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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 13
25. bis 30. Oktober 2008

Als ich einen Tag vor meiner Abfahrt an den Mekong um kurz vor 18:00 Uhr eine Fahrkarte für die Busfahrt in die Stadt Loei lösen wollte, erscholl plötzlich über die Lautsprecher des Busbahnhofes von Chiang Rai eine Weise, die ich schon häufiger zu bestimmten Zeiten im Radio vernommen hatte (morgens um 8:00 und abends um 18:00). Nun muss man wissen, wie thailändische Busbahnhöfe eingerichtet sind. Sie bestehen wesentlich aus drei Teilen, die unter einem großen Dach von rechteckiger Dachfläche untergebracht sind. Der erste Teil ist die mehr oder weniger große Schalterhalle, in der die Fahrkarten erstanden werden können. Der große Mittelteil ist für die Buspassagiere und ‚fliegenden Händler’ vorgesehen. Kunststoffschalensitzreihen sind auf meist große Bildschirme wie in einem Klassenzimmer ausgerichtet. Der dritte äußere kleinste Part ist Toiletten und Waschräumen vorbehalten. Die Busse halten vor den Sitzreihen des großen mittleren Teiles.

Beim Erschallen der ersten Töne dieser Weise sprangen alle!! im Busbahnhof befindlichen Personen auf und verharrten in Andacht vor ihren Sitzen.

Die über Lautsprecher verbreitete Musik war die Nationalhymne von Thailand. Als ich sie zum ersten Male im Radio hörte, hatte ich doch stark die Assoziation zu mitteleuropäischer Marschmusik – oder eher, da etwas freundlicher – zu einer Wanderweise?! Als die Hymne verklungen war, setzte sich alles und ging seinen vorherigen Beschäftigungen nach. Meine letzte Erfahrung mit solcherlei Veranstaltungen habe ich das letzte Mal in den siebziger Jahren vor einer Filmvorführung in London. So ist das mit den Königsreichen!

Am Samstagvormittag ging dann der Bus ins ca. 670 Kilometer entfernte Loei am Rande des Issaan, einem recht trockenen und armen Landstrich in Nordostthailand. Rund 50 Kilometer nördlich von Loei verlässt der Mekong bei Chiang Khan laotisches Hoheitsgebiet und wird für über 800 Kilometer zum gemeinsamen Grenzfluss von Laos und Thailand. Hier in Chiang Khan soll am morgigen Sonntag meine Tour entlang eines der größten Ströme der Welt (ca. 4500 km) beginnen. Aber zuerst geht es in südliche Richtung über die schon bekannten Orte Phayao, Phrae, Uttradit und Phitsanulok (insges. 450 km). Hier geht es dann weiter in östliche Richtung bis kurz vor Lom Sak und dann wieder hinauf in das saftige Bergland nach Loei (ca. 212 km). Auf der Fahrt durch das Bergland um Loei passiert der Bus den von dunklen Wolken verhangenen Phu Rua Nationalpark. Kurze Zeit später durchfährt der Bus die Orte Phu Rua und Huai Lat – hier bekannt für seinen Weinanbau dem ‚Chateau de Loei’. Leider war in Loei bei meiner nächsten Übernachtung um kurz nach 21:00 Uhr kein Fläschchen mehr aufzutreiben und der Besitzer der Garküche, die ich dann noch besuchte, schaute mich mitleidig an. Ich komme immer mehr zu der Einsicht‚Thailänder sind keine Weintrinker. Wie weiter vorn im Tagebuch schon festgestellt, passen Weine auch weniger zu dem in der Regel in Thailand scharfen Essen.

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Blick vom King Hotel in Loei über die Dächer in nordöstlicher Richtung

Loei mit seinen ca. 33 000 Einwohnern ist Hauptstadt dieser gleichnamigen Provinz und Bergregion, die mit ihren sattgrünen Hügeln eher an den fruchtbaren Norden, denn an den kargen, trockenen Nordosten erinnern. Neben den schon erwähnten Weinbergen – ein weiteres Anbaugebiet befindet sich um den Phu Kradung – eignet sich die Gegend ob seiner Lage und der niedrigeren Temperaturen, hervorragend zu Bergwanderungen. Da das dem Hotel angeschlossene Lokal bereits geschlossen hatte, bin ich um die Ecke in ein nettes kleines Restaurant – in das ‚Boum Arong’ gegangen und habe recht vorzüglich Huhn mit Cashew-Kernen und Gemüse gegessen.
Auf den besonderen Landstrich Issaan werde ich auf meiner nächsten Tagebuchseite 14 ausführlich eingehen.

Am nächsten Morgen ging es dann in Richtung meines eigentlichen Zieles der Reise, der Erkundung des Mekong, dem wichtigsten Strom Indochinas. Seine Quelle wurde erst im Jahre 1994 in der abgelegenen chinesischen Provinz Chinghai gefunden. Er durchströmt 4500 km sechs Länder mit seinen errechneten fünf Milliarden Kubikmetern Wasser. 1500 dieser Kilometer verläuft der Strom auch auf thailändischem Territorium. Die Hälfte dieser Strecke werde ich nun bereisen. Im Vorfeld versuchte ich bereits im Hotel in Loei und dann am Busbahnhof des Ortes, Informationen über Reisemöglichkeiten auf dem Fluss zu bekommen. In beiden Fällen wurde ich auf den Ort Chiang Khan, direkt am Mekong gelegen, verwiesen. Durch hügelige grüne, zum Mekong etwas flacher werdende Landschaft, führte mich die ca. einstündige Busfahrt nach Chiang Khan, das dem Besucher ‚wunderschöne Aussichten über den Fluss hinweg nach Laos’ - laut Reiseführer - bieten soll. „Fast alle Gebäude Chiang Khans sind aus Holz, ein untrügerisches Anzeichen, dass der „Fortschritt“ hier noch nicht Fuß gefasst hat. Kaum jemand spricht Englisch, und so zeigt sich nun, wer seinen Sprachführer gut studiert hat. Chiang Khan ist der perfekte Ort, um für einige Tage rein gar nichts zu tun.“ Soweit der Reiseführer, wobei ich die vorletzte der beschriebenen Erfahrungen nicht teilen kann. Ich hatte mir das Sukhsombun Hotel am nördlichen Ende des Ortes ausgesucht. Eine ältere gebeugte Dame, des Englischen durchaus mächtig zeigte mir zwei Zimmer. Meine Wahl fiel auf das zwar vom Fluss etwas abgewandte, aber mit AC und unvergitterten Fenstern im ersten OG. Es ist ein wunderbares altes Hotel in fast schwarzem Tropenholz (hochglanz lackiert) gearbeitet und beim Betreten des oberen Flures habe ich mich zum ersten und gleichzeitig letzten Mal auf dieser Reise verliebt: in die durchgehende Fensterpartie hinaus zum Fluss. Das Fenster spiegelt sich im fast schwarzen Holzfußboden und verleiht der gesamten Szene etwas Schwebendes. Vor dem Fenster, leicht aus dem Zentrum, versetzt steht ein ganz einfacher alter Stuhl mit höherer Rückenlehne. Das aus mehreren Flügeln und Sprossen unterteilte Fenster rastert gleichfalls den Blick hinaus auf den Mekong. Ich frage bei der gebeugten älteren Frau nach möglichen Bootstouren auf dem Strom. Sie sagt mir, dass sie für ein Boot 15 000 Baht (300 Euro) zahlen müsste - oder wenn ich zehn Leute finden würde, kostet es mich nur 1500 Baht (30 Euro). Aber woher 10 Personen nehmen. War das Projekt also gestorben!
Mein erster Gang, mein Zimmer im Hotel war noch nicht ganz bezugsfertig, führte mich natürlich an den Fluss. Ich war sofort gefangen von den Ausmaßen und der ungeheueren Breite.

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Der erste Blick über den Mekong bei Chiang Khan (In Bleistift, später mit Kaffee bei Thep überarbeitet) 26.10.08

Leider begann es nach einem kurzen Spaziergang und während der ersten Skizze in meinem Tagebuch zu regnen, so dass ich schnell in einem in der Nähe befindlichen kleinen Restaurant, dem Sangthong Guesthouse, unterkam. Hier lernte ich den Besitzer des Guesthouses Rimkhong, das sich neben dem Hotel, in dem ich logiere befindet, kennen. Pascal aus Frankreich betreibt zusammen mit seiner aus Udon Thani stammenden Frau seit Jahren das Guesthouse, lebt nun schon 18 Jahre in Thailand und hat sich aus Gründen der Schönheit und Lage für diesen Ort entschieden. Er hat vor Jahren mit dem Fahrrad den gesamten Teil des thailändischen Mekongs bereist und konnte mir gute Tipps für die weitere Reise entlang des Mekongs, aber auch bezüglich des weiteren problemlosen Umganges mit dem Visum nach Luang Prabang geben. Der Regen zog sich bis in den späten Nachmittag hinein und so entschloss ich mich, noch einen Tag in Chiang Khan zu bleiben.Ich hatte einfach noch so gut wie nichts von dem Ort gesehen.

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Bildausschnitt: Hausboot auf dem Mekong 26.10.08

Als es gegen Abend wieder schön wurde, machte ich noch einen Gang entlang der ‚Promenade’ in Richtung der laotischen Grenze und begann eine Aquarellskizze von der Promenade hinüber zum laotischen Ufer des Mekong.

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Abendstimmung in Chiang Khan 26.10.08

An diesem ersten Abend bin ich dann noch einmal zum Essen ins Sangthong gegangen, um ein wunderbares Mahl: ‚Gai Phad Met Ma Mouang’ mit Khao Niew (Klebreis), alles sehr wunderschön mit viel frischem!! Basilikum zubereitet. Der Koch, Besitzer des Sangthong und Künstler Thepparit Euphuthasilp hat in Loei und Bangkok ‚Fine Arts’, Architektur und Bildhauerei studiert und ist begeisterter Blues-Musiker. Er hat zusammen mit seiner Frau, einer ehemaligen Modedesignerin, die in Paris studiert und gelebt hat und seinem kleinen Sohn sich ein wahres Refugium der Kunst und der leiblichen Genüsse geschaffen. Er ist nicht nur ein begnadeter Koch, sondern ein recht guter Künstler und in der Lage, auch größere Projekte ‚durchzuziehen’. Sein Traum ist es, einmal im westlichen Ausland ein größeres bildhauerisches Projekt für zum Beispiel eine buddhistische Gemeinde umzusetzen. Mit seinen gerade 31 Jahren hat er schon eine Menge Erfahrungen gemacht und ist voller Tatendrang. Falls also einer meiner Leser/innen Kontakte oder/und Ideen für die Umsetzung plastischer Großprojekte in Deutschland haben sollte, bitte bei mir melden oder eine Mail an T. Eupuhthasilp schicken, er kann gut Englisch sprechen und vermutlich auch schreiben:

thepbluesthai@hotmail.com

Ein netter Abend mit wirklich gutem Essen und Gesprächen über Malerei und Bildhauerei. Später kam ein befreundeter Architekt von Thep (Thepparit) hinzu und ich konnte endlich einmal aus berufenem Munde hören, warum es keine modernen Wats in Thailand gibt, wie beispielsweise in Frankreich in der Nähe von Ronchamp der Kirchenbau in Beton ‚Notre-Dame-du-Haut’ von Le Corbusier, (um nur ein bekanntes architektonisches Beispiel zu nennen). Der Architekt mittleren Alters – der in Bangkok viele größere öffentliche Gebäude mit geplant hat – wurde recht nachdenklich und sagte dann, dass es an den doch sehr konservativen Geldgebern zum Bau dieser Wats liegt, die möglicherweise doch recht tradierte Vorstellungen von Architektur haben. Möglicherweise sind es aber auch meine falschen Vorstellungen und Ansätze von Religion.

Ein weiteres Thema war dann auch die politisch verfahrene Lage im Lande. Die herrschende rechtskonservative Partei (PPP) auf der regierenden Seite, und der Rest: von den Royalisten über die liberale (kapitalistischorientierte) DP zu verschiedenen linken Gruppierungen, der sich letztlich nicht so einig ist, wie diese zu einer Volksbewegung zusammengeschlossene Volksallianz für (PDA) vorgibt. Sie schafft es nicht, eine Kraft gegen die PPP zu entwickeln. Meine etwas lakonische Feststellung war dann nur..“ und der Rest... das sind doch so viele!“ Alle waren etwas ratlos und Thep sagte abschließend „ ... und deshalb mache ich Blues.“

Am Morgen, nach einem verhältnismäßig guten Frühstück bei Pascal und seiner Frau im Rimkhong Guesthouse (neben ’meinem’ Hotel gelegen), habe ich bei endlich strahlendem Sonnenschein einen Rundgang durch den Ort Chiang Khan und entlang der gesamten Promenade Richtung Südost gemacht.

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Der Mekong bei Chiang Khan / äußerer nordwestlicher Punkt des Ortes nahe der Promenade 27.10.08

Am Ende der Promenade befindet sich neben der Einwandererbehörde, einigen Garküchenständen und einer Samlor-Haltestelle, sowie einem provisorischen Bouleplatz, so etwas wie ein Anleger mit breiter Rampe. Der Wasserstand des Mekong ist derart niedrig, dass sich gut eine sehr erhöhte Stelle an der erhöhten Böschung zu finden ist, um das Geschehen am Anleger und der Rampe von oben zu verfolgen. An der Rampe lagen vier Schiffe, die bereit waren, beladen zu werden. Alle hatten laotische Flaggen und nahmen zum großen Teil Stück- und Sackgut aus Thailand auf. Viele Hände mussten zupacken, um die Massen von Säcken an Bord zu hieven.

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Am Anleger von Chiang Khan 27.10.08

Anschließend kamen 25 – 30 der Säcke schleppenden Hafenarbeiter hinauf zu mir auf den Wall, um zu schauen, was ich dort denn triebe. Unter Kommentaren wurde die Zeichnung begutachtet, Einzelheiten wie die laotische Flagge, das Wat auf der laotischen Seite, der Vorarbeiter mit Strohut und einzelne Säckeschlepper unter Gejohle versucht zu identifizieren.

Anschließend auf einen Kaffee bei Thepparit eingekehrt und mit der Frau von Pascal Rade gebrochen auf Englisch, Französisch und Thai... sie war sehr verwundert über meine Malweise mit Kaffee (am Tag zuvor gesehen). Aber von den Farang, die hier vorbei kommen, ist sie ja einiges gewohnt. Auf dem Weg zurück zum Hotel noch eine kurze Aquarellskizze auf gleichnamigem Papier von den netten Häusern und des trotz 800 Meter breiten Mekongs doch recht gut zu erkennenden eindrucksvollen Baumbestandes am laotischen Ufer erstellt.

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Das laotische Ufer des Mekong auf Höhe von Chiang Khan 27.10.08

Für den Abend hatte ich mich zum Essen bei Thep angemeldet ,vorher vor Ort die noch nicht fertig kolorierte Zeichnung (Abendstimmung in Chiang Khan) fertig gestellt. Im Songthong habe ich dann zwar keinen plaa bük (Mekong Wels) bekommen, da der fast ausgestorben ist, aber Thep hat mir einen anderen leckeren Fisch Sa – kqua zubereitet. Noch nett mit Thepparit zusammen gesessen, seine Kunst, die in seinem Guesthouse zu sehen, gemeinsam betrachtet. Das untere Stockwerk des Hauses besteht aus dem zum Mekong nach hinten hinaus offenen Restaurant, davor liegt der Küchentrakt, es folgt zur Straßenseite hin ein riesiger ‚Lebensraum’ von ca. 100 qm, der Wohnraum, Atelier und im Zentrum ein riesiges Bett für die ganze Familie mit großem Bildschirm und nett mit Schränken etwas abgeschirmt. Drumherum stehen diverse Staffeleien mit in Arbeit befindlichen sowie fertigen Bildern. An den Wänden ist die ‚Petersburger Hängung’ angesagt (alles hängt voll). Seine Frau nimmt mich, kurz bevor ich gehe, zur Seite und gibt mir zu verstehen, dass sie meine Äußerungen vom Vorabend recht gut fand. Ich verabschiede mich von beiden, ohne nicht vorher noch einmal zu versichern, dem Wunsch auf Nachfrage in Deutschland nach künstlerischer Arbeit bei öffentlichen Trägern oder einer buddhistischen Gemeinde nach zu fragen: ‚Artist in residence’.

Im Anschluss bin ich noch einmal auf ein Bier beim Rimkhong Guesthouse vorbei gegangen, um dort nicht nur Pascal und seine Frau anzutreffen, sondern auch zwei thailändische Freunde sowie auch den schweizerischen Guesthouse-Besitzer W. aus dem Nachbarort. Es wurde dann noch ausgiebig über das eigene ‚Stranden’ hier an den Ufern des Mekong und diverser anderer Farang, die hier versuchten Fuß zu fassen, es aber aus unterschiedlichen Gründen nicht ausgehalten haben und ‚weiter den Strom hinunter getrieben’ sind, gesprochen. Auch der Versuch, hier Fuß zu fassen, eines Landsmannes war die Sprache... es gibt da viele Probleme. „...Aber nicht alle sind so!“ „ Viele stranden hier im Issaan und entweder sie packen es“ – so wie W. aus der Schweiz als ehemals Abhängiger – „ ...oder aber sie gehen zurück in ihr Heimatland oder irgend woanders hin in Thailand“. Nur wenige Farang so wie Pascal oder W., die inzwischen beide gut Thai sprechen, scheinen sich hier zu halten. Alle haben meist schon verschiedene Beziehungen zu thailändischen Frauen hinter sich. Wenige sind so ‚gestanden’ wie beispielsweise Thepparit , der möglicherweise seinen Lebensmittelpunkt mit Gestaltung, Kunst, Kochen, Bewirten und Beherbergen gefunden hat. Am nächsten Morgen ist Aufbruch angesagt und ich möchte bei Pascal noch ein letztes Mal am Mekong ein Frühstück mit Baguette und frischem Tee genießen.
Ich nutze die Zeit des Wartens am Fluss für Aufzeichnungen.

Mekong, ein majestätisch dahin fließender Strom von bräunlicher Mannigfaltigkeit. Je nach Wetterlage und Färbung des Himmels changieren seine Farben in allen Variationen der Braun-, Grün- und Blautöne. Der Schiffsverkehr findet häufig nur zwischen hüben und drüben statt: kleine mittlere Boote fahren nur einige Meilen oder queren den Strom, um Waren von Thailand nach Laos oder umgekehrt zu transportieren. Der riesige Fluss, hier in einer Breite von 800 Metern, fließt stetig von Norden nach Südosten. Immer ist ein leichtes Brummen der sehr flachen dschunken-artigen Frachter zu vernehmen. Und meist weht eine angenehme Brise den Fluss hinunter. Der Fluss trägt die Landschaft mit den Menschen um, an und auf ihm. Lebensader und Quelle von Fruchtbarkeit eines sonst so dürren Landstriches, dem Issaan im Nordosten Thailands. Heute, nachdem ich ihn nur zehn Minuten hier vor dem kleinen Hotel aus dunklem Holz auf der Promenade sitzend anschaue, strahlt er eine erhabene Ruhe aus: Ruhe?! Aber doch stetig in Bewegung, wer ihn berührt, bewegt sich mit ihm, Fähren, Lastkähne, Fischerboote oder Ausflugsnachen. Lebensader zwischen zwei Ländern ähnlicher Kultur, Verbindung zwischen China und dem Südchinesischen Meer in Vietnam. Hier ergießt er sich nach über 4500 km in Form eines riesigen Deltas südlich von Saigon ins Meer und vereint sich mit den Strömen dieser Welt zu einer riesigen Wassermasse. Er ernährt Teile von 6 Nationen und ist Hauptlebensader der jeweiligen Region, die er durchströmt.

Soweit meine Impressionen am Dienstagmorgen, als ich darauf warte, dass Pascal sein Guesthouse für mein Breakfast an diesem Morgen für mich öffnet. Leider klappte es nicht, so habe ich mehr schlecht als recht in meinem Hotel gefrühstückt.

Die Fahrt von Chiang Khan nach Ban Pa Chom gestaltet sich etwas umständlich, da zu dieser Zeit kein Bus entlang des Mekongs verkehrt. Der sehr langsame Bus fuhr zurück in Richtung Loei bis zur Gabelung in Ban Than. Dort muss man auf einen Bus nach Ban Pak Chom warten. Ich vertrieb mir die Zeit auf einem Kunststoffstuhl, von denen es wohl inzwischen mehr als Menschen auf diesem Erdenballe gibt, mit dem Vertilgen einer Tüte leicht angesüßter Reiswaffeln. Ein weiterer abgewandelter Viehtransporter brachte uns 18 Mitreisende (incl. 5 Mönche mit einem geheimnisvoll verpackten ‚Topf’) in die Nähe meiner neuen Bleibe in Ban Pak Chom des Pa Chom Rimkhong Resorts. Es besteht aus einer Ansammlung kleiner Bungalows, einem größeren Restaurant dicht am Mekong und direkt vor diesem Restaurant sind vier kleine ‚Ruhehütten’ über den Fluss gebaut, sodass man sehr entspannt über dem Fluss im Liegestuhl ‚schwebt’. Das tat ich dann auch die nächsten zweieinhalb Stunden und fertigte zwei Skizzen incl. Kolorierung.

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Der Mekong vom Pak Chom Resort gesehen, flussabwärts. 28.10.08

Ich habe mich recht relaxt gefühlt. Und bis auf einige kleine Schönheitsfehler bei der Innenausstattung der Hütten, tatsächlich ein Ort zum Wohlfühlen.

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Der Mekong bei Ban Pak Chom - Blick flussaufwärts 28.10.08

Am Abend dann, ich war der einzige Gast, in dem Restaurant gesessen, die leicht aufbrisende Abendluft und Tom Yang Goom sowie Huhn mit scharfem Gemüse und Reis genossen. Zu fortgeschrittener Stunde bei einem weiteren Fläschchen Bier die Zeichnung vom nächtlichen Mekong und den ‚Ruhehütten’ davor erstellt und nicht so spät ins Bett.

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Blick vom Pac Chom Ringhong auf den Mekong 28.10.08

Nach einem recht guten Frühstück plante ich für diesen Mittwoch die nicht ganz 100 Kilometer bis nach Si Chiang Mai zu fahren. Dieser Ort liegt ca.30 km vor Nong Khai.
Dieser Morgen zeichnete sich wieder als voraussehbar heißer Tag ab und ich schleppte mich mit meinem doch gut gefüllten Rucksack schon zeitig in Richtung der Busstation des Ban Pak Chom. Auch hier beginnt man sich um den Tourismus zu bemühen, das Geländer für die Promenade steht schon. Unter einem großen Baum habe ich eine kurze Rast eingelegt, um eine schnelle Skizze des Mekongbogens bei Pak Chom zu skizzieren.

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Der Mekong bei Ban Pak Chom. 29.10.08

Der Weg führte mit einem wahrlich klapperigen doch stark von einem Viehtransporter abweichenden Bus älteren Datums über eine recht holprige Landstraße entlang des immer strömenden Mekong vorbei an Ban Sa Ngon. Entlang der Strecke befinden sich große Bananenplantagen, kleinere Anpflanzungen mit Obstsorten aller Art und links und zum Teil auch rechts der Straße Reisfelder. Ich sitze auf der ‚Beifahrerseite’ ,dem Fluss zugewandt und versuche, während der Fahrt Eindrücke und auch das eine oder andere im Foto festzuhalten. Die an der Straße liegenden Einzelgehöfte werden immer ärmlicher. Teilweise sind es nur noch Hütten, deren Wände aus Reisstrohmatten gearbeitet sind und deren Dächer mit Palmenblättern gedeckt sind. Vereinzelt gibt es auch festere, etwas heruntergekommene Holzhäuser. An einem hängt zur Straße gewandt wie zum Hohne eine völlig verdreckte und zerlöcherte ‚müde’ thailändische Flagge: Sinnbild für den Zustand dieses Landstriches, den Issaan, über den ich auf der nächsten Tagebuchseite ausführlicher schreiben möchte. Die Menschen, die den Bus besteigen, haben eine dunklere Hautfarbe und wirken ausgemergelter als im übrigen Lande. Gesichter und Hände der Männer sind vom Wetter – der erbarmungslosen Sonne – und der harten Feld- und Pflückarbeit gezeichnet. Die Frauen scheinen eher in sich zu ruhen. Die kleinen Gehöfte sind teilweise sehr heruntergekommen, überall liegen Auto- und andere Maschinenteile herum. Gestapelte Plastiktüte und Eimer dienen zur Vorratshaltung. Alles macht einen etwas ‚schrumsigen’ Eindruck entlang des Mekong. Der Fluss selbst ist stellenweise mit Müll belastet, vieles wird an seinen Ufern angeschwemmt. An einigen Stellen stinkt der Fluss derartig, dass ich es selbst beim Vorbeifahren als sehr unangenehm empfinde. An einer Stelle auf der linken Seite der Straße zwischen Ban San Ngao und Sang Khom befindet sich unmittelbar am Fluss eine Riesenmüllkippe mit Tausenden, Millionen von Plastikbehältnissen, Mülltüten etc.. Alles wirkt sehr mitgenommen... aber zwischendurch immer wieder große Bananenpflanzungen und Maisfelder. Der Fluss führt viel Geäst und Baumstämme mit sich. Sie lagern sich, durch die Strömung angeschwemmt, am Ufer aber auch zu riesigen Bergen aufgetürmt, auf den Sandbänken in der Mitte des Stromes ab. Die Farbe des Bodens - der Ackerkrume - verändert sich während der Fahrt von zu Beginn einem rötlichen Ton, nunmehr flussabwärts zu einem blassgelblichen Farbton. Die Landschaft beginnt nach Sang Khom zunehmend flacher zu werden. Sie erinnert fast an die norddeutsche Tiefebene. Einige Kilometer vor Si Chiang Mai verschwinden auch die Berge auf der laotischen Seite als Hintergrund des Mekongufers. Dreißig Kilometer vor meinem Zielort fährt der Bus durch den Ort Sang Khom, einem quirligen Marktflecken relativ dicht am Mekong gelegen - im zweiten Teil des Ortes hinter der Brücke eines Zuflusses des Mekongs gelegen, befindet sich ein Markt und zwischen diesem Markt und dem am Ortsende liegenden Hospital befindet sich auf der linken Seite sehr dicht am Mekong ein nett anzuschauendes Guesthouse mit Europ.- und Thaiessen (so ausgewiesen). Aber ich wollte ja nach Sie Chiang Mai! Nach weiteren 30 km bin ich also in Si Chiang Mai angelangt. Es liegt gegenüber der laotischen Hauptstadt Vientiane/ Viangchan (Thai). Mit meinem Englisch komme ich hier nicht weiter – ein nahe der Bushaltestelle hockender Mönch schaut mich verständnislos an, als ich ihn nach dem Weg zu einem Guesthouse oder Hotel frage. Also marschiere ich mit Sack und Pack den halben Kilometer weg von der Hauptstraße zum Mekong. Letztlich habe ich eine Bleibe an der „Promenade“ im Sitsuwan-Hotel in einem schaurig blau gestrichenen gefliesten Zimmer mit Fenster zum Hof und unbeleuchtetem Duschklo. Nach einer kurzen Ruhephase einmal die Promenade hinuntergelaufen. Die etwas abgewrackte „Promenade“ hat „den Charme von Dunkeldeutschland“ (würde Bernd sagen). Die Balustrade besteht aus Betonfertigteilen, die wohl von den Fluten am Mekong in den letzten Jahren beginnen weg zu brechen; alles etwas verrottet. Auch die Häuser an der „Promenade“ sehen recht mitgenommen aus. Der Kontrast liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses.

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Der Mekong vor Vintiane/ Viangchan von Si Chiang Mai gesehen 29.10.08

Die Zeichnung entstand an einem Garküchenstand auf der Promenade.

Auch am Abend an die Promenade zum Essen gegangen und so gesetzt, dass ich einen guten Blick auf das gegenüber liegende Vientiane habe. Das Restaurant Mekong hat sein Haus über der Promenadenstraße, aber serviert wird über die Straße direkt zu meiner schönen Aussicht. Es gab ein recht gut gewürztes Curryhuhn mit Gemüse und Reis und einer entsprechenden Suppe vorweg. Vor und nach dem Essen die Zeichnung von Vientiane bei Nacht erstellt.

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Vientiane bei Nacht von Si Chiang Mai aus gesehen 29.10.08

Das Zimmer im Sitsuwan - Hotel an der Promenade ist etwas ‚unvollständig’... wie gesagt, eine geflieste Hässlichkeit in Blau. Am nächsten Morgen im dunklen Bad weder Licht noch Spiegel (wozu auch, ist ja sowieso dunkel) vorgefunden. Die Dusche mit feudalem Duschkopf und kaltem Wasser. „No hep!“ Das bedeutet „No have!“ Und das wiederum bedeutet auf Englisch „We don’t have it,/ this ....!“Ein Wort – eigentlich zwei Worte, die ich in den letzten Tagen häufiger zu hören bekam (zum Beispiel beim Bootsverleih von Si Chiang Mai zu meinem nächsten Zielort nach Nong Khai). Also am Morgen gezwungenermaßen mit dem Bus weiter den Mekong abwärts Richtung Nong Khai gefahren. Dadurch, dass ein Bus ausgefallen ist, führt die etwas umwegige Strecke weg vom Mekong über Tha Bo nicht direkt nach Nong Khai, sondern in einen Vorort nahe des Highway 2 nach Na Hi. Entlang der Wegstrecke sind die sehr dichten, zum Teil sehr großen feinblättrigen Büsche und Bäume kunstvoll zu Tieren geschnitten worden. Giraffen, Elefanten, Delphine, Vögel aller Art und Größe auch Flügel schlagend, die gesamte Arche Noahs ist versammelt. Diese wundersame Gestaltung des Grüns reicht kilometerweit entlang der Landstraße 211. In Na Hi bin ich dann in ein Songtheaw umgestiegen, das mich nach Nong Khai fuhr. In der Stadt werden bei näherer Betrachtung französische und laotische Einflüsse deutlich. In der Architektur, aber auch im übrigen Straßenbild, das nicht typisch thailändisch anmutet, beleben auch Cafés das Straßenbild. Ich bin am Mekong im Mut Mee Guesthouse in einem kleinen Holzhaus untergekommen. Eine nicht ganz billige Hütte mit elektrischem Ventilator und Moskitonetz beherbergt mich in dieser Nacht vom 30. auf den 31. Oktober. Am frühen Nachmittag habe ich mich kurz auf die Treppe eines am Wasser befindlichen Tempels gesetzt und den Anleger für Frachtschiffe - trotz Freundschaftsbrücke - gefertigt. Es ist auch gleichzeitig Zollstation der thailändischen Seite.

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Am Mekong – der Anleger von Nong Khai 30.10.08

Am Nachmittag noch auf einen Kaffee unter dem Dach des Restaurants des Mut Mee gesessen, den Gesprächen gelauscht, die auf Englisch oder Französisch an den Nebentischen geführt wurden und die Skizze vom Geschehen auf dem Mekong vor dem Guesthouse festgehalten.

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Blick vom Gelände des Mut Mee Guesthouses in Nong Khai auf den Mekong 30.10.08

Und sage und schreibe am sechsten Tages meiner Reise endlich auf dem Mekong!?! Auf einem Ausflugsdampfer, der zur drei Kilometer entfernten ‚Freundschaftsbrücke’ fährt, (heißen hier alle so, die nach Laos oder Myanmar führen und haben rein kommerzielle Gründe... ob sie tatsächlich angenommen werden, steht auf einem anderen Blatt). Die Freundschaftsbrücke ist die Verbindung zwischen Nong Khan auf thailändischer Seite und der Hauptstadt von Laos Vientiane. Auf der Ausflugsdampferfahrt, die als ‚Sonnenuntergangsfahrt’ angekündigt war, habe ich dann „Sam and his wife from Australia“ kennen gelernt. Ihr Land war ausschlaggebender Geldgeber der „Friendship Bridge of Nong Khai“ : „Friendship means money „ das haben wir schnell und einhellig festgestellt. Die ‚Lustfahrt’ führte ungefähr eine Stunde unter der Brücke hindurch - dazu gab es feierliche Orgelmusik und einige Stücke von Sati; wir fragten uns nach dem Sinn dieser Musikwahl - und dann zurück zum Anleger, wo ich auf dem Ponton „Nagarina“ noch ein recht schönes Mahl zu mir nahm und Verfeinerungen an der auf dem Schiff gefertigten schnellen Zeichnung vornahm.

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Die „Friendship Bridge“ von Nong Khai und Vientiane 30.10.08

Zurück ‚im Camp’ musste ich mir nicht nur pseudointellektuelle Gespräche von Franzosen und Amerikanern anhören, sondern auch die Beziehungsprobleme eines deutschen Pärchens aus den neuen Bundesländern. Ich fühlte mich doch sehr an das heimatliche Ostertor in Bremen erinnert und merkte, wie weit das eigentlich fort ist und wie schnell ich mich eigentlich von dieser amerikanisch-französischen Enklave verabschieden möchte. Das einzig ‚normale’ in diesem Erlebniscamp ist die thailändische Musik. Also nicht so spät ins Bett gegangen und doch von Mekongmücken zerstochen. In der Nacht entlud sich ein fürchterliches Gewitter über dem Mekong und der anschließende Regen verwandelte die aufprasselnden Regenmassen auf das Metalldach meiner Hütte in ein lang anhaltendes Schlagzeugsolo. Glücklicherweise hatte sich der Regen am nächsten Morgen meiner Abreise wieder gelegt und ich gelangte trockenen Fußes per Samlor zum Busbahnhof von Nong Khai. Hier bekam ich dann Verständigungsprobleme bei der richtigen Aussprache meines nächsten Zielortes am Mekong. Ich wollte zu dem kleinen Ort Bueng Kan. Ich fragte einen netten Herren mittleren Alters, der gleich von weitem fragte „Nakhon Phanom ?“ ... das ist die nächste größere Stadt die hinter meinem gewünschten Zielort liegt. Ich erwiderte mit „Yes!“ und fügte gleich meinen gewünschten Ort hinzu.

„Bu-eng Kan!“ Darauf guckte er etwas unverständlich und sagte dann „No heb!“ Dieses ‚No have’ musste nun kommen (das meistgesprochene Wort im Issaan). Nachdem wir gemeinsam in meine Straßenkarte geschaut hatten sagte er „Büng Kan!“ „ Bu –eng Kan und Büng Kan not simm same!“ Nun muss ich hier erklären, dass es in Thailand mehrere solcher verirrten englischer Kurzsätze gibt. Simm same gehört bestimmt dazu. Es wird dann gesagt, wenn man bedeuten möchte, dass es das Gleiche ist. Eigentlich wollen sie sagen “Same same“, was es aber auch nicht im Englischen gibt. Es müsste heißen „It is the same“ oder in diesem Falle „It is not the same.“ Ich muss dazu sagen, dass diese Art des Umgangs mit Begriffen aus dem Englischen keine Besonderheit dieses Landstriches ist, sondern überall in Thailand gebräuchlich ist und Einzug in den Sprachschatz genommen hat.

Die Abfahrt des Busses verzögert sich um zehn Minuten. So habe ich etwas Zeit auf von meinem Platz im bereitgestellten Bus Eindrücke zu sammeln. Gleich nebenan steht ein weiterer Bus, in dem sich der Busfahrer mittels eines kleinen Handspiegels, den er in der Rille für die versenkbare Scheibe des Fensters geklemmt hat, mit einer Nagelschere die Nasenhaare schneidet. Ein Mann läuft über die Straße zu einer vertrockneten Palme, um dort sein Wasser abzuschlagen und ein zahnloser älterer Mann versucht mir zum dritten Male eine Tüte mit kleinen gekochten? Eiern zu verkaufen. Einem leichten Mädchen vor dem Bus auf einer Bank sitzend, rutscht gefährlich der BH-Träger von der Schulter herab. Die Dame daneben legt ordentlich Rouge auf, was das kleine Döschen in ihrer Hand her gibt, und eine wichtig aussehende matronenhafte Fahrkartenverkäuferin, in königsgelbem Hemd hinter einem Tisch mit verschiedenste Auslagen sitzend, staucht ein kleines Bäuerlein zusammen und ein etwas feister, braun gebrannter Schaffner rotzt quer über den Gehsteig zum Reifen des Busses - Szenen auf dem Busbahnhof um kurz nach zehn in Nong Khai.

Die Strecke nach Bueng Kan war nicht sonderlich abwechslungsreich, zumal der Mekong fast die gesamte Fahrt über kaum zu sehen war. Zwischen der Straße, auf der sich der Bus bewegte, befanden sich häufig Häuser und Straßendörfer, die den Blick auf den Fluss verhinderten. In Pphon Phisai gab es eine kurze Rast am Busbahnhof. Danach ging es sogar fort vom Mekong und nach knapp zwei dreiviertel Stunden erreicht der Bus mein Reiseziel Bueng Kan. Ich habe eine recht passable Unterkunft mit halbem Mekongblick im Hotel Maenam bezogen. Nach einer wiederum kurzen Ruhepause bin ich am Nachmittag an der Uferstraße den breiten Bürgersteig - zum Mekong hin - flussabwärts gelaufen und habe mich an einen von einer Garküche aufgestellten Tische gesetzt, eine Pepsi und ein Glas Wasser zum Aquarellieren bestellt und den Blick mit dem aufziehenden Gewitter und dem gegenüberliegenden laotischen Muang Pakxan gemalt.

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Der Mekong bei Bueng Kann 31.10.08

Als der Regen aufkam ,habe ich mich schnell unter einen der Sonnenschirme geflüchtet, um das Bild doch noch fertig zu stellen. Schon bei meiner Bestellung schienen die Damen am Stand sehr zugetan. Als ich nun die Straße zur Bezahlung querte – alle waren vor dem Regen geflohen – bekam ich von der Mutter "von’s Janze“ ein eindeutiges Angebot: Sie bot mir alle ihre Töchter als „Darling“ für die Zukunft an. Ich könnte mir eine aussuchen. Ich musste doch lächeln, aber sie drängte darauf, dass ich doch am Abend zurückkommen sollte. Ich hätte dann die Auswahl. An diesem Abend - meinem ersten und letzten in Bueng Kan - ging ich in die andere Richtung in ein Lokal, dass mir schon bei meinem ersten Gang aufgefallen war. Es hat im ersten OG eine große Veranda mit Blick auf den Mekong und die gegenüberliegende laotische, nun beleuchtete Seite des Ufers. Das Essen, bestehend aus unterschiedlichem gut gewürztem Fleisch, verschiedenem Gemüse und Reis machte einen guten Eindruck. Im Laufe des Abends füllte sich die Veranda und alle schienen sich zu kennen. Ich hielt die Stimmung per Stift, Pinsel und Farbe vor und unterhalb des Restaurants fest. Die ‚Promenadentische’ waren nicht so gut besetzt. Als ich zum Klo ging und beim Vorbeigehen einen Blick in die Küche warf, wurde mir auf der Stelle speiübel. Eine derartig verwahrloste Küche ist mir bis zu diesem Tage noch nicht begegnet. Auch die Toilette war entsprechend. Ich hoffte zu diesem Zeitpunkt, dass ich das Essen überleben möge. Wie man sieht, ich habe keinen Schaden genommen?! Nach dieser Szene habe ich schnell meine Zeichnung beendet, bezahlt und kein Tip gegeben und das Weite gesucht.

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Am Freitagabend Blick von Bueng Kann nach Muang Pakxe / Laos 31.10.08

Zur ‚Abkühlung’ habe ich dann noch in einer ‚jüngeren’ Kneipe ein abschließendes Bier getrunken und habe den vergangenen Tag, der gleichzeitig die Hälfte meiner Reise bedeutete, an mir vorüber ziehen zu lassen. Die Leute hier sind eigentlich sehr nett und hilfsbereit, auch durchaus zugewandt. Aber weshalb diese Armut? Weshalb müssen sie Ihre Kinder oder sich selbst anbieten, und das war nicht das erste und letzte Mal auf dieser Reise. Was ist die Ursache für diese Armut?

Die Fortsetzung dieses Reiseberichtes auf Tagebuchseite 14 wird voraussichtlich am kommenden Montag/Dienstag 10./11. wieder an dieser Stelle zu lesen sein.

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