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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 21, Teil 1 von 3
21. bis 27. Dezember 2008

Nach Fertigstellung der zwanzigsten Tagebuchseite, dem ‚Aufklaren’ der Wohnung und Beziehen der Betten, Einkauf für ein ausgedehntes Frühstück am Montagmorgen haben Chamnan am Sonntagabend meinen Besuch aus Bremen am ‚International Airport Chiang Rai’ abgeholt. Nach einem ausgiebigen Abendessen gegenüber der Showbühne des Nightmarkets von Chiang Rai, ging es dann für eine Nacht in die Wohnung des Vorortes Sansai von Chiang Rai.

Nach einer langen Ausschlafensphase, sie waren ca. zweieinhalb Tage (Pause in Dubai und Bangkok) unterwegs, und einem schönen Continental-Breakfast ging es dann am späten Mittag mit einem privat gecharterten Kleinbus ins 120 km entfernte Chiang Khong, dem Grenzübergangsort von Thailand nach Laos. Ziel unserer geplanten Reise war Luang Prabang, die zweitgrößte Stadt von Lao, als ganze Stadt auf der Liste als Weltkulturerbe der UNESCO geführt.

In Chiang Khong hatte ich uns schon vor zwei Wochen im Ta-Mi-La Guesthouse mit der wunderschönen familiären Atmosphäre unmittelbar am Mekong angemeldet. Ich hatte gut daran getan, denn vor dem Guesthouse stand ein Stuhl mit einem handgeschriebenen Schild darauf: ‚Room Full!’. Wir wurden freundlich willkommen geheißen und konnten nach dem schon fast obligatorischen Kaffee und Kuchen die Zimmer beziehen. Das Guesthouse nahm sofort alle Mitreisenden in positiver Weise gefangen – das ‚Haus’ (besser die Anlage) hat einfach eine absolut heimelige und unkomplizierte Atmosphäre mit einem wunderschönen Blick auf den Mekong und dem gegenüberliegenden laotischen Ufer. Am Abend nach einem Spaziergang und einem informativen Gespräch mit einem Kanadier, der gerade die Tour den Mekong hinauf von Luang Prabang nach Houayaxay (sprich Huassay) und Chiang Khong gemacht hatte, beschwerte sich etwas scherzhaft über die vielen Deutschen, die ihm auf der Strecke begegnet sind. Er wies auch darauf hin, dass es abends zwischen den tiefen Einschnitten des Stromes in das Gebirge doch empfindlich kalt würde und ohne ein bis zwei Pullover schlecht zu ertragen sei. Somit gingen wir noch einmal los, um einer Mitfahrerin eine entsprechend wärmende Jacke zu besorgen. Es stellte sich auch später als lohnende Anschaffung heraus. Am Abend im Guesthouse kam dann die gute Tom Yam Plaa Bük (scharfe Suppe mit Mekongwels) auf den Tisch und wurde, so glaube ich, von allen gemocht. Dazu der Blick des beleuchteten Houayaxay rundete einen sehr stimmungsvollen Abend ab.

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Blick auf das erleuchtete Houayaxay, dem laotischen Fähr- und Grenzort. 22.12.08

Die Überfahrt am nächsten Tage - nachdem wir um 6:00 Uhr aufgestanden waren und im Ta-Mi La noch ein gutes Frühstück genossen hatten - von dem thailändischen Grenzort Chiang Khong zum gegenüberliegenden laotischen Grenzort Houayaxay gestaltete sich dann recht flott. Flache Nachen mit kräftigen Außenbordern brachten uns in drei Minuten über den Fluss. Auf der laotischen Seite wurden wir sogleich in das Emigration Office verwiesen. Der Treppenaufgang, Ablagen und die Schalter waren durch Formulare ausfüllende Einreisewillige bevölkert. Insgesamt gestaltete sich die Abfertigung an den Schaltern etwas langwierig und undurchschaubar umständlich. Neben dem Einreichen von Lichtbildern musste auch das Geld für das Visum errichtet werden (1300 Baht 0= ca. 26,- €/ Amerikaner = 1500 Baht). Nach längerem Anstehen (‚Chaos in Laos’) bekamen wir nicht nur sieben verschiedene Stempel, sondern konnten uns nun uferaufwärts zur ‚Boatreservation’ vorarbeiten. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Festes in den westlichen, christlich orientierten Ländern, hatte sich die ‚alternative Internationale’ (Amerikaner, Kanadier, Engländer, Franzosen, Schweizer, Niederländer, ein Paar aus Ungarn und relativ viele Deutsche) für die Feiertage den Weg über den Mekong nach Luang Prabang gewählt. Wir hatten das Gefühl, dass nicht nur die Reisenden, sondern auch die Grenzbeamten und später die Veranstalter der Bootstour nicht nur überrascht, sondern auch etwas überfordert schienen. Nach dem Lösen des Tickets und dem Erstehen eines Sitzkissens (‚Because the seats are hard ... and eight houres...’) ging es dann mit Pickups zur ca. drei Kilometer entfernten Anlegestelle, wo die ca. vierzig Meter langen flachen Mekongboot auf uns warteten. Auch hier in geziemender Entfernung vom Anleger wiederum langes Warten und Ausharren mit Hinweisen auf das Verhalten während der Fahrt und der Gefahren bei der Übernachtung in Pak Beng auf der Hälfte der Fahrt nach ungefähr 150 Kilometern, bis einige – so auch wir - die Initiative übernahmen und einfach losliefen. Wir waren nun schon fast vier Stunden auf den Beinen und hatten dreieinhalb Kilometer bewältigt. Am Anleger wartete ein bereits fast volles, zum Ablegen bereites Schiff. Ein Schiff fasst ca. max. 80 bis 100 Reisende. Als die Spitze mit uns voran die Hühnerleiter zum Boot erreichte, blickten wir uns noch einmal um und noch weitere achtzig bis hundert Reisewillige folgten uns nach. Erst nachdem wir vier das Boot bestiegen hatten und die letzten Bänke belegten, begriffen wir, dass der ‚Rest’ auch noch mitreisen sollte. Zu diesem Zwecke wurden weitere Plastikstühle, die ich bereits auf der ersten Mekongfahrt erwähnte, in der Mitte des Ganges zwischen die festgeschraubten Bänke gestellt, sodass kein Fluchtweg mehr blieb. Die Bänke darüber hinaus waren nicht nur hart und mit senkrechter Rückenlehne versehen, sondern nur geeignet für kleine durchtrainierte asiatische Ärsche und nichts für die durchaus breiteren der Farangs. Nun begriffen wir umso mehr den Verkauf von Sitzkissen. Alle Plätze waren besetzt und noch immer sollten weitere Leute das Boot besteigen. Das wurde durch laute ‚No, no!!!’ –Rufe der bereits Sitzenden kommentiert und die an der Hühnerleiter Sitzenden versperrten den Weg auf das Schiff, um das flache ca. 4,5 Meter breite Boot nicht weiter zu überladen. Ein neues Schiff wurde gefordert.

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Die Situation vor dem Ablegen in Houayaxay am 22.12.08

Ich redete mit einem Mitglied der Schiffsbesatzung, dass weitere Passagiere ‚very dangerous’ wären. Die Besatzung verhielt sich ob des Aufbegehrens der ‚alternativen Internationale’ zögerlich und versuchte nun, das Schiff über das Dach zu beladen. Auch das wurde mit Geschrei und Sprechchören geahndet. Nach langem Hin und Her hatten sich die aufbegehrenden Passagiere gegen weiteres Beladen der ‚Nussschale’ durchgesetzt und das Schiff legte unter Gejohle ab. Zurück blieben achtzig bis hundert Reisende, die dann wahrscheinlich ein zweites Schiff bekamen. Augenscheinlich wurden zu viele Fahrkarten im Verhältnis zu fahrbereiten Schiffen verkauft. Ich habe unmittelbar im Anschluss auf der Fahrt dieses drohende ‚Himmelfahrtskommando’ ungewollt in einer Skizze dargestellt.

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Das ‚Himmelfahrtskommando’ auf dem Mekong am 22.12.08

Die Fahrt führte uns nun vorbei an Houayaxay auf der linken Flussseite und Chiang Khong auf der rechten den Fluss hinab in Richtung Luang Prabang durch eine sehr abwechselungsreiche felsige, ständig von Dünen und Bäumen sowie Büschen bestandene Uferlandschaft, gesäumt von zum Teil hohen Bergen in östlicher Richtung. Ich habe die ersten fünfzehn bis zwanzig Kilometer, die ich bereits vom rechten Ufer kannte und durch Zeichnungen bereits skizziert hatte, in Form eines durchgehenden Bildes, dass ich durch Umklappen eines mehrere Meter langen Papiers – eines sog. Leporello (= Faltbuch) – versucht, zeichnerisch festzuhalten. Das lässt sich natürlich hier nur ausschnittweise darstellen und ist erst später in einer Ausstellung im vollen meterlangen Umfang zu ermessen. In den ersten Ausschnitten habe ich durch eine anschließende Kolorierung versucht, mehr Spannung zu erzeugen. Später habe ich dann auf unterschiedlichem Papier mit unterschiedlicher Technik versucht, meine Interpretation der Landschaft zu Papier zu bringen.

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Die vorüber ziehende Landschaft des linken Mekongufers von Houayaxay bis zu den Khaeng Phadai (Pha Dai-Stromschnellen) 22.12.08

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Der zweite Teil in einer unkolorierten Technik ( bis zu den Khaeng Pha Dai)

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