HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Als der ‚Zauber’ des diesjährigen Songkranfests wieder vorüber ist, wird die wie jedes Jahr fatale Statistik von Verkehrsunfällen veröffentlicht: in sechs Tagen des Trinkens und Feierns sterben bei 3.104 Unfällen 397 Menschen und 3.271 werden verletzt! Nach Meldungen der ‚Bangkok Post’ hatten über Songkran sogar 25.516 Menschen landesweit nach einem Unfall Hospitäler aufgesucht. 3.815 schwere Verletzungen davon getragen.
Die FAZ titelte in der zweiten Aprilwoche: 635 Tote und beinahe 50.000 Verletzte bei den Songkran-Feierlichkeiten in Thailand, wobei auch die durch Alkoholgenuss zustande gekommenen Opfer in die Statistik mit eingerechnet worden sind.
Die Hauptunfallursachen waren überhöhte Geschwindigkeit und das ‚Schneiden’ anderer Verkehrsteilnehmer, also leichtsinniges Überholen.
Dieser Fakt ist mir hier auch ‚im Normalbetrieb’ (ohne dass Alkohol im Spiel ist) immer wieder aufgefallen. Sehr viele Autofahrer in Thailand können weder Entfernungen noch Geschwindigkeiten richtig einschätzen und riskieren ständig gefährliche Überholmanöver an unübersichtlichen Stellen!
An Checkpoints wurden landesweit 110.909 Motorisierte vorübergehend verhaftet und Bußgelder eingezogen. Von 16.346 Fahrern wurden die Führerscheine einbehalten, 4.353 Motorräder und 1.419 Autos beschlagnahmt.

Es ist offenbar Vielen dieses ‚munteren Völkchens’ schwer zu erklären, dass Alkohol trinken und Aufmerksamkeit im Straßenverkehr nicht zusammen passen!

Aktuell beschäftigt mich zur Vorbereitung meiner Rückkehr nach Deutschland das Packen meiner Habseligkeiten, die doch einen gewissen Umfang angenommen haben.

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Vor dem Zusammenpacken: hier beim Abwaschen und Sichten der angestaubten, aber weiterhin gebrauchsfähigen Acrylfarben mit Blick über das Mäuerchen hinter unserem Haus: was wird noch an Farbe im Herbst/ Winter gebraucht, um die Arbeiten für die Ausstellung in Laos fertig zu stellen, was ist entbehrlich und kann zurück gesendet werden? – Zum Schluss waren es fast 6 Kg Farbe!

Nun mein Versuch eines Resümees – was mein Freund und Lektor Heinz nur mit Anführungsstrichen versehen würde – meines zweijährigen Aufenthalts hier in Thailand:
Mein Start im Mai 2014 war verheißungsvoll. Das Kennenlernen der anderen Kultur – eine Freundin schrieb mir: “... da bist Du ja auf einem ganz anderen Stern gelandet?!“ – und einer bäuerlichen Struktur, auch ganz anders, als ich sie aus der Heimat kenne, bedeutete nicht nur eine längere Eingewöhnungsphase, sondern war mit meinen westlich-städtischen Erfahrungen (‚meiner’ Kultur) letztlich nicht kompatibel!
Das Haus und die Umgebung waren schön, ursprünglich und wirkten fast unberührt, aber die mangelnde Kommunikation und der völlig andere Habitus machten mir nach rund vier, fünf Monaten doch zu schaffen.

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Rei’s Elternhaus heute, nach fast zwei Jahren

Die Warnungen ‚erfahrener Farang’, dass ein Wohnen mit den Eltern unter einem Dach nicht gehe, schlug ich damals in den Wind!
Heute weiß ich es besser und kann nur jeden davor warnen!!
Ich war der ‚norddeutschen Meinung’: geht nicht - gibt’s nicht! Meine Zeit in Ban Phun war für Rei und mich aber eine harte Belastungsprobe.
Der Auszug Ende 2014 und das Anmieten eines Hauses in der fast sieben Kilometer entfernten Kreisstadt Ban Phue war ein Kompromiss und für uns beide dann erst einmal heilsam!?

Was wären die Alternativen gewesen?
Da wäre zunächst Udon Thani, aber auf der einen Seite zu weit zum ständigen Pendeln (rund 65 Kilometer gefährlicher Autobahn und Landstraße), zum anderen ist Udon Thani für mich keine lebenswerte Stadt, da sie kaum ‚gewachsene Strukturen’ aufweist.
Vor vier Monaten war Hermann das ‚amerikanische’ Erscheinungsbild, angefangen bei den ‚Trucks’ (Pickups) bis hin zu den mit Billboards zugekleisterten Fassaden, die wie ‚Potemkinsche Dörfer’ anmuten, ins Auge gesprungen, und so gar nicht zu den Tempeln, Schreinen und wenigen historischen Gebäuden (Bahnhof, Museum) zu passen scheinen. Eigentlich eine gesichtslose Stadt, die den Flair unserer, mit Lebens- und Wohlfühl-Faktoren versehenen, gewachsenen europäischen Städte vermissen lässt!

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Eine Aufnahme an der Kreuzung, wo die Ring-Road um Udon Thani auf die A2 nach Nong Khai stößt, aber für mich signifikant für den wuchernden Städtebau, der kritik- und planlos nach ‚Bangkoker Vorbild’ übernommen wird.

Die neueren Städte, die ich hier kennengelernt habe, wirken ‚wie aus dem Boden gestampft’. Mit Umgehungsstraßen wird versucht, dem wachsenden Verkehrschaos zu Stoßzeiten entgegen zu wirken. Trabanten-Städte am Stadtrand und abgeschlossene Siedlungen hinter Mauern und Zäunen für die besser Verdienenden, mit Pförtnern und Security entstehen an den Peripherien.

„Laut Straßenverkehrsbehörde waren Ende 2015 landesweit 14,3 Millionen Autos angemeldet ...(in Deutschland sind es dreieinhalb Mal so viel = über 49 Mio., d.V) gegenüber 13,7 Millionen ein Jahr zuvor. Die meisten Wagen fahren mit 5,26 Millionen auf den Straßen in Bangkok“ schrieb der ,Farang’ Anfang April.
Vor über einem Monat las ich in einer Zeitung, dass Bangkok, nach Mexico-City, die verkehrstechnisch chaotischste Stadt der Welt sein soll!
Bangkok kann also auch nicht die Alternative sein! Sie wirkt wie eine Krake, diese vor sich hin wuchernde (inoffiziell) Vierzehnmillionen-Stadt, ohne wirklich funktionierendes Personennahverkehrssystem (ÖPNV), ohne tatsächliches Verkehrskonzept.

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