HELMUT RIELÄNDER | ||
In der Folgezeit, um den Monatswechsel von Oktober auf November, brachte ich mit Rei’s Hilfe auf dem Motorroller fünf meiner Arbeiten zum Rahmenmacher: die Bootstour durch den Hafen von Hoi An (Vietnam 2009), Spaziergänge durch meine unmittelbare Umgebung in Ban Phue (2015/16), die Fahrt auf der einsamen Landstraße von Phu Ruea hinunter zum Mekong und die Bootstour durch die Mangrovenwälder von Krabi (2012). Es sind Sammlungen winziger schneller Skizzen im Format 60 mal 80, durch die sich der Betrachter – wie bei einem Storyboard – visuell ,durch die Landschaft bewegt’. Diese Arbeiten benötigen einen Rahmen, um sie in einem Passepartout mit jeweils 40 bis 50 Ausschnitten zu schützen. Auch ‚fassen’ die Rahmen mit der Verglasung davor die Arbeiten besser – dadurch wirken sie geschlossener und ‚edler’.
Der ‚Bilderrahmer’ war erfreut über den Auftrag und machte einen guten Preis (ein vorher in Udon Thani eingeholtes Angebot war teurer). Ich ließ ihm auch eines meiner Plakate dort.
Auf dem Rückweg zu unserem Haus kehrte ich dann noch in der Ban Somboon Coffee & Bakery auf einen Cappuccino ein. Ich traf die Besitzerin Kik an und händigte auch ihr ein Plakat zur Ausstellung aus.
Im Café hinter dem Tresen von links: eine mir noch nicht bekannte Bedienstete und die Inhaberin Kik neben dem Plakat
Vor meiner Rückkehr im September hatte ich dieses Café mindestens einmal in der Woche besucht. Häufig traf ich Kiks Mann Peter, einen Australier, der hier auch privat Englischunterricht erteilt. Aber in den letzten fünf Wochen hatte ich noch vieles zu erledigen. Hinzu kommt, dass viele Wege ohne fahrbaren Untersatz bei höheren Temperaturen doch schon beschwerlich sind. Besonders aufwändig sind Fahrten nach Udon Thani oder später nach Nong Khai ohne ein eigenes Auto.
Die Erstellung der Bilder und die Planung und Gestaltung nahm weiterhin Form an, bis ... ja bis ich in den ersten Tagen des Novembers eine Mail bekam, in der mir der Galerist Kongphat Luangrath mitteilte, dass der Leasingvertrag für seine Galerie ‚Maison de la Culture de Ban Naxay’ zum 31. Dezember d.J. gekündigt worden war. Der Eigentümer des denkmalgeschützten Hauses ist das ‚Department of Information Culture and Tourism Vientiane Capital’. Der Künstler und Galerist ist, zusammen mit noch einer weiteren Organisatorin, nur Pächter der Räumlichkeiten. Kongphat sandte auch Fotos mit, auf denen zu sehen war, dass das Grundstück um das Haus herum unter Wasser steht und im Umfeld Bauarbeiten im Gange sind. Er würde versuchen, in den nächsten Tagen eine Verlängerung des Vertrages zu erwirken, bot mir aber gleichzeitig auch an, die Ausstellung noch im Dezember als letzte Ausstellung unter seiner Regie laufen zu lassen. Das hätte die Veränderung des Plakates bedeutet, was der geringste Aufwand wäre, aber ich würde sehr unter Druck geraten, da mir für die Erstellung der Unterkonstruktion (Hinterfütterung und Aussteifung der Papierbilder und Leporellos), den Bau zweier kleiner Paravents (um die Ausstellungsfläche neu zu strukturieren und zu vergrößern) und deren Bestückung mit Skizzen sowie die Erstellung der Beschriftung (auf Karton mit Hartschaumfüllung), die Erstellung einer Preisliste und die einführende Rede (incl. der Übersetzung ins Englische und Laotische) nur drei Wochen Zeit blieben?!
Zu diesem Zeitpunkt war der Botschafter, unter dessen Schirmherrschaft ja die Ausstellung steht, nicht zu erreichen. Ich versuchte mich per Telefon mit Kongphat zu verständigen, was aus sprachlichen Gründen und wegen der schlechten Telefonverbindung kaum möglich war. Der Botschafter meldete sich dann per Mail nach drei Tagen mit dem Vermerk, dass er mit ‚verschiedenen Verantwortlichen’ habe sprechen können, die bestätigten, dass der Überlassungsvertrag zum 31.12. gekündigt wurde. Auch seien ‚verschiedene Interventionen geplant, um dieses Denkmalobjekt zu retten, aber darauf (könne) man keine Planung aufbauen.’ Er schloss den Brief damit, dass ’... nichts anderes übrigbleibe, als nach einem anderen Ort für die Ausstellung zu suchen’.
Am Vormittag hatte sich Phone in Vientiane noch einmal zur Galerie begeben und bestätigte: das Umfeld der Galerie wäre ‚kaum wiederzuerkennen’. Bauarbeiten wären im Gange. Möglicherweise müsste ich selbst vorbei kommen, um den Zustand des Hauses in Augenschein zu nehmen. An diesem Abend erreichte mich auch die Mail des Botschafters.