HELMUT RIELÄNDER | ||
Ice präsentiert mit Hut und einer Art Melodica ihr musikalisches Können in einer Extraabteilung der Parade.
Ice spielt lächelnd jeweils in der Mitte auf ihrem Instrument die eingeübten Weisen für diesen öffentlichen Auftritt.
Links: die drei Musikanten der Kapelle, in der auch Ice (ganz rechts stehend) mitmusizierte; rechts: Ice präsentiert sich zum Schluss noch einmal stolz in ihrer Uniform.
Sehr früh schon werden die Kinder Thailands durch die Schule spielerisch an Uniformen und ansatzweise auch militärischen Drill gewöhnt. Es ist Teil der Kultur und birgt für die meisten Menschen hier keinen Widerspruch. Die Schuluniform ist auch für die Kleinsten obligatorisch. Einmal in der Woche (hier in der Schule von Ice ist es der Mittwoch) wird die Schuluniform (für Mädchen dunkelblauer Rock, weiße Bluse und weiße Söckchen in schwarzen ‚Gänselieselschuhen’/ flache, runde, fast geschlossene mit Riemchen und Schnalle) gegen eine grüne Uniform und einen 1,45m langen weißen Stab eingetauscht. An diesem Tag geht es in die ‚Felder und Auen’. Unseren Pfadfindern gleich werden Wanderungen und ‚Übungen im Gelände’ abgehalten. Die weißen Stäbe der uniformierten Mädchen und Jungen dienen zum Exerzieren und zur Selbstverteidigung.
Diese ‚Erscheinung’ geht auf die Bewegung der Luksuea Chaoban (die rechte Bewegung der ‚Dorfpfadfinder’) zurück, was im heutigen Thailand weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Diese hatte in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts gegen die von der Bangkoker Thammassat-Universität ausgehende demokratische Studentenbewegung, gegen Gewerkschaften und progressive Bauernverbände gekämpft. Angesichts des Siegs der Kommunisten in den südostasiatischen Nachbarländern Vietnam, Kambodscha und Laos sowie der politischen Radikalisierung in Thailand erfreute sich die Luksuea Chaoban der Unterstützung des Königs Bhumibol Adulyadej, der an ihren Versammlungen teilnahm und die Halstücher und Flaggen dieser Bewegung segnete (vgl. Wikipedia-Artikel über Bhumibol Adulyadej).
Nach diesem öffentlichen Auftritt in der ‚Vorweihnachtszeit’, die es hier ja bekanntlich nicht gibt, war es Zeit, den Plastik-Tannenbaum hervorzuholen, um ihn in der Wohn-Diele aufzustellen.
Am 24.12. wollten wir an einem Weihnachtsmenü am Rande von Udon Thani teilnehmen. Freund Heinz hatte mich auf den deutschen Schlachter ‚Schweine-Dieter’ aufmerksam gemacht. Der hatte in der Internetzeitung ‚Udon-News’ annonciert:
Am Mittag des 24. Dezembers wird in ‚Schweine-Dieters’ Biergarten in Udon Thani ein Weihnachtsmenü serviert.
Als Vorspeise gibt es Schinken mit Melone, anschließend eine halbe knusprige Ente mit Klößen oder Kartoffeln und Rotkohl und zum Dessert Lebkuchen.
Live begleitet wird das Menü von weihnachtlicher Drehorgelmusik aus Deutschland.
Reservierungen werden bis zum 22. Dezember entgegengenommen. Der Preis für das Menü beträgt 450 Baht.
Heinz hatte die Ente schon einmal probiert und bestätigte: einfach lecker! Also bestellte er für sich, Amm, Ice, Rei und mich einen Tisch mit fünf Menüs für den ‚Heiligen Abend’ am Mittag.
Wir machten uns daher am 24. vormittags gegen 10 Uhr wieder einmal auf in Richtung Udon Thani. Unweit der Einmündung unserer Straße befindet sich an der Hauptstraße stadtauswärts ein Geschäft, in dem man auch Tickets für einen Minibus bekommen kann. Als wir in der Nähe dieses Ladens in einem Unterstand für Busreisende auf unseren klimatisierten Minibus warteten, wurde ich eines Mopedladens gewahr. Über den Zweirädern schwebte ein nicht genau zu definierndes ‚Etwas’, das meine Aufmerksamkeit erregte.
... irgendein schwebendes Lattengerüst erweckte meine Aufmerksamkeit!
Ich verließ das Wartehäuschen, um auf der gegenüberliegenden Straßenseite diesen Verkaufsstand von motorisierten Zweirädern zu inspizieren ...
... und hier nun das Geschäft von seiner ‚Sichtseite’ zur Straße. Beim Heranzoomen entpuppt sich das zuvor in seiner rückwärtigen Ansicht bemerkte Lattengestell als eindrucksvolle Werbung für Motorräder!
Dies ist nun wieder ein schönes Beispiel thailändischer Improvisationsgabe. Solche Art ‚Potemkinscher Dörfer’ finden sich zuhauf hier im ‚öffentlichen Raum’. Gestalter für visuelles Marketing (wie Schauwerbegestalter in der Heimat inzwischen bezeichnet werden) hätten ihre Freude an dieser Art des Aufbaus und der Präsentation.