HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

HolzpfeillinksHolzpfeilrechts
Südostasiatische Notizen

In der Folgezeit gab es in vielen Städten des Königreiches große, an den Abenden auch illuminierte Trauerversammlungen (siehe unten links). Rechts daneben die Hauptveranstaltung am zweiten Wochenende nach dem Tod des Königs auf dem Sanam Luang, dem großen Rasenplatz unweit des Königspalastes, die das Fernsehen in vielen Wiederholungen immer wieder zeigte.

IMG_NO16-4727 IMG_NO16-4645

Immer wieder sah man im Fernsehen weinende Frauen ... und nur sehr wenige Männer mit Tränen in den Augen! Auch der Anteil der Männer unter den Trauernden war deutlich geringer, ein Phänomen, welches mir zuvor bereits häufiger bei Besuchen von buddhistischen Tempeln aufgefallen war. Ist es ähnlich wie in westlichen Ländern, dass Religiosität und Trauer wesentlich von Frauen gelebt wird?

Freund Kurt schrieb mir aus der Heimat, dass auch dort ausführlich über die Trauerfeierlichkeiten berichtet würde. Er schrieb weiter, dass alles ein wenig ‚wie Tausend und eine Nacht’ anmute. Oder, wie ich den Unterschied kennzeichnen würde: hier eine schöne‚ etwas ,verträumte’ Welt, dort das ,nüchterne’ Mitteleuropa (‚serious’, wie man hier zu sagen pflegt)!

Zu einem etwas anderen Auftritt eine Woche vor dem Ende des ersten Trauermonats kam es auf der Straße vor dem Königspalast und dem Wat Phra Keo: 11 Elefanten, geführt und geritten von über zwanzig Mahout (Elefantenführer) aus Ayutthaya, erwiesen dem verstorbenen König ihre letzte Ehre. Der Monarch war, wie alle thailändischen Herrscher vor ihm, diesen majestätischen Tieren besonders zugeneigt. (Besonders weiße Elefanten hatten in vielen Dynastien Südostasiens einen besonderen Stellenwert, galten gar als heilig und wurden nach siegreichen kriegerischen Auseinandersetzungen häufig als beliebte Siegertrophäen ins eigene Land verschleppt.)

IMG_NO16-4679 IMG_NO16-4690

Das waren in den ersten vier Wochen nach dem Ableben des Königs auch die einzigen Fernsehbilder, die in Farbe übertragen wurden. In den Nachrichten wurden, neben den Nachrichten vor dunklem Hintergrund in der Hauptsache fast ausschließlich Schwarz-Weiß-Filme und -Bilder gesendet, welche die Verehrung und Anteilnahme am Tod des Monarchen in Thailand dokumentierten. Später übertrugen verschiedene Sender dann auch Beispiele der Trauer und Anteilnahme aus der übrigen Welt.

Am Tag nach dem Tod des Königs war meine von Freund Henk gearbeitete Versandkiste postlagernd im Postamt von Ban Phue abzuholen. Ich war froh, die Kiste mit den gedruckten Plakaten zur Ausstellung und der großen Mappe mit den vervielfältigten Grafiken sowie Haken, Klammern und Galerieschnüre unversehrt entgegen nehmen zu können. Sie war vom Zoll nicht geöffnet worden!

IMG_NO16-4107

An dieser Stelle, bevor ich dann weiter unten wieder über die Entwicklung der Vorbereitung der Ausstellung berichte, möchte ich noch einmal ein Thema aufgreifen, dass in plastischer Weise zeigt, welche Vorstellungen bei manchen Menschen hierzulande bestehen, wenn sie in ein fremdes Land gehen.
Durch die hiesigen Medien geisterte kürzlich ein viel beachteter Bericht über einen Videofilm zum Schicksal einer Frau Seangpin, die sich beklagt: ‚Wer da glaube, einen Farang zu heiraten sei der Weg zu Reichtum, sollte das schnell vergessen.’ Sie berichtet, dass ,Ihre Vorstellungen, in Deutschland glücklich zu sein und dass ihr Ehemann sich um sie kümmere,’ sich schnell zerschlagen haben und stellt fest, dass die ‚Lebenshaltungskosten ... im Vergleich zu Thailand außergewöhnlich hoch’ seien. ‚Während in Thailand eine Familie im Restaurant nur etwa 1.000 Baht (ca. 25,-€) bezahle, müsse sie in Deutschland mit 5.000 bis 6.000 Baht (ca. 125 bis 150 €) rechnen. Sie habe ihren eigenen Weg finden müssen, um ausreichend Geld für sich und ihre vier Kinder zu verdienen.’ Wie empörend (!), so auch der Tenor der Reaktionen in den Medien: Zu Recht wurde der Frau vorgehalten, dass man überall in der Welt arbeiten müsse, um Geld zum Überleben zu haben.
Zum Kostenvergleich: ein Tagelöhner/ungelernter Arbeiter muss bei einem Tagesverdienst von 300THB = 7,50€ hier mehr als 3 Tage arbeiten, um mit seiner Familie im Restaurant essen gehen zu können; in Deutschland wäre ein Arbeitsaufwand von ca. 2 Tagen nötig. Die Löhne sind in Deutschland eben viel höher und dennoch: viele Geringverdiener ziehen es vor, selber zu kochen, wie auch in Thailand!
Nur wer in Deutschland sein Geld verdient und dieses dann in Thailand ausgibt, ist günstig gestellt! Auch deshalb ist das Land bei Touristen und residenten Rentnern so beliebt! – Soweit dieser ‚kleine’ Nebenschauplatz, die Frau stammt übrigens ursprünglich aus dem Isaan.

weiter >>>
<<< zurück