HELMUT RIELÄNDER | ||
Zebrastreifen dienen in diesem Land m.E. im Wesentlichen der grafischen Verschönerung und abwechslungsreicheren Gestaltung der öden Asphalt- und Betonpisten. Ich habe erst zwei Mal erlebt, dass Autofahrer an solchen Streifen angehalten haben (als ich Straßen in Udon und Bangkok überqueren wollte)! In hundert anderen Fällen wäre ich, wenn ich nicht innegehalten hätte, überfahren worden. Aus Sicherheitsgründen ist es ratsam, in Thailand beim Überqueren einer Straße auf dem Zebrastreifen immer innezuhalten und erst dann zu gehen, wenn kein Auto mehr kommt!!
Besonders aggressiv ist der Fahrstil der Führer schwerer Lastwagen und unter denen der Sip-Lor (die Zehnrädrigen). Ich fahre immer, wenn möglich, in großem Abstand an ihnen vorüber!
Ein Großteil der Verkehrstoten (2013 nach einem Bericht der WHO 38 je 100.000 Einwohner, absolut fast 26.000 – zum Vergleich: in Deutschland gerade mal 4,7 je 100.000 Einwohner, absolut 3.800) geht auf das Konto dieser ‚Teufelsfahrer’! Häufig sind sie durch Drogen aufgeputscht und unberechenbar. Empathie oder Einfühlen in die jeweilige Verkehrssituation sind offenbar abgetötet. Viele der LKW-Fahrer haben neben sich im ‚Cockpit’ eine Pistole liegen. Die Medien berichten immer wieder, dass Autofahrer, die LKW-Fahrer ‚angehupt’ haben, erschossen worden sind!
Auch Fahrerflucht nach Unfällen scheint hier üblich zu sein! Es liegt wohl auf der einen Seite an dem mangelnden Verantwortungsbewusstsein, auf der anderen Seite aber auch daran, dass ein unschuldiger Fahrer aufgrund der korrupten Justizorgane nicht unbedingt damit rechnen kann, freigesprochen zu werden. Auch hier entscheiden, nach Meinung meines Reiseführers, Geld und Hierarchie. (Weitere Infos siehe Thailand Handbuch /Reise know how/ Bielefeld 2011/ Seite 107)
Besonders frappierend ist, wenn einem auf unbeleuchteter Straße ein Fahrrad oder Moped entgegen kommt. Auf dem Bild oben ist es nicht ganz so arg, da die beiden Mopeds beleuchtet sind (zur Information: die Straße ist sechsspurig, mit einem großen gelb-schraffierten Trennstreifen in der Mitte versehen... auch nur ‚grafisches Dekor’, da er gern zum Überholen oder Abbiegen genutzt wird!!)
Mir ist es schon häufig bei Abend- oder Nachtfahrten passiert, dass unbeleuchtete Gefährte auf der Straße waren. Entweder in gleicher Fahrtrichtung ohne Rückstrahler, oder mir gar entgegenkommend! Jedes Mal bin ich fast zu Tode erschrocken. Aus diesem Grunde vermeide ich Nachtfahrten, besonders auf unbeleuchteten Landstraßen.
In den ersten Monaten meines Aufenthalts in Thailand hat mich plötzliches Einbiegen aus Nebenstraßen ohne Blinken geschweige denn anzuhalten noch erschrocken und aufgeregt.
Inzwischen bin ich cool und rechne jeden Augenblick mit allen Unmöglichkeiten, die kommen könnten. Nur, es macht das Autofahren unheimlich anstrengend!
Der eigene Fahrstil sollte ein umsichtiger sein, immer halb auf der Bremse, immer möglichst alle drei Spiegel im Blick... in der Stadt besonders den linken Außenspiegel (in Deutschland wäre es der rechte), um keinen links überholenden Mopedfahrer zu übersehen. Sie überholen liebend gerne links, besonders bei zäh fließendem Verkehr an den Wochenenden oder zu Feierabenden bei Dämmerlicht, wenn es sowieso schon anstrengend ist zu fahren.
Beim Fahren muss man sich immer in den Fahrer des – beispielsweise – anfahrenden Reisbauern am Feldrain hineindenken: ich bin noch rund zweihundert Meter entfernt und habe ca. 100 Km/h drauf. Nun macht er Anstalten, auf den Autobahnzubringer zu fahren... und fährt drauf, stoppt dann, da er mich wohl doch noch gesehen hat. Ich habe heruntergeschaltet und bremse (Gegenverkehr), nun betätigt er den Blinker, ist aber schon lange auf der Straße und fährt im Schneckentempo vor mir her.
Das Prinzip, zuerst einmal fahren, ‚was man hat, hat man’(!!), dann mal schauen, ob da nicht doch was kam(?!) und erst danach blinken, das habe ich immer wieder erlebt. Mitdenken, Empathie mit anderen und für die Situation: Fehlanzeige. Das macht das Fahren hier so gefährlich und anstrengend!
Übrigens den Tatbestand der ‚Nötigung’ gibt es hier nicht. Man geht davon aus, dass jeder Mensch Augen im Kopf hat und nötigenfalls bremsen, ausweichen, auf der Gegenspur vorbei fahren kann!
Abenteuerlich ist auch die Art und Weise, wie Autos, Pickups und LKW beladen werden. Ab und an kommt es dann auch zu ‚Umstürzen’ (wie in SOAN 10 beschrieben).
Einmal habe ich einen Viehtransport gesehen, bei dem Schweine mit zusammengebundenen Beinen in drei ‚Stockwerke’ hohen Stahlregalen auf der Ladefläche eines LKW transportiert wurden.
Oder, wie in dem unten abgebildeten Fall, mal sehen, wie lange der ‚Turmbau zu Udon’ halten wird?!
Ein besonderes Kapitel muss ich dem zum Teil miserablen Straßenzustand – besonders der Nebenstraßen hier im Nordosten – widmen... aber dazu mehr in einer der nächsten SOA-Notizen. Soweit zunächst erst einmal zur hiesigen Verkehrs-Kultur.