem Café an der Uferböschung von Luang Prabang am 26.12.08

Nach einem ausgedehnten Frühstück ging es dann entlang dem Mekong abwärts in südöstlicher Richtung (ca. 2,5 km) zum großen Markt fast vor den Toren der Stadt. Leider wurde der Regen während des Besuches so stark, dass wir uns entschlossen, mit einem Motorradsamlor zurück zur Stadt zu fahren. Ein ‚zufällig’ Vorüberkommender war uns auffällig hilfsbereit auch das Ziel zu Museum und zum Palast per Buch zu finden. Wir ließen uns am Nationalmuseum und ehemaligen Königspalast absetzen.

Viele Farang hatten sich bei dem Regenwetter eingefunden, um der nassen Witterung zu entgehen. Das Museum, das ehemals als Königspalast des Laotischen Königsreiches diente, wurde erst 1904 mit Unterstützung der Franzosen für den König von Si Savang Vong gebaut. Es ist ein zweigeschossiges Gebäude, dessen Portal überbaut wurde und mit zwei Seitenflügeln versehen ist, die ehedem offiziellen Zwecken vorbehalten waren. Neben der Eingangshalle befand sich der Empfangssaal des Königs. Im gegenüberliegenden linken Flügel ist ein Festsaal und ein Empfangssaal der Königin. Über dem Thronsaal befindet sich ein alles überragender turmartiger Aufbau. Im hinteren Teil der Anlage befanden sich die Privatgemächer der königlichen Familie. Nachdem ich auf meinen Besuch wartete, vertrieb ich mir die Zeit mit einer Skizze von den Räumlichkeiten. Nachdem ich zwei bis drei Minuten begonnen hatte, die Zeichnung anzulegen, trat eine ‚Wärterin’ auf mich zu und gab mir zu verstehen, dass ich sofort aufhören müsste, da es verboten sei. Ich war sehr verdutzt, wurde mir doch zum ersten Male in meinem Leben Malverbot erteilt. Ich versuchte dann später noch einmal die ‚Chefin’ zu sprechen, die stellte sich dann aber sehr ‚zugeknöpft’, konnte aber auch nicht den Grund des Verbotes entsprechend kommentieren.

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Begonnene Zeichnung im Königlichen Palast und National-Museum von Luang Prabang. Danach Abbruch durch Verbot. 26.12.08

Auf Nachfrage an höherer Stelle wurde nicht klar, weshalb dieses Verbot erteilt wird.

Etwas entnervt trat ich darauf den Rückweg ins Guesthouse an. Dort wird mir beim Entleeren meiner blauen Umhängetasche aus Lastwagenplane gefertigt klar, dass meine Kamera nicht mehr vorhanden ist. Meine ‚Canon Powershot 640 A’, vor zweieinhalb Jahren gekauft und über 500 Mekong-Fotos auf dem Chip der Fahrt nach Luang Prabang, waren wohl vom ‚freundlichen hilfsbereiten’ Samlorfahrergehilfen mitgenommen worden. Was war nun herber, der Verlust der Kamera, oder die über fünfhundert verlustigen Bilder?? Ich war zutiefst betrübt und haderte mit dem Tag und dem Ort des Geschehens. Klar war, dass eine neue Kamera her musste, sonst wäre das Tagebuchprojekt gestorben gewesen! Der Tag war gelaufen! Am Samstag, den 27.12. wurde dann der weitere Aufenthalt und die Rückfahrt nach Houayxsay geplant und gebucht. Trotzdem war ich zuvor noch einmal an die ‚Steilküste’ des Mekongs gegangen, um von einer ganz bestimmten Stelle einen Blick gen Südwesten zu skizzieren.

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Blick nach Süden auf den Mekongbogen flussabwärts von Luang Prabang. 27.12.08

Am frühen Nachmittag ging es dann mit einem gecharterten ‚Schiffchen’ zur Tham Thing flussaufwärts. Tham Thing beherbergt ca. 5000 Buddha-Figuren sehr unterschiedlicher Größe.

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Die Tham Thing 15 km flussaufwärts von Luang Prabang 27.12.08

Die Sammlung begann um 1560 von den laotischen Königen und deren Gefolge eingeführt. Bei Pilgerfahrten wurden die unterschiedlichsten Figuren in diese Höhlen mitgebracht. Somit schmücken diese verschiedenen Buddhastatuen die Tropfsteinhöhle direkt am Mekong gelegen.

Anschließend ging es dann wieder in Richtung Luang Prabang, der untergehenden Sonne entgegen.

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Mekongskizze entstanden auf der Fahrt nach Tham Thing auf der rechten Mekongseite am 27.12.08

So ziemlich genau um 18:00 Uhr legte das ‚Schiffchen’ wieder am Anleger in Luang Prabang des Anlegers an der ‚Souvanbanlany’ an. Nach einem recht vernünftigen Essen im Phusi Guesthouse angeschlossenen Restaurant ging es dann noch zum Mitbringselkauf auf den Night-Market, um nicht ganz so spät ins Bett zu gelangen, da am nächsten Tage von mir und Margarete noch einmal die beschwerliche Rückfahrt in voller Länge nach Pak Beng und Houayxsay geplant war, um den Verlust der Kamera zu kompensieren und neue auf dem Night-Market gekaufte Leporelli zu füllen.

Also die Seite 22 wird sich der bewegten Rückfahrt auf dem Mekong, des Silvesterfestes und der Fahrt nach Chiang Mai widmen.

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