HELMUT RIELÄNDER | ||
An diesem Tag herrschte wieder eine drückende Hitze – erschwerte Bedingungen für die Arbeit der Filmleute.
Als die Sonne bereits zu sinken begann, wurden letzte Aufnahmen vom Hochzeitspaar und den Gästen gemacht.
Erinnerungsfotos der ältesten Verwandten, wie die sechsundneunzigjährigen Urgroßmutter Tuktas, durften selbstverständlich auch nicht fehlen.
Dieter und ich unterhielten uns dann anschließend eingehend über den – für meine Begriffe gewagten – Schritt einer Heirat, an die wohl auch bei der Familie Tukta’s Erwartungen geknüpft sind?! Ich muss dazu sagen, dass Dieter nicht das erste Mal hier in Thailand ist, sondern in den letzten über sieben Jahren bereits ausgiebige Thailanderfahrungen durch Reisen und Beziehungen zu unterschiedlichen Personen gewonnen hat. Auch spricht er recht gut Thai und kann sich mit Tukta über ihre Sprache sehr gut verständigen. Andererseits kann seine Frau auch bereits einige Brocken Deutsch.
Vor fast drei Monaten hatte ich mich in Bremen mit Dieters Tochter Carolin bereits über die Beziehung unterhalten. Carolin deutete damals an, dass Dieter und Tukta vorhätten nach Deutschland zu gehen. Davon war nun keine Rede mehr. Im Gegenteil, im Umfeld der Braut wurde nunmehr erwartet, dass Dieter auf einem Baugrundstück vor dem Elternhaus jetzt ein eigenes Haus errichtet. Für Dieter war das nicht vorstellbar! Ich unterstützte ihn in seinen Bedenken aufgrund meiner Erfahrungen. Wir kamen überein, dass die Gegend sehr abgelegen ist und zu befürchten sei, dass dann ‚alle Nase lang’ Verwandte nicht nur ‚auf der Matte’ stehen, sondern das Haus (die Immobilie) und alle ‚Mobilien’ (incl. Kühlschrankinhalt) als ‚Gemeinschaftseigentum’ ansehen würden, ganz abgesehen von seiner zukünftigen Rolle als wandelnder ATM (siehe auch meine Ausführungen über die ‚Familien-Kultur’ unter: SOAN 15 vom Juli d.J.
Eingehend unterhielten wir uns über verschiedene Aspekte der sehr unterschiedlichen Kulturen: hier buddhistisch-asiatische Familienkultur, dort in Europa die christlichen Werte, der Individualismus und die kaum noch familiär geprägte Kultur infolge der Zweiten Industriellen (automatisierten und digitalisierten) Revolution. Hier die fortwährende ‚Bereitstellung’ der Ernährung durch Flora und Fauna (Früchte und Getier ganzjährig), dort die Vorratshaltung und Haltbarmachung von Lebensmitteln (für fünf bis sechs Monate des Nicht-Erntens in der Zeit von November bis April). Möglicherweise resultiert daraus ‚unsere’ (nordische) Art des Planens und Organisierens.
Kurz: Klimatische Verhältnisse, Religion, Geschichte und Entwicklung der Produktivkräfte prägen diese beiden sehr unterschiedlichen Kulturen.
Nach dieser längeren Unterhaltung mit Dieter, die zum größten Teil vom Filmteam mitgeschnitten wurde, erschien die Braut im himmelblauen Kostüm (und zwei ‚Rosen’ an der Seite aufgebracht). Ich fand es ausgesprochen schick ... Dieter erzählte mir später, dass sie dieses für meine Begriffe geschmackvolle Kleid bei ihrem letzten gemeinsamen Aufenthalt in Deutschland gekauft hatten.
Links: Tukta im blauen Kleid (mit dem Filmteam im Hintergrund)
Nachdem sich auch Dieter in ein dem Anlass angemessenes Outfit gestürzt hatte, hieß es wieder ‚action’ und das Filmen nahm seinen weiteren Lauf....