HELMUT RIELÄNDER | ||
Inzwischen war auch unser Minibus eingetroffen und ich bekam einen Sitzplatz gleich neben dem Fahrer auf ‚dem Todessitz’. Das ist nicht so sehr aus der Luft gegriffen, was sich bestätigte, als ich später auf meinem Handy die neuesten Nachrichten der Internetzeitung der Farang las.
Dort wurde berichtet, dass die meisten Unfälle und Todesopfer im öffentlichen Transportwesen durch Fahrer von Minibussen (auch Vans genannt) verursacht würden.
Nach Recherchen zwischen Januar und November vergangenen Jahres ’... entfallen nach Angaben der Verbraucherstiftung auf Vans 215 Verkehrsunfälle mit 103 Toten und 1.102 Verletzten. Hauptunfallursachen sind rücksichtsloses Fahren und illegale technische Veränderungen am Van. (aus: der Farang vom 24.12.2016)
Zum Vergleich: im gleichen Zeitraum entfielen auf Linienbusse 141 Unfälle mit 56 Toten und 1.252 Verletzten, auf Taxis 77 Unfälle mit 7 Toten und 84 Verletzten, gewöhnliche Busse waren in 48 Unfälle mit 10 Toten und 75 Verletzten verwickelt.
Wie gesagt, diese Zahlen waren mir vor dem Einsteigen in den besagten Minibus am 24.12. nicht bekannt. Aber bereits zuvor hatte ich auf Fahrten bemerkt, dass viele Fahrer sehr waghalsig und riskant unterwegs sind und sich ihre Busse häufig in technisch desaströsem Zustand befinden. Wir hatten an diesem Tag Glück! Die Fahrerin fuhr umsichtig, relativ rücksichtsvoll und nicht zu riskant. Sie setzte uns am P.K.4, wo Heinz und Amm wohnen, ab und wir liefen das kleine Stück in die Siedlung hinein.
Links: Ice und Rei bei Heinz auf der Terrasse mit der aus Deutschland vor Jahren mitgebrachten ‚Weihnachtspyramide’; rechts: Rei und Ice vor dem ,Tannenbaum’
Bald machten wir uns dann mit Heinzens SUV auf den Weg an den südöstlichen Stadtrand von Udon Thani zu ‚Schweine-Dieter’.
Links: Heinz, Amm, Ice und Rei vor dem Eingang zu Dieters überdachten ‚Biergarten’; rechts: Schweine-Dieter, der Drehorgelmann Harti, Rei und Ice vor der Drehorgel mit dem ausgestopften Äffchen darauf
Weihnachtliche Klänge begrüßten uns, erzeugt von Hartis Drehorgel, die der deutsche Expat vor Jahren aus Deutschland nach Thailand mitgebracht hatte. Der ‚Biergarten’ war nicht voll besetzt. Dieter aus Herne begrüßte uns freundlich mit dem Hinweis, dass es noch einen Moment dauern würde, bis die Enten ‚durch’ wären. Die Bedienung nahm unsere Bestellungen auf, die fünf halben Enten für uns waren ja bereits im Voraus geordert. Die Getränke wurden dann sehr schnell gebracht (es gab sogar Weizenbier!).
Direkt neben unserem Tisch, der sich unweit der Küche befand, stand auch eine große Voliere. Ein schwarzer Beo mit orangefarbenem Schnabel verkürzte uns die Wartezeit mit einigen Einlagen und Wortbeiträgen.
Er verstummte augenblicklich, als die gerade halbierten, verführerisch duftenden Enten aufgetragen wurden. Das Verstummen des Beo, so überlegte ich laut, mag wohl damit zu tun haben, dass gerade ein zubereiteter ‚Anverwandter’ aufgetragen wurde?!
Es waren doch ‚gewaltige Vögel’ die Dieter uns da hat vorsetzen lassen. Leider war der dazu gereichte Rotkohl etwas zu weich und sehr fade. Auch die Klöße und Kartoffeln hatten nicht die richtige Konsistenz. Vorweg gab es noch Honigmelone mit Schinken (kein Kommentar!).
Links: Ice hat zu kämpfen mit der halben Ente. Ihr und Amm waren die Beilagen sehr fremd. Aber auch Rei war von ihren Besuchen in ‚D’ Besseres gewohnt; rechts: zum Nachtisch wurde angefrorene, eingefärbte, ungezuckerte Sahne und noch recht harter dicker Lebkuchen aus der Kühlung serviert.
Da Lawrence, ein Freund von Heinz, wegen Krankheit nicht mitkommen konnte, er aber vorbestellt hatte, ließ Heinz sein Menü einpacken. Das galt ebenso für unsere nicht geschafften Entenhälften (kamen in ‚Doggybags’). Zum Abschluss tranken wir entsprechend deutschen Brauchtums noch ein Gläschen ‚Jägerkleister’ – hier heißt er: ‚Jaggermai’ – wenn schon, denn schon!.
Für unsere drei ‚Frauen’ war es eine kulinarische Erfahrung der ‚besonderen Art’. Meine Mutter hätte gesagt: ‚das schmeckte interessant’! Heinz und ich kamen überein, dass man das Essen nicht unbedingt wiederholen müsste. Und als Nachklapp sagte er: ‚Helmut, was willst Du denn von einem Schlachter erwarten?!’