HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

HolzpfeillinksHolzpfeilrechts
Südostasiatische Notizen

Das Paar betet gemeinsam mit der Gemeinde und mit ihr verbunden durch fai (Baumwollbänder), die über den pha quan in der Mitte gespannt sind. Die Brautleute tragen die fai mon con (Kopfbänder) auf dem Kopf, die ihre glückliche Zukunft sichern sollen.

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Damit ist die Vermählung vollzogen und der Phram erinnert daran, alles daran zu setzen, dass diese nun geschlossene Verbindung eine glückliche und haltbare sein möge.

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Rei und ich waren gerade dabei, das Fest zu verlassen, als ein ‚leicht bezechter’ Bekannter, an einem Tisch am Straßenrand sitzend, uns ansprach. Er wollte wissen – und ich vermute, Rei war diese Frage auch auf der Feier bereits diverse Male gestellt worden, wann wir denn nun heiraten würden?! Ferner interessierte es ihn, wann wir denn nun ‚ein Kind machen’ würden?! Ich erwiderte dem Angesäuselten, dass ich letzteres in meinem fortgeschrittenen Alter für sehr verantwortungslos halten würde. Wenn das Mädchen, der Junge ‚aus dem Haus’ gehen würde, wäre ich – wenn überhaupt – Mitte Achtzig!!
Für heranwachsende Menschen, erklärte ich, gäbe es nichts Schlimmeres als alte Eltern (oder einen Vater im Alter des Großpapas!). Er war über meine Antwort sehr erstaunt und ich sah, wie es in seinem Gehirn(?) arbeitete.

Diese kleine Begebenheit am Rande eröffnet gleichsam ein erstes kleines Resümee meiner Erfahrungen, die ich während meines Thailandaufenthalts gemacht habe: sehr viele Menschen, zumindest hier im Isaan, handeln nach meinen Beobachtungen nicht bewusst oder mit Weitsicht, geschweige denn mit Empathie für Andere.
Kinder ‚werden hier im Schweinsgalopp verloren’, will sagen, sind Zufallsprodukte aus einer Laune heraus! Nachwuchs wird nicht geplant, denn Kinder stellen sich ein, gehören dann einfach zur Familie und werden darüber hinaus als Sozialversicherung im Alter gesehen.
Die Scheidungsrate ist in etwa so hoch wie in Europa und viele Trennungen erfolgen wegen ausbleibender Versorgung infolge mangelnden Einkommens, hoher Verschuldung, wegen Trink-, Drogen- oder Spielsucht und/oder auch wegen ‚Frauengeschichten’. In der Regel bleiben dann die Kinder bei der Frau oder ihrer Familie (Eltern, Großeltern). Getrennte und geschiedene Ehemänner sind weder der Frau noch den Kindern gegenüber unterhaltspflichtig – nur bei Staatsbediensteten (Beamten, Polizisten und Lehrern) wird wohl da eine Ausnahme gemacht, sie können zu Zahlungen herangezogen werden.
Es obliegt den Frauen, die zurückbleibende Familie zu versorgen. Viele der geschiedenen (jüngeren) Frauen aus der armen Region des Isaan versuchen ihr Glück in den touristischen Zentren (Pattaya, Phuket, Samui, Hua Hin, Krabi etc.) in der Hoffnung, einen möglichst reichen Farang kennen zu lernen, was sich nur für wenige erfüllt.
Immer wieder hört man von Frauen, die leichtgläubige Männer um Millionen Baht (1 Mio. THB ≈ 25.000 €) erleichtert haben.
So auch im letzten Monat auf Koh Samui, wo eine Frau per Haftbefehl wegen Betrugs gesucht wurde.
„Frau Prapai Kongsuwan wird beschuldigt, einen britischen Geschäftsmann auf der beliebten Urlaubsinsel um 1,5 Millionen Baht geprellt zu haben. Herr Christopher John Bird berichtete der Polizei, dass er Frau Prapai in einer Zeit kennen gelernt habe, als sie im Begriff war, eine neue vielversprechend wirkende Bar am Lamai Beach zu eröffnen. Da die Finanzierung noch nicht komplett unter Dach und Fach gewesen sei, habe er sich mit ihr darauf geeinigt, als stiller Teilhaber mit 1,5 Millionen Baht einzusteigen. Doch nach der Überweisung der Summe sei nicht mehr an der Bar weitergearbeitet worden. Stattdessen sei Frau Prapai plötzlich verschwunden. Erste Ermittlungen der Polizei führten nach Pattaya, wo sie schließlich in einer Wohnanlage im Norden der Stadt verhaftet wurde“.
So der ‚Wochenblitz’ im März 2016, der auch die Frau zu ihrer Verteidigung zu Wort kommen ließ:
„Ich mochte ihn gerne und wollte ihn nicht betrügen, aber die Sache mit der Bar lief nicht wie geplant. Die Kosten waren bereits außer Kontrolle geraten, als er sich beteiligte. Schließlich fasste ich den Plan, mit seiner Investition nach Pattaya zu fliehen und hier ein unauffälliges Leben als Hausgehilfin zu führen.“

Es gibt unzählige haarsträubende Beispiele für mangelnde Fähigkeiten im Umgang mit eigenem und ‚fremden’ Geld!
„Farang haben Geld ohne Ende" hört man allzu häufig im Tratsch der Landfrauen des Isaan und als Beleg wird auf die vielen hübschen und mit ausländischem Geld errichteten Villen verwiesen, die mit den üblichen Holzhütten der Landbevölkerung kontrastieren.

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Sie gelten als Beweis von ‚Liebe’ und ‚Großherzigkeit’! Erst nach dem Erwerb einer solchen Immobilie gilt man als guter Ehemann! Nun besagt die Rechtslage in Thailand, dass ein Farang als Privatperson im Königreich keinen Grund und Boden erwerben kann! Daher wird der Immobilienerwerb zumeist auf den Namen der Thaifrau getätigt. Mit diesem falschen und risikoreichen Verhalten setzen die spendablen Ausländer allerdings Maßstäbe, mit denen die Frauen und erst recht deren Verwandten nicht umgehen können.
Ist der Farang gar noch in seinem Heimatland berufstätig, kann er sich kaum sicher sein, was mit seinem Geld geschieht!
Heinz berichtete mir von einem Thai-Anwalt, der ihm von einem ausländischen Klienten erzählte, der seiner Angebeteten nach Thailand im Laufe der Zeit 5 Mio. THB (ca. 125.000 €) überwiesen hatte, damit sie für sich und ihn ein Grundstück kaufen und ein Haus darauf bauen könnte. Irgendwann hörte dieser Klient nichts mehr von seiner Herzdame. Der Anwalt recherchierte auf sein Geheiß und fand heraus, dass weder das Grundstück noch ein Haus existierte!
Derartige Geschichten sind keine Einzelfälle! Es gibt unzählige Beispiele, in denen ‚Lehrgeld’ bezahlt wurde. Ich kenne Leute, die im Laufe der Zeit mehrere Häuser finanziert haben und jetzt zur Miete wohnen!

Die hier ansässigen Anwälte haben mit Prozessen zu unrechtmäßiger Eigentumsveräußerung, Aufnahme von Hypotheken, betrügerischem Verkauf von Häusern und Aneignung von Hab und Gut reichlich zu tun.
Es gibt auch Fälle, in denen Ausländer das von ihnen bezahlte Haus nach der Trennung von der Thaifrau von einer Abrissfirma dem Erdboden haben gleich machen lassen, um es nicht ihr zu überlassen!!
Wenn es denn uberhaupt ein eigenes Haus sein muss, kann (und sollte) man beim land office (Grundbuchamt) ein right of usufruct (Nießbrauchrecht) vereinbaren, das dem Geldgeber ein lebenslanges Wohn- und Nutzungsrecht garantiert. Nach seinem Tod fällt das Haus dann allerdings an die Witwe! Aber, oder gerade deshalb, stehen Farang bei Thai-Frauen weiterhin hoch ‚im Kurs’!
Meine Lehre aus den Erzählungen ist, dass man nie ein Haus kaufen sollte, da es immer ‚der Angetrauten’ gehören wird.

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