HELMUT RIELÄNDER | ||
Vor Wochen hatte ich, bevor Heinz einmal über Nacht bei uns blieb, in fünf Minuten eine schnelle Skizze der ‚Venus von Willendorf’ auf einer 60 X 80er Leinwand gefertigt und mit ihr die kahle Wand über dem Bett im Gästezimmer geziert, damit Heinz nicht ‚so einsam’ übernachten musste?!
Die Vorlage, im Original eine ca. 11 cm große Plastik/ Statuette, war vor über 100 Jahren in der österreichischen Wachau gefunden worden, und ist als erste vollständige Frauenplastik bekannt (geschaffen vor 27.000 Jahren in der Altsteinzeit). Tom war absolut begeistert von der rundlichen Dame!
Am nächsten Morgen schenkte ich Tom meine Skizze in Acryl auf Leinwand, musste sie ihm aber zuvor noch signieren. Rechts im Foto Claudia, die mit Tom das Bild hält.
Der Abend verlief feuchtfröhlich und stimmungsvoll. Tom trug daran entscheidenden Anteil. Zum einen kann er für thailändische Verhältnisse recht gut Englisch, zum anderen ist er sehr wissbegierig, eine Eigenschaft, die ich bei Thais bisher noch nicht habe feststellen können. Ihn interessierten Kultur und Geschichte Europas in gleicher Weise wie meine Beobachtungen, die ich in Thailand – und insbesondere hier im Nordosten – gemacht habe.
Die von mir gemalten Reisbilder erinnerten ihn sehr an seine Jugendzeit in Buriram, wo seine Eltern noch heute wohnen. Mit dem Anbau von Reis, vor allem Nassreis, sind fast alle Thais auf dem Lande befasst. Als ich ihm mitteilte, dass ich die Bäuerinnen, die Nassreisfelder bewirtschaften, immer gleich an den Füßen erkenne – ‚frogfeet’ (Froschfüße) – wollte er sich ausschütten vor Lachen, verstand aber sofort, was ich meinte: etwas aufgequollene, rissige Füße, mit deutlich verdickten Zehenenden, Gelenkverdickungen und leicht entzündetem Nagelbett von der harten Arbeit im Wasser der Reisfelder.
Es wechselten sich ernste Gesprächsthemen mit humorvollen Episoden und Beobachtungen ab. So verbrachten wir einen sehr angenehmen, abwechslungsreichen Abend. Claudia und Tom sind eben auch zwei, mit denen man sich gut und ernst unterhalten kann, die aber auch sehr viel Spaß vertragen können und zur Heiterkeit beitragen!
Das Frühstück vor Toms Rückfahrt am nächsten Morgen, zu dem dann auch Rei eintraf (sie war die Nacht über bei ihrer gerade aus Krankenhaus entlassenen Mutter auf dem Hof geblieben), bestand dann aus einem gemischten Farang-Thai-Frühstück. Tom fuhr dann die Strecke Ban Phue – Pattaya (~ 620 Km) in einem Tag zurück.
Durch ein kürzlich geführtes Telefonat weiß ich, das die ‚Venus von Willendorf’ inzwischen eine Wand in seiner Wohnung ziert.
Claudia und ich machten uns an ihrem ersten Besuchstag auf den Weg, einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu erkunden. Dazu gehörte zunächst der zuvor mit Tobi besuchte Wat Pho Chi Si mit dem im Entstehen begriffenen Luang Pho Nag, dem über vierzig Meter hohen Buddha-Naga, unweit von Ban Phue.
Das zweite Segment der Modelle für die Formabnahmen zum Luang Pho Nag Monument am Wat Pho Chi Si
Claudia vor dem Modell mit den ‚Körpern’ der Nagas, rechts auf dem Bild die kunststoffarmierten Abformungen zur Erstellung der Wachsformen. (Das Gerüst vor dem ‚Sockelstück’ scheint schon als ‚Spalier’ für Grünpflanzen zu fungieren!)