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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 19
7. bis 13. Dezember 2008

An jedem Wochenende in der Weihnachtszeit, die eigentlich für die buddhistischen Thailänderinnen und Thailänder keine Rolle spielt – es sei denn für das touristische Geschäft – findet auch für die bereits in der Vorweihnachtszeit angereisten Touristen auf der Thanalai Road in Chiang Rai der Lanna-Market statt. An zwei Abenden habe ich ihn bereits besucht und meine Eindrücke in Form von kurzen Darstellungen des Gesehenen festzuhalten und versucht, ein wenig die Stimmung einzufangen. Ich ‚schiebe’ nun die Darstellungen vom letzten Samstag nach, die zum größten Teil mit Hilfe von Fotos - die ich an diesem Abend gemacht habe - von mir erstellt wurden. Zu Beginn eines solchen Abends findet immer (von mir mit ‚Lichtspielen’ betitelt) eine ‚Lightshow’ mit musikalischer Untermalung im Zentrum der Stadt am Uhrturm statt.

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Der Clocktower von Chiang Rai bei Tage. Er wurde im Stil des Wat Rong Khun von dem thailändischen Künstler Chalermchai Kositpipat entworfen. (der Rokoko-Zuckerbäcker von Rong Khun) 8.12.08

Die weiteren auf dieser Seite gezeigten Bilder sollen einen Eindruck vom Markt geben und die Darstellung über die Kultur, auch die des Umgangs miteinander, sowie mit den Touristen – allgemein als Farang (sprich Fallang) bezeichnet - illustrieren helfen.

Ich möchte hier einschieben, dass ich diese Bezeichnung Farang als durchaus abwertend einstufe... ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, dass ich in Läden, in denen vom ‚Farang’ bei meinem Erscheinen oder auch später gesprochen wird, laut und vernehmlich mit ‚Yes!’ oder ‚Krap!’ kommentiere. Dann sind sie immer ganz verlegen und manchmal entschuldigen sie sich auch bei mir. Ich möchte doch dem versteckten Rassismus ein wenig Einhalt gebieten, oder zumindest zum Denken anregen. Die Geschäftsbetreiber und ihre Angestellten sind häufig der Meinung, dass man nichts versteht, wenn man so fremdländisch aussieht.

Die erste Darstellung ist eine Szene vom Lanna-Market, wie ich sie am vorangegangenen Wochenende selbst miterleben durfte und auch auf der letzten Tagebuchseite beschrieben habe: das Paar mittleren Alters in Lanna-Tracht im Wechselgesang auf eine Person aus der Zuhörerschaft Bezug nehmend. Der Text wird spontan während der Aufführung gereimt und musikalisch mit einer traditionellen Weise unterlegt.

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Das singende und spielende Lanna-Duo auf dem Lanna-Market am 6. Dez. in der Thanalai Road in Chiang Rai.

Neben dieser Darbietung gab es natürlich weitere Musik- und Tanzvorführungen, sowie unzählige Stände mit den Gütern, die ich schon in der letzten Woche beschrieben habe (Abb. weiter unten).

Wie sieht eigentlich das Leben und Zusammenleben hier in Thailand aus?

Ich mache hier, wie viele Leser dieses Tagebuches wissen, so etwas wie eine ‚Fortbildungsfreizeit’. Ich lebe hier am Rande von Chiang Rai, reise, betrachte, lese, erlebe und nehme das thailändische Leben wahr. Dadurch, dass die Kommunikation fast ausschließlich – bis auf wenige ‚Thaibrocken’ – auf Englisch abläuft, ist die Wahrnehmung doch sehr eingeschränkt. Obwohl die Körpersprache und die Mimik einiges verraten können, kann es auch zu Fehlinterpretationen kommen.

Allgemein sind Thailänderinnen und Thailänder Ausländern gegenüber – also auch mir – sehr tolerant und man kann darauf zählen, dass bei Fehlverhalten es den unwissenden ‚Fallang’ durchaus nachgesehen wird. Es wird dann häufig "Mai pen rai!“ (‚Das macht doch nichts!’) gesagt. Ein immer wieder gesehenes mildes Lächeln sieht eben über die seltsamen Anwandlungen oder das Nicht-Wissen der Farang aus dem fernen Amerika, Europa oder Australien hinweg.

Fälschlicherweise hat das Lächeln dem Land den etwas nervigen Namen „Land des Lächelns“ (Thai: Siam yiim) eingebracht, das vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage im Lande, etwas verkniffene Mundwinkel bekommen hat. Auch muss man sich im Klaren sein, dass das Lächeln eher als ritueller Reflex auf das Gegenüber zu werten ist. Es soll besänftigend wirken, um Konflikte zu vermeiden. Die von mir erwähnte und eher in früheren Jahren gepflegte Streitkultur in Deutschland kennt man hier nicht. Hier muss immer alles „Sa-baii Sa-baii !“ sein (übersetzt: ganz locker, gemütlich und relaxt).

Wenn also hier gelächelt wird, muss das nicht bedeuten, dass Thailänderinnen und Thailänder immer auch nette und wohlmeinende Menschen sind. Das macht es auch so schwer, miteinander zu streiten. Es kommt eigentlich nicht zum offenen Eklat. Ich habe nie Menschen, Paare oder Freunde, Bekannte in der Öffentlichkeit streiten sehen oder hören. Auch der Umgang mit den Kindern ist sehr entspannt und liebevoll – in der Öffentlichkeit. Wir wissen nicht, was in! der Familie abläuft.

Es hat also durchaus etwas Doppelzüngiges, und die Thais sagen von manchem ihrer Mitbürger: "Phak waan, gond priau“, zu Deutsch „Der Mund ist süß, der Hintern aber sauer!“ (aus: Krack,R. a.a.O. Seite 95)

Insgesamt soll sich der Umgangston in den letzten Jahren etwas abgekühlt haben. In diesem Land, übrigens dem Tourismusland Nr. 1 auf diesem Erdenball, hat sich nach der Entwicklung der letzten Jahre, des im Aufschwung befindlichen asiatischen Königreiches, der Ruf nach dem Mammon auch hier durchgesetzt. Für Geld ist eine Menge zu haben und das ist nicht nur auf den Sextourismus bezogen. Es gibt hier aber auch immer noch Unterschiede zwischen Nord- und Südthailand. Der Norden wird erst in den letzten Jahren zunehmend touristisch erschlossen. Die Menschen - so wird allgemein gesagt – wirken hier noch ‚relaxter’ und sind doch recht freundlich (...’wenn der Rubel rollt’). Statussymbol ist - wie z.T. auch immer noch in unserem Lande - das Auto. Außerdem besitzt jeder!! Thailänder, jede Thailänderin 1 – 2 Mobiltelefone (‚Handys’).

Die Ideale messen sich zunehmend am Gelde, deshalb sind die Deutschen hier auch (noch) recht beliebt, obwohl Jüngere – wie vor einer Woche auf der Post in Chiang Rai erlebt – geografisch nicht so bewandert zu sein scheinen. Als ich nach dem Brieftarif für Germany fragte, schaute die aufgeweckte Schalterbeamtin in der Liste mit den afrikanischen Ländern nach. .. aber wohl eher ein Einzelfall? Nachdem, was ich aus den europäischen Finanzhochburgen hier höre ... ist Afrika vielleicht doch nicht so weit?!

Thailand wird zunehmend von wirtschaftlichen Faktoren bestimmt. Auch das mögliche - oder besser - in Aussicht stehende Koalieren der hiesigen Liberalen (DP) mit anderen Parteien, die bisher mit der regierenden PPP zusammengingen, weist auf den Versuch hin die Krise in der Thailand politisch wieder ‚in den Griff’ zu bekommen, damit ‚es auch ökonomisch wieder voran geht’! Mehr hierzu auf der nächsten Tagebuchseite 20.

Thailand ist ein überwiegend agrarisch orientiertes Land: 65% der arbeitenden Menschen sind in der Landwirtschaft beschäftigt und nur 11% arbeiten in der Industrie. Der Rest (24%) ist in der Verwaltung oder in der Tourismusbranche beschäftigt (ca. ein Fünftel der Berufstätigen). Die letzten Auseinandersetzungen auf dem Bangkoker Flughafen (in deren Folge Reiseunternehmen sich von Thailand abgewandt haben) so wird gesagt, soll als Folge sehr viele Arbeitsplätze in der Tourismusbranche kosten (es wird von Zahlen zwischen Hunderttausend und einer Million gesprochen!).

Trotz der veränderten Situation in den letzten Jahren im Lande – das sich auch auf das Verhalten allgemein und auch gegenüber Ausländern bemerkbar gemacht haben soll, ist immer noch von einem sehr gastfreundlichen, nach außen hin entspannten Klima zu sprechen. Die Hilfsbereitschaft, die auch mir entgegen gebracht wurde, ist allerorten groß.

Allgemein kann man feststellen, dass Thailänder und Thailänderinnen gegenüber Farang eher zurückhaltend sind. Ich habe häufig erlebt, dass besonders Frauen einen/mich nett und offen anlächeln. Welcher Art dieses Lächeln war, kann ich nur schwer ergründen (siehe oben). In diesem Zusammenhang muss ich feststellen – was ich bisher in den Aufzeichnungen noch nicht gewürdigt habe – dass sehr viele Frauen hier ausnehmend hübsch sind. Sie wissen darum und auch, wie sie diese besonderen Attribute entsprechend einsetzen können. Viele Farang fallen deshalb auch darauf herein oder besser, interpretieren das Lächeln oder das Ansprechen falsch. Es ist immer etwas Distanz angebracht.

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Junge Tänzerinnen auf dem Lanna-Market in Chiang Rai am 6.12.08

Mit der Kommunikation kann es dann auch schwer werden, denn viele Thailänderinnen und Thailänder beherrschen die englische Sprache nicht. Das kann dann bei ihnen zum ‚Gesichtsverlust’ führen (siehe Tagebuchseite 5 Lampang und Sukhothai).

Insgesamt sind die Ausländer nicht so wichtig im Leben der Thai höchstens als Geld- und Devisenbringer – man könnte es als ‚desinteressierte Toleranz’ bezeichnen. Anders ist es, wenn sich durch häufigeren Kontakt und auch etwas von sich preisgebend, Beziehungen entwickelt werden (siehe beide Mekongtouren und Begegnungen im Issaan).

Die Regeln und kulturellen Übereinkünfte sind unter der thailändischen Bevölkerung doch beträchtlich und verlangen den Menschen hier viel ab. Die Diskrepanz zwischen dem, was man tun muss (lächeln, freundlich sein, gesellschaftlich höher stehende Personen zuerst Platz nehmen lassen und darauf warten, dass derjenige dem Niedrigstehenden den Platz dann anbietet, und natürlich der entsprechenden Person den richtigen Gruß erbieten etc.) und dem was man tun möchte, kann doch zu größeren Problemen und zu psychischem Druck führen (siehe Zeitungsberichte).

Wo ich nun gerade den ‚richtigen’ Gruß – den Wai – angesprochen habe, möchte ich dazu einiges darlegen:

Beim Wai werden beide Handflächen – wie wir es aus der katholischen Kirche kennen – wie zum Gebet aneinander gelegt und vor dem Körper gehalten. Wie hoch die aufeinander gelegten Hände in Bezug auf den übrigen Körper gehalten werden, ist von der gesellschaftlichen Stellung der zu grüßenden Person abhängig.:

Niedriggestellte werden gegrüßt, indem sich beim Wai die Daumen, die ja zum Körper weisen, etwa auf Brusthöhe befinden,

bei Gleichgestellten haben sich die Daumen etwa in Kinnhöhe zu befinden,

Höhergestellte werden durch einen Wai mit dem Daumen in Höhe der Unterlippe gegrüßt,

Mönche, als sehr hoch stehende Personen, werden mit den Daumen zwischen den Augenbrauen gegrüßt.

Farang sollten den Wai dezent, wenn überhaupt anwenden. Es wird von Ausländern der Gruß nicht erwartet. Es wirkt dann für die Thais eher lächerlich, wenn wir den Wai nicht wirklich beherrschen. Am schlimmsten ist wohl, wenn Ausländer eindeutig niedrig gestellte Personen mit einem Wai begrüßen oder verabschieden, also Hotelpersonal, Friseurinnen oder Tuktuk-Fahrer. Dies ist dem ‚gewaiten’ peinlich und wird als unangenehm empfunden, es wird aber dem ’Waier’ nicht gezeigt, um ihn nicht zu verletzen. Wais von eindeutig niedriger Gestellten (z.B. Bettler), sollten nicht durch einen Wai erwidert werden, sondern lediglich durch ein kurzes Lächeln oder Nicken. Wird eine eindeutig niedrigere Person durch einen respektvollen Wai gegrüßt, kommt dies einer Verhöhnung gleich!

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Porträt eines Schnitzers von Kuriositäten und Spielzeug auf dem Lanna-Market in Chiang Rai am 6.12.08

Wo ich nun gerade bei dem Körperlichen und Respekterweisenden bin, möchte ich noch auf die Besonderheit des Kopfes und der Füße in der thailändischen Gesellschaft eingehen.

Insgesamt darf man Menschen nicht ohne vorherige Übereinkunft berühren! Absolut! Das in Europa übliche Händeschütteln gibt es hier nicht! Zu unterlassen ist es, Menschen an den Kopf zu fassen!! Der Kopf ist nach thailändischer Auffassung der Sitz der Seele und somit das Körperteil, das wiederum in der Hierarchie am höchsten steht. Das Berühren des Kopfes ist eine starke Beleidigung der Person.

In früheren Zeiten sollen sich selbst die Henker bei ihren zu richtenden Opfern für das Berühren des Kopfes des Verurteilten im vorab entschuldigt haben.

Nur die Berührung des Kopfes zwischen Personen, die ein inniges Verhältnis haben (Mutter und Kind, Ehepartner und Geliebte... aber nicht in der Öffentlichkeit) sind hingegen erlaubt. Auch das Küssen in der Öffentlichkeit und Umarmungen sind nicht üblich und werden zumindest mit Empörung der Umstehenden geahndet.

Bei übrigen Berührungen gilt zwischen fremden und flüchtig bekannten Personen, überhaupt keine Berührung. Zwischengeschlechtliche Berührungen deuten auf ein intimes Verhältnis hin und können die Frau - interessanterweise nicht den aktiven Mann – so in eine peinliche Situation bringen.

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Die Hände des Schnitzers auf dem Lanna-Market in Chiang Rai am 6.12.08

Im Gegensatz zum Kopf gelten die Füße als unterster Teil des Körpers als „unrein“. Beim Sitzen sollte man einer Thailänderin/ einem Thailänder niemals die Fußsohlen hinstrecken, das wäre eine Beleidigung. Absolut verwerflich ist es, die Fußsohlen einem Tempel oder einer Buddha-Figur entgegen zu strecken. Niemals sollte man mit dem Fuß auf einen Menschen oder Gegenstand am Boden mit dem Fuß weisen. Ich wurde schon einmal gemaßregelt, als ich ein von mir am Boden liegendes Bild, unterstützt durch Weisungen mit dem Fuß, erklärte.

Auch das Zeigen mit dem Finger auf Personen gilt wie bei uns als unhöflich. Eine bessere Lösung ist es, kurz mit dem Kinn in Richtung der betreffenden Person zu nicken (den Kopf durch schnelles in den Nacken legen, Kinn auf die meinende Person richten). Am Boden liegendes Essen oder eine schlafende Person dürfen nicht überstiegen werden.

Und natürlich vor Wohnhäusern, aber auch anderen Häusern wie z.T. Museen, Galerien und Tempeln gilt es, die Schuhe auszuziehen.

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Ein Blick auf den Tisch des Schnitzers und auf die zum Verkauf stehenden geschnitzten Spielsachen und Kuriositäten auf dem Lanna-Market in Chiang Rai am 6.12.08

Nun noch Hinweise zum Verhalten gegenüber der in der Hierarchie sehr hoch stehenden Mönche. Alle Jungen oder auch heranwachsenden Männer sollten einer alten thailändischen Tradition zufolge mindestens drei Monate ihres Lebens in einem Kloster verbracht haben. Dort lernen sie nicht nur zu meditieren, sondern auch den Umgang und das Studium anhand der in Pali abgefassten buddhistischen Schriften. Es gibt zu jeder Zeit somit 300.000 Jungen und Männer im Mönchsstand.

Frauen dürfen Mönche nicht berühren oder ihnen keine Gegenstände oder Essen direkt übergeben. Frauen müssen den Gegenstand oder das Essen erst einem Mann überreichen, der ihm dann dem Mönch weiterreicht. Oder aber der Mönch breitet ein Stück seiner safranfarbenen Robe aus, worin Frauen den Gegenstand legen dürfen! In den öffentlichen Bussen sitzen Mönche meist in der letzten Reihe – und dies zum halben Preis oder kostenlos – und man muss von dort aufstehen, falls Mönche einsteigen. Der Fehler war mir einmal, bevor ich das wusste, auf der ersten Mekongtour unterlaufen. Da der Bus, in den ich stieg, sehr eng und überfüllt war und ich die schwere Tasche und einen Rucksack bei mir hatte, nahm ich auf einem freien Sitz in der letzten Reihe Platz, um auch im hinteren Teil, in dem Raum für Gepäck ist, Tasche und Rucksack im Auge zu behalten. Es befand sich noch ein weiterer leerer Platz in der vorletzten Reihe. Als beim nächsten Haltepunkt ein Mönch in safranfarbenem Gewande einstieg – drei Mönche saßen schon neben mir – sah er sich verzweifelt um und auf mich und setzte sich schließlich auf den Platz in der zweitletzten Reihe. Wie gesagt... zu meiner Entschuldigung – zu diesem Zeitpunkt wusste ich nichts von diesem ungeschriebenen Gesetz.

Sitzt zum Beispiel ein Mönch in einem Restaurant, so gehen die Einheimischen an ihm vorbei, indem sie sich etwas bücken, sich also kleiner machen. Mönche sind absolute Respektspersonen.

Durch die, sagen wir einmal positive Einstellung zum Leben, gilt es in Thailand als unschicklich, sich allzu negativ zu äußern. So drückt man sich gewählt aus - niemals ablehnend oder das etwas schlecht wäre:

„No good, no good!“ ist zwar grammatikalisch eine falsche, aber eine einfache Art der Ablehnung. Es würde niemals ‚bad’ (schlecht) gesagt werden.

Übrigens gehört „No good, no good!“ mit in die Sammlung englischer Kurzsätze wie:

"Same same“ und "No hepp!“

In diesem vermittelten Zusammenhang möchte ich noch auf eine andere sprachliche Eigenart eingehen. Wenn man auf Thailändisch von einer Sache, z.B. Essen, etwas mehr haben möchte, sagt man „maak!“ und wenn es eine größere Portion sein soll „maak, maak!“. Diese Doppelungen sind in anderen asiatischen Ländern zur Steigerung des Ausdrucks durchaus üblich. Durch mehrfache Wiederholung des Wortes wird dem Gebenden die Menge bedeutet. Er muss das Gesagte entsprechend interpretieren.

Neben dieser Art des dezenten Ausdrückens gibt es auch die Art der Schmeichelei und Übertreibung. So wird in Gesprächen oder öffentlichen Bekundungen (z.B. in der letzten Woche auf dem Lanna-Market: ‚The handsome man from Jerman’) von Thailänderinnen oder Thailändern das angeblich gute Aussehen oder die Thaisprachkenntnisse gepriesen. Man sollte sich auf diesen ‚Thai way of life’ nicht viel einbilden!

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Darbietung einer Gruppe traditioneller Perkussionisten auf dem Lanna-Market in Chiang Rai am 6.12.08

Als schweres Vergehen wird die Majestätsbeleidigung geahndet. Bhumipol der König wird – man kann sagen – von allen Thais geliebt und verehrt. Im Straßenbild sind Portraits vom König und manchmal auch von König und Königin zusammen allgegenwärtig.

Majestätsbeleidigung ist ein schweres Verbrechen, das mit Gefängnis bestraft wird. Ein Reisender wurde 1995 auf dem Flug mit Thai Airways von Paris nach Bangkok, der angeblich abfällige Bemerkungen gegenüber der an Bord befindlichen Prinzessin Somsawali gemacht hatte, bei der Ankunft in Bangkok verhaftet und bei der nachfolgenden Gerichtsverhandlung in Ketten vorgeführt. Er wurde aber wegen Fehlinterpretation einer Stewardess seines Verhaltens anschließend frei gesprochen.

Auch das Zerknüllen eines Geldscheines oder das Herumtrampeln auf selbigem, so wie in einem Restaurant im Streit eines Touristen mit dem Restaurantbesitzer – es ging um die zu zahlende Höhe des Betrages – wird nicht gern gesehen. So reagierten die Gäste in dem Restaurant empört, da auf jedem Geldschein der König abgebildet ist.

Erst jetzt kann ich das Entsetzen der Zuhörer am letzten Samstag bei der Lanna-Wechselgesang-Darbietung richtig interpretieren. Als die beiden Vortragenden - auf dem zweiten Bild auf dieser Seite zu sehen – beide die Hände des zum Lohn überreichten Geldscheines ausstreckten und sich zum Spaß gegenseitig wegschubsten, tat ich so, als würde ich den vor den Mund gehaltenen Geldschein zerreißen, damit jeder ein Stück bekäme. Aus Spaß tat ich so! Ein Aufschrei ging durch die Zuschauer. In dem Augenblick war ich sehr verwundert... nun kann ich die Reaktion deuten!

Übrigens auch in Deutschland darf man kein Zahlungsmittel mutwillig zerreißen oder verbrennen... das war mir bewusst!

In der nächsten Woche werde ich mich wieder dem politischen Geschehen im Lande zuwenden und mich um Feste und Aberglauben kümmern. Außerdem gibt es ein vietnamesisches kurzes Märchen zum Jahresausklang, da es nach der zwanzigsten Seite erst einmal eine dreiwöchige Pause gibt. In dieser Zeit werde ich mich um meinen Besuch kümmern und mich auch zehn Tage in Laos aufhalten. Die nächste Seite also erst einmal am nächsten Samstag, den 19. Dezember.

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