HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Diese Art des Verhaltens habe ich in der thailändischen Gesellschaft immer wieder beobachten können. Etikette und Devotismus gegenüber gesellschaftlich Höhergestellten prägen die sozialen Interaktionen und Umgangsformen in Thailand in entscheidender Weise!

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Historische Fotografie aus dem vorletzten Jahrhundert

‚In der Politik legt Sakdina das Verhältnis zwischen der thailändischen Regierung und den Staatsbürgern fest ... Sakdina lebt ... weiter in den Köpfen und den Auffassungen der Elite und darf von jenen, die eines niedrigen Standes sind, nicht kritisiert werden.’ (TIP, a.a.O., S. 15)

In der Vergangenheit hat das eine Zeit lang der sich selbst an die Spitze des Staates gestellte General und Premier Prayuth Chan-ocha in Interviews immer wieder unter Beweis gestellt; er verbat sich kritische Fragen, die ihn in einem negativen Licht dargestellt hätten. Journalisten mussten, bevor er vor die Presse trat, ihre Fragen einreichen. Verfängliche Fragen wurden nicht erlaubt, nicht beantwortet oder mit Zynismus bedacht. (Ich erinnere mit an einem Fall, wo die kritisch Fragende ‚noch zusätzlich eine Frau war’.)
Insgesamt schaffen solche Verhaltensweisen eine ‚... Kultur, in der passive Akzeptanz von Autorität akzeptiert wird, egal wie ungerecht oder korrupt es auch sein mag’. (TIP, a.a.O., ebenda)

Ein weiteres Beispiel: die Absetzung der demokratisch gewählten Regierung wurde seitens der königstreuen Gelbhemden/PAD unverhohlen mit dem Argument gerechtfertigt, ‚... die Menschen, die diese abgesetzten Regierungen ins Amt gewählt hatten‚ seien nichts weiter gewesen, als ungebildete Bauern und daher außerstande, selbst beurteilen zu können, wen sie wählen sollten.’. (TIP, a.a.O., ebenda)

Die PAD räumte ein, dass sie zwar weniger Stimmen erhalten hatten, aber von einer gebildeteren Mittelschicht – also Mitgliedern einer höheren Kaste – gewählt worden seien, deren Stimmen einen höheren Wert hätten als jene der ungebildeten Bauern (aus dem Isaan und dem Norden), die die Rothemden zur Macht verholfen hätten. ,PAD schlug sogar allen Ernstes vor, das Wahlsystem nach Sakdina-Regeln abzuändern, damit Wählerstimmen zukünftig unterschiedliche Tragkraft erhalten, wobei Wahlstimmen von sozial niedriger gestellten Bürgern weniger zählen würden als jene der Mittel- und Oberschicht.’. (TIP, a.a.O., ebenda)

Das zeigt noch einmal ganz eindringlich, dass diese feudalen Regeln weiterhin in den Köpfen gegenwärtiger Akteure bestehen. Thailand ist ein Land, in dem eine Dynastie die nächste ablöste. Auch militärische und gar faschistische ‚Zwischenspiele’ vermochten diesem System nichts anzuhaben. Eine tatsächliche Umkehrung der Herrschaftsverhältnisse, eine Revolution, hat meines Wissens in Thailands Geschichte nie stattgefunden.

Zurück zu den kleinen Geschichten, die für mich zuletzt wichtig waren: neben den Arbeiten am Konzept für die nun veränderte Ausstellung und die Klärung der Transportformalitäten mussten meine Studien auf den Reisfeldern von Rei zum Pflanz- und Erntevorgang, die ich vor fast zwei Jahren skizziert hatte, auf Karton aufgezogen werden, um die Acrylarbeiten auf Leinwand zu ergänzen.

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Links: Skizzen zum Reispflanzen auf den vorbereiteten und gewässerten Feldern; rechts: Skizzen zur Reisernte des Khao Jao (weißer Reis)

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