HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Dementsprechend wird die Positionierung des Gegenübers vorgenommen, um ‚sozial korrekte Interaktionen’ sicherzustellen. Das wäre hier zuerst der Wai, die traditionelle Begrüßungsgeste durch Aufeinanderlegen der Hände, die den Körper irgendwo zwischen Oberkörper und Kopf leicht berühren. Die Oberarme bleiben dicht am Körper, die aneinander gelegten Handflächen werden senkrecht nahe am Körper gehalten, die Fingerspitzen sind leicht nach innen geneigt. Häufig wird dazu gleichzeitig der Kopf geneigt oder auch eine leichte Verbeugung ausgeführt. Daneben wird der Wai auch bei Dankesbezeugungen, als Entschuldigungsgeste und beim Beten (mit den Händen in der Hohe des Oberkörpers) ausgeführt.
Bei der Begrüßung wird diese Geste von der Person initiiert, die entweder jünger oder deren Rang niedriger ist, während die Person, welche den Gruß erhält, ihn sofort erwidert. Die Art der Erwiderung hängt ebenfalls vom Unterschied der sozialen Stellungen der Beteiligten ab. Bei Gleichrangigkeit erwidert die gegrüßte Person die Geste ebenfalls mit einem Wai, wobei die Hände nur bis in Brusthöhe gehalten werden. Bei großem Hierarchieunterschied kann die Erwiderung aber auch nur aus einem anerkennenden Kopfnicken bestehen oder aus einer Geste mit der rechten Hand, Rap Wai genannt (siehe auch Fernöstliches Tagebuch auf der Mitte der Seite zwischen Bild 3 und Bild 4).

Buddhistische Mönche werden aufgrund ihrer hohen gesellschaftlichen Stellung mit einem Wai über der Stirn gegrüßt und sie erwidern diese Geste nicht (nicht einmal dem König gegenüber). Wenn Thais an Mönchen in einer niedrigeren (z.B. sitzenden Position) vorbei gehen, beugen sie sich zusätzlich, um sich etwas kleiner zu machen.

Hier auf dem Lande im äußersten Nordosten des Königreiches spielen diese Etiketten – ähnlich wie auf dem Lande in Europa – aber kaum eine Rolle.
Trotz der sozialen Unterschiede neigen viele Thais dazu, sich manchmal über ihre finanziellen Möglichkeiten hinaus gepflegt zu kleiden, um über die Kleidung ihr gesellschaftliches ‚ranking’ aufzuwerten.
Farang fallen meist – bis auf hier arbeitende Geschäftsleute – aus dieser Kleiderordnung sowieso heraus. Sie sind meist legerer gekleidet und verbringen entweder ihren Urlaub oder ihren Lebensabend hier!
Thais gefällt diese legere Kleidung der Farang allerdings nicht so sehr. Sie sagen es zwar nicht, lassen sich aber in Begleitung dieser Art von ‚Subjekten’ in der Öffentlichkeit nicht gerne sehen! Also immer ordentlich kleiden!
Noch ein Wort zur ‚Oberschicht’ Thailands, zu der neben ‚den Eliten’ in Bangkok und der geistigen Elite auch die (Neu-)Reichen gezählt werden: bei letzteren spielt es keine Rolle, aus welchen gesellschaftlichen Schichten sie ursprünglich stammen oder auf welchen Wegen sie zu ihrem Reichtum gekommen sind. Der Käuflichkeit von Recht und Macht werde ich unter der Rubrik ‚Korruptions-Kultur’ ein Kapitel in einer der nächsten SOAN-Ausgaben widmen.

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An der Spitze der thailändischen Gesellschaft steht unantastbar König Bhumibol Adulyadej, Rama IX.! Die Thais verehren ihn über alle Maßen. Für sie vereinigt Rama IX. alle Eigenschaften früherer Monarchen:
• Gütigkeit
• Väterlichkeit
• Gerechtigkeit in der Amtsführung.

Er ist für sie Sinnbild eines unnahbaren Gottkönigs.
Alle Thais scheinen ihn zu lieben! Trotz seines hohen Alters (er wird im Dezember 88 Jahre alt) nimmt er, auch häufig über seine in der Öffentlichkeit auftretenden Kinder, seine Ämter weiterhin wahr und steht in unermüdlichem Einsatz für sein Land. Er wird, trotz seiner nicht mehr so starken Einflussnahme auf die Tagespolitik, weiterhin als höchststehende Persönlichkeit des Landes respektiert und geachtet.
Das thailändische Majestätsbeleidigungsgesetz stellt beleidigende Äußerungen oder Handlungen gegenüber dem König, der königlichen Familie und der thailändischen Monarchie unter Strafe. Verstöße gegen das Gesetz können gemäß Artikel 112 des thailändischen Strafgesetzbuchs mit Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren geahndet werden. Das gilt auch für alle Medien und wird von der überwiegenden Mehrheit der Thais auch so gebilligt.

Ich habe mich hier über die gesellschaftliche Hierarchie in Thailand geäußert.
Diese Hierarchie der Eliten, des Geldes und der Macht lässt sich in gewisser Weise auch auf den Verkehr auf Thailands Straßen übertragen.

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