HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

In dieser ‚Zeit des ständig rauschenden Regens’ Anfang September erreichte mich die Nachricht über den Tod des bekannten Künstlers Thawan Duchanee.

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Mir war der Künstler seit meinem zweiten Nordthailandbesuch 2008 ein Begriff!

Ich hatte durch Chamnan, den Bruder Maews (Frau von Diplompsychologe Walter Kunisch, dessen Haus ich in Chiang Rai während meines zehnmonatigen Aufenthaltes 2008/9 bewohnte) das Dorf Baandam – es wird auch oft als ‚Ban Thawan Duchanee bezeichnet – am nördlichen Stadtrand unweit des Flughafens kennen gelernt (siehe auch ‚Fernöstliches Tagebuch’ Seiten 2 und 3).

Ich war damals sehr begeistert von dem 40 Häuser umfassenden Museumsdorf (Museum heißt in Thai übrigens ‚Pittaphan’...aber ohne Flöte, 555 / 5 in Thai = Ha!).

In einmaliger Weise wird in diesen meist in Schwarz gestalteten Häusern der vielfältige künstlerisch-philosophische Ansatz Duchanees – bis zu diesem Zeitpunkt Jahr um Jahr ständig wachsend – präsentiert. Die Vergegenständlichung dieses Ansatzes Duchanees manifestiert sich in Holz, Glas, Beton, Ziegeln und Terrakotta. Die Häuser sind gefüllt mit seinen Gemälden und Skulpturen, die wiederum mit Silber und Gold belegt und aus Tierknochen und -häuten gefertigt sind. Als besonderes Zeichen sind überall ‚seine’ Büffelhörner in verschiedenen Variationen zu finden (siehe auch Abb. im ‚Fernöstlichen Tagebuch’ Seite 2).

Die Arbeit an diesem Dorf, die bis zu seinem Tode über vierzig Jahre währte, war Inspirationsquelle für seine Gemälde (so sagte er einmal). Einmal bezeichnete er seine Häuser als ‚Telefonzellen, in denen er direkt mit Gott bzw. Buddha spricht! Es ist wie eine ‚Zelle’, die meinen Körper und meinen Geist umfasst!’

„Alles hier repräsentiert den Kreislauf des Lebens – Geburt, Alterung und Vergehen...“ sagte er einmal auf sein Dorf Baandam bezogen.

Geboren war Thawan Duchanee 1939 in Nordthailand in Chiang Rai, wo er auch die Schule besuchte. Im Anschluss ging er nach Bangkok, um Kunst zu studieren. Er besuchte dort zuerst die Pohchang Akademie der Kunst und wechselte 1957 an die namhafte Silpakon Universität zu den ‚Schönen Künsten’.

Die Silpakon Universität stand damals unter der Leitung von Silpa Bhirasri. Eigentlich war Bhirasri Italiener und stammte aus Florenz. Seine damalige Bildhauerkunst stand zu Beginn sehr im Zeichen der in Italien aufkommenden faschistischen Kunstauffassung. Er wandelte seine Auffassung im Laufe der Bangkoker Zeit ebenso wie seinen vormals italienischen Namen: Corrado Feroci (*1892 Florenz – †1962 Bangkok). Durch sein Wirken in Thailand gilt er bis heute hier als ‚Vater der modernen Kunst’.

Als Thawan Duchanee 1957 an die Silpakon Universität kam, wurde er schnell mit Feroci (Bhirasri) bekannt. Nach seinem Abschluss als Meisterschüler und dem Erlangen einer Professur wechselte er nach Fürsprache Ferocis an die Rijks Akademie van Beeldende Kuenste in Amsterdam und lehrte dort Malerei und plastische Gestaltung.

In diesen Jahren bis weit in die siebziger Jahre war Thawan Duchanee in Europa bekannter als in seinem Geburtsland.

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