HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Nach Untersuchungen, die von Armee und Polizei durchgeführt wurden und weiterhin werden, sollen rund 6.000 Menschen ‚einflussreiche kriminelle Personen’ sein. Zu ihnen sollen auch ‚Polizeibeamte und Militäroffiziere, ob noch im Dienst oder in Pension’ gehören. Wenn genügend Beweise vorlägen, sollen diese sich ‚Disziplinarmaßnahmen und strafrechtlichen Ermittlungen gegenüber sehen’.
Als ‚dubiose Aktivitäten’ werden konkretisiert:
- Illegale Eingriffe in den Regenwald
- Zerstörung natürlicher Ressourcen
- Drogenhandel in Gefängnissen
- Steuerhinterziehung
- Betrug von ausländischen Touristen
- Gewährung von Krediten mit zu hohen Zinsen.

Premierminister General Prayuth Chan-ocha hatte zuvor darauf hingewiesen, dass die „Maßnahmen gegen die einflussreichen Personen nicht politisch motiviert seien, sondern dass es darum ginge, Gesetzesbrecher zu bestrafen.“

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In den folgenden Tagen wurden der Öffentlichkeit immer wieder Waffen- und Munitionsfunde und konfiszierte, nicht zuzuordnende Bargeldsummen präsentiert.

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Am 17.03. waren Berichte zu lesen, dass das Hauptquartier der Royal Thai Police landesweit die sofortige Versetzung von über 100 Polizeibeamten auf inaktive Posten angeordnet hat. Ihnen wird vorgeworfen, in den Provinzen, in denen sie stationiert waren, Verbindungen zu Syndikaten oder kriminellen Persönlichkeiten aufgebaut zu haben. Der nationale Polizeichef Thailands Pol. Gen. Chakthip Chaijinda (s. folgendes Bild) erklärte auf einer Pressekonferenz Mitte März, dass die Versetzungen durchgeführt worden seien, ‚um dem Misstrauen und der Besorgnis von Bewohnern und Geschäftsleuten entgegen zu wirken.’

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Verdächtigungen und Anschuldigungen werde nachgegangen und ein Ausschuss werde gegen die versetzten Beamten ermitteln.
„Falls sich bei den Untersuchungen herausstellen sollte, dass die Beamten in keinerlei illegale Aktivitäten verstrickt waren bzw. sind, werden sie die Chance erhalten, ihre alten Posten zurück zu bekommen. Im Übrigen werden die Versetzungen keinerlei Auswirkungen auf den reibungslosen Arbeitsablauf der betroffenen Polizeidienststellen haben“ , sagte Pol. Gen. Chakthip Chaijinda lt. ‚Wochenblitz’ vom 16.03.2016.

Bei der Berichterstattung über die Korruption in diesem Lande erinnerte ich mich an das Buch von Ingo Kordon: ‚Entwicklungshelfer durch eigene Gnaden’ (Verlag zur heilen Welt, Windeck/ Sieg 2000/ ISBN 3-88896-070-3).
Es wurde mir Ende Januar in Bangkok von Barend Jan Terwiel, dem Thaiisten und Anthropologen auf seiner Veranstaltung in der Siam Society geschenkt.
Das Buch, das im Eigenverlag erschienen ist, behandelt die Erfahrungen des Autors und Tiefbauingenieurs als deutscher Entwicklungshelfer beim Bau von Bewässerungsanlagen in den Bergen Nordthailands.
Durch eigene, bitter geschilderte Erfahrungen geriet die ‚ehrliche Haut’ zwischen das ‚Mahlwerk’ der Korruption vor Ort, bei der Leitung des Teams, der übergeordneten Stelle der Geschäftsleitung des Projekts in Thailand und im ‚Entwicklung gebenden Land’, zuletzt auch noch dem deutschen Entwicklungshilfeministerium.
Überall schien der Autor mit seinem Versuch des Aufdeckens von Korruption zu scheitern.
Genugtuung widerfuhr ihm erst später, wie im zweiten Teil des Buches zu lesen ist, als er ‚auf eigene Faust’ (und Kasse?!), ein anderes, von einer Thai-Prinzessin und einem Thai-Mönch initiiertes Wasserbauprojekt am Doi Suthep in der Nähe von Chiang Mai (Projekt Mae Soi) unterstützte. Hier schuf er mit den Initiatoren und unter Beteiligung von weiteren Fachkräften sowie großer Teile der Bevölkerung eine funktionstüchtige Bewässerungsanlage, die – wie er schrieb – internationale Anerkennung auch durch die Medien erhielt. Seines Entwicklungshelferstatus’ wurde er aber zuvor enthoben, durch die fristlose Kündigung seines Vertrages mit der Firma, die das erste Projekt zuvor in Nordthailand betrieben hatte.
„Vergeblich waren Arbeitsgerichte in zwei Instanzen, Anzeigen beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kanzleramt, Bundespräsident, Petitionsausschuss, Bundestag ...“, so der Autor mit seinem Prozess und Schicksal hadernd.
Ich gehe davon aus – da diese ganze Auseinandersetzung über 26 Jahre her ist und heute auf ganz legalem und geregeltem Weg Entwicklungshilfe in den entsprechenden Ländern geleistet wird – dass dieser Fall ein ‚absoluter Einzelfall’ ist?!
Soweit zur internationalen Korruption.

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