HELMUT RIELÄNDER | ||
An Land hatten uns die Windstille und Schwüle wieder und wir machten uns bald wieder auf die Heimfahrt nach Ban Phue. Ein schöner Tag bei zwar bedecktem Himmel, aber doch immer wieder neuen Entdeckungen im hier fast überhaupt nicht vom Tourismus berührten Nordosten des Isaan. Ich, mit meiner deutlich helleren Haut und etwas größerem Wuchs gegenüber vielen Einheimischen, falle hier immer noch auf!
Zurück in Ban Phue arbeitete ich weiter an dem ‚unreinen Bild’ und stellte auch endlich die SOA-Notizen 30 über unseren Aufenthalt in Luang Prabang fertig.
Gegen Ende des Monats las ich in der Zeitung ‚UP ART’ – in unregelmäßigen Abständen herausgegeben vom Berufsverband für Bildende Künste in Bremen, dessen Mitglied ich seit über 43 Jahren bin – einen arg zusammengekürzten Artikel über meine Ausstellung in Vientiane, den ich von Luang Prabang aus für die Märzausgabe (Nummer 54) an die Redaktion gesandt hatte (nachzulesen hier.)
In dieser Zeit wurde in der hiesigen Presse mehrfach darüber nachgedacht, über die Tage des Mitte April anstehenden buddhistischen Neujahrsfestes Songkran ...
... ein Alkoholverbot zu erlassen. ‚Losgetreten’ wurde diese Auseinandersetzung durch Professor Udornsak Saengow vom Zentrum für Alkoholstudien an der Walailak Universität, der laut ,Wochenblitz’ dazu aufgerufen habe „... während des Songkran-Festivals Alkohol komplett zu verbieten.“ Möglich werden solle die Prohibition über das thailändische Neujahr durch Anwendung von Artikel 44 der Übergangsverfassung.
„Wenn die Regierung möchte, dass das diesjährige Songkran sicher wird, dann sollte der Verkauf von Alkohol zwischen dem 13. Und 15. April verboten werden. So wie er auch an buddhistischen Feiertagen verboten ist. … Für Auto- und Motorradfahrer solle 0 Promille gelten.“ (aus: ‚Wochenblitz’ vom 2.April 2017)
Premierminister General Prayuth Chan-ocha sagte unterdessen zum Thema, dass Thais das Gesetz brechen sollten, wenn sie sterben wollten. „Wir tun unser Bestes. Wir haben versucht alles zu verbieten – außer Atmen.“ Und weiter: „Selbst wenn ich Artikel 44 benutze, erwarte ich nicht, dass sich etwas ändert!“
Man kann noch so viele Gesetze erlassen und sie anwenden, aber es ändert sich nichts?! Was ist die Ursache für solch geringe Einsicht auf die Unversehrtheit von Leib und Seele?
Kapitulation vor ‚der Selbstzerstörung der Bevölkerung’ oder Protest von Vielen, sich wenigstens das Trinken nicht verbieten zu lassen? Wir wissen es nicht! Es zeugt aber einerseits von Fatalismus und auf Seiten der Machthaber von Ratlosigkeit, ohne ein tatsächliches Konzept vor der Selbstzerstörung gefunden zu haben! Ist es die Ratlosigkeit einer entmündigten Bevölkerung oder die Unfähigkeit der Regierung, ein entsprechendes Bildungsprogramm aufzulegen, das die Masse der Bevölkerung über ihr Tun aufklärt? Die Strategie kann m.E. nur langfristig angelegt werden und muss insgesamt von den Schulen und anderen Ausbildungsstätten als Verkehrsunterricht curricular verankert werden, damit ein Bewusstsein für verantwortungsvolles tagtägliches Handeln entsteht. Das Thema muss durch Lernen, Begreifen und Umsetzen über Jahre Teil des normalen Unterrichts sein. Erst in der Folge wird sich dann – möglicherweise – verantwortliches Verhalten gegenüber den Mitmenschen verfestigen.
Das gilt übrigens für jedwedes Verhalten im täglichen Leben. Mir ist aufgefallen, dass junge Menschen hier erst sehr spät ‚flügge’ werden. Verantwortliches Handeln ist nicht Teil der Erziehung. Schulische Bildung wird von allen Beteiligten nicht als ‚Lernen fürs Leben’ sondern als von außen an die jungen Menschen herangetragenes und zu rezipierendes Wissen gesehen. Eltern nehmen ihren Kindern alle möglichen Entscheidungen ab, verhindern so Eigenverantwortung und Selbstständigkeit . Bei uns werden derartige Väter und Mütter ‚Helikopter-Eltern’ genannt, die ihre Kinder ‚pampern’ (ähnlich wie Säuglinge mit Einwegwindeln/ Pampers ‚wickeln’)!
Da ich dadurch, dass ich meinen Pickup im letzten Frühjahr verkauft habe, nunmehr auf die Busverbindung zwischen Ban Phue und Udon Thani angewiesen bin, ist mir ein seltsames Verhalten fast aller Passagiere hier aufgefallen: so gut wie niemand schnallt sich bei der Fahrt an. Häufig sind die Sitze der Vans (Kleinbusse für max. 14 Personen) auch gar nicht mit Sicherheitsgurten ausgestattet.
Im Januar hatte ein verheerender Unfall im Chonburi bei einem Unfall 25 Todesopfer gefordert (es war ein Frontalzusammenstoß eines Vans mit einem Pickup: die Buspassagiere waren nicht angeschnallt und auf der Ladeflache des Pickup saßen 12 Menschen).
Seit dieser Zeit sucht das thailändische Verkehrsministerium nach einem probaten Mittel, solche Unfälle möglichst zu verhindern.