HELMUT RIELÄNDER | ||
Als weiteres – vielleicht existenzielleres – Problem geht es in Thailand aktuell darum, der zu erwartenden extremen Dürre und der zu befürchtenden Missernte zu begegnen.
In den Medien wird seit Wochen auf die drohende Wasserknappheit und bevorstehende ‚Jahrhundertdürre’ hingewiesen.
Heute am 20.03. sind es hier um 19 Uhr auf unserer Diele immer noch 35°C. Gestern waren es 37°C und mehr! Seit sieben Wochen hat es nicht mehr geregnet.
Bereits Anfang März hatte das Bewässerungsamt (RID) überlegt, ob sie in einigen Talsperren Pumpen anbringen und Wasser vom Boden der Reservoirs abpumpen soll, damit auch dieses genutzt werden kann.
Fischer in Nakhon Sawan
In zehn wichtigen Reservoirs, in Bang Pra, Chulabhorn, Huailuang, Klong Si Yat, Krasiao, Lam Pao, Lam Phra Phloeng, Mae Kuang, Mae Ngad, Udom Thara und Ubonrat, werden die Pegelstände der Talsperren als kritisch eingestuft.
„Das Landwirtschaftsministerium plant zusätzliche Maßnahmen für den Notfall. Dazu gehören auch, ‚totes Wasser’ vom Boden der Reservoirs abzupumpen, das normalerweise nicht abfließt, die Umleitung von Wasser und eine Anpassung des Bewässerungsplans, damit es genügend Wasser zum Konsum für die Bürger gibt“, so der ‚Wochenblitz’ vom 3. März. Die Reisfarmer wurden – ähnlich wie im letzten Jahr – auf die Wasserknappheit für die nächste Pflanzung in zwei Monaten (im Mai) hingewiesen.
Die oben benannten Dämme haben zwar für den normalen Wasserkonsum genug Kapazitäten, nicht jedoch für die Landwirtschaft.
Der RID-Chef Suthep Noiprairoj gab an die Adresse der Bauern schon im Vorfeld der neuen Reispflanzungen die Warnung: „Sollten die Farmer auf die Idee kommen, Wasser aus den Talsperren zu pumpen, müssten sie mit einem Besuch von Polizei und Militär rechnen!“
Die großen Staudämme Sirikit, Bhumibhol, Pasak Jolaisid und Kwai Noi hätten noch jeweils Kapazität von rund 16 Prozent, so der RID-Chef.
Man muss dabei bedenken, dass der Sommer erst nun beginnt und bis zum Juli (wie im letzten Jahr) andauern kann. Also rund 12 bis 16 Wochen ohne Regen!!
Zustände und Trockenheit, die wir uns nicht vorstellen können. Das morgens kein Wasser aus dem Duschkopf kommt, ist dann noch das geringste Problem!
Fünf Tage später berichtet dasselbe Online-Medium, dass das nationale Dürre-Überwachungszentrum berichtet habe, ein „wachsames Auge auf die von Trockenheit betroffenen 42 Provinzen zu werfen, weil nicht mehr gewährleistet werden kann, dass alle Haushalte und Betriebe mit Wasser versorgt werden können.“
Das Innenministerium in Bangkok und die Gouverneure der betroffenen Provinzen sind aufgefordert, einen Notfallplan auszuarbeiten, damit bei akutem Wassermangel sofort Hilfe geleistet werden könne.
„Im Allgemeinen reichen die Reserven in den größeren Staudämmen für den Hausgebrauch und das Zurückdrücken von eindringendem Meerwasser noch aus, um das Ökosystem aufrechtzuerhalten, bis der Regen möglicherweise im Juli einsetzt!“ sagte der ständige Sekretär für landwirtschaftliche Angelegenheiten Theerapat Prayoonsit am 7. März dem ‚Wochenblitz’.
„Die Bevölkerung braucht sich keine zu großen Sorgen zu machen, sollte aber mit dem Wasser schonend umgehen ... Die königliche Flugstaffel der Regenmacher kann erst während des Songkran-Festivals im April mit ihrer Arbeit beginnen, wenn es die Wetterbedingungen zulassen.“
Allen Unkenrufen zum Trotz muss davon ausgegangen werden, dass es ‚eng’ wird bis zum Einsetzen der Regenzeit. Ob die dann fallende Wassermenge für eine weitere Reisernte ausreicht, ist jedenfalls äußerst fraglich!
Wenn die Regenzeit ebenso spät wie im letzten Jahr Ende Juli erst zögerlich einsetzt, ist zu befürchten, dass es zu Missernten und großer Dürre kommt.
Auch aus dem Süden des Landes wird berichtet, dass es dort seit zwei Monaten nicht mehr geregnet hätte.
„Die Pegelstände von Kanälen in der Provinz Krabi sinken. Im Bezirk Khao Phanom ist die Situation derartig ernst, dass ein Kanal fast ausgetrocknet ist und die Anwohner ihre eigenen Trinkwasservorräte anlegen müssen“, so der ‚Wochenblitz’ vom 13.März, und weiter:„In der nördlichen Provinz Chiang Rai ist der Kok River nur noch zwischen zehn und 30 Zentimeter tief. Sandbänke und Brückenfundamente, die normalerweise unter Wasser stehen, sind deutlich sichtbar.“
In Chiang Mai ist es nicht anders. Von dort wird gemeldet, dass im Mae-Jok-Reservoir sich nur noch 180.000 Kubikmeter Wasser befinden. Das ist der tiefste Wasserstand vor seinem Bau vor 21 Jahren (normalerweise fasst das Reservoire 400.000 m³).
Auf dem Moon River können wegen des niedrigen Pegelstandes keine Fähren mehr verkehren.
Der Vizepremierminister Prawit Wongsuwon versucht, im Vorfeld der bevorstehenden Dürre zu beschwichtigen. Er gehe davon aus, dass sich die Menschen um die Wasserressourcen nicht streiten müssten und erklärte, dass die Regierung Rationierungspläne zur Wasserverteilung in den Provinzen ausgearbeitet habe.
Zwei Tage später schreibt ‚der Farang’ in seiner Internetausgabe vom 15. März, dass bereits 4355 Dörfer zu Katastrophengebieten erklärt worden wären. Dort besteht jetzt Anspruch auf Versorgung mit Trinkwasser durch Tankwagen der Armee.
Die Katastrophenschutzbehörde teilte mit, dass von den 76 Provinzen bereits 21 betroffen seien. In der Provinz Lampang in Nordthailand ist das Mae-Chang-Wasserreservoir ausgetrocknet. Durch das Sinken des Pegels – seit den 80er Jahren nicht mehr dermaßen extrem – sind die Ruinen eines gefluteten Dorfes freigelegt worden. In der benachbarten Provinz Phayao wurde die Gemeinde zu einer Krisensitzung zusammengerufen, weil das Wasser des Phayao-Sees nicht mehr zur Bewässerung der Reisfelder reicht. Der Wasserstand sei so niedrig wie seit 22 Jahren nicht mehr!