HELMUT RIELÄNDER | ||
Auf meinen Wegen zu den Schulen, die ich ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Straßenbahn und Bus) bewältigte, machte ich die frappierende Beobachtung, dass sich das zusteigende Publikum während der Fahrt gen Osten von Haltestelle zu Haltestelle zunehmend veränderte.
Die erste Schule, an der ich jeweils am Montag, Mittwoch und Donnerstag unterrichtete, liegt nahe den Daimer-Benz Werken, ...
... die zweite Schule, an der ich jeweils dienstags und freitags unterrichtete, liegt am Rande eines fast reinen Miets- und Hochhausgebietes. Hier hatten bereits in den achtziger Jahren viele Aus- und Umsiedler aus Russland und Polen ein neues Zuhause gefunden. In den neunziger Jahren kamen Opfer (Flüchtlinge) des Balkankrieges hinzu.
Mittlerweile haben beide Stadtteile einen Ausländeranteil von um die 20%.
Durch die in den letzten drei Jahren hinzugekommenen Geflüchteten potenzierte sich die Anzahl der ausländischen Mitbewohner in Bremen (mit 561.540 Einwohnern) vor dem Hintergrund der Fluchtbewegungen um die 17%. Damit liegt Bremen bundesweit nach Berlin an zweiter Stelle. Bei den Herkunftsländern dominieren inzwischen Vorderasien, die arabischen Länder, sowie verschiedene Länder Afrikas.
Infolgedessen hat sich die Situation in meiner Heimatstadt sehr verändert. Bereits bei meinem Kurzaufenthalt in Deutschland 2015, mehr noch 2016, als ich meine Wohnung herrichten und musste, war mir das stark veränderte Straßenbild aufgefallen: größere Männergruppen, aber auch Familien mit dunklem Teint und schwarzen Haaren flanierten durch die Stadt, und unterschiedlichste Sprachen waren zu hören.
Die Mietkosten in Bremen sind insgesamt stark angestiegen. Billiger Wohnraum findet sich nur noch in den ‚Schlafstädten’ in der Peripherie (nahe den S-Bahn Endstationen). Auch im Norden der Stadt, in den ehemaligen Werftarbeiterstadtteilen, ist der Ausländeranteil weiter gestiegen. Die Wohnungsnot in Bremen ist in den letzten drei Jahren exorbitant gewachsen.
Bereits in der Zeit, als ich meiner Arbeit im Norden der Stadt nachging (zwischen 1981 und 2014), fiel mir der Trend zur ‚Ghettoisierung’ auf.
Nun kam es mir vor, wenn ich von Stadtteil zu Stadtteil fuhr, durch verschiedene ‚Blasen’ zu fahren: überall befand sich ein eigenes kleines Zentrum mit eigener Kultur. Jeder hatte ‚seine’ Kultur, seine Art sich auszubreiten, miteinander umzugehen. Die ,Blasen’ sind hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes, dem Habitus seiner Bewohner, die Geschäfte und Lokale sehr unterschiedlich.
Allerdings habe ich das Gefühl, in dem Stadtteil, das ich bewohne, gibt es kaum Kenntnis darüber, was in anderen Stadtteilen passiert, wie es dort aussieht, was dort für ein Leben geführt wird. Man bleibt eher lieber unter sich, wenn man nicht unbedingt aus beruflichen oder anderen, äußeren Zwängen dort zu tun hat. Das Leben ‚in der Blase’ gibt mir sehr zu denken!