HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Das ‚Nebengebäude’ erinnert etwas an ein Zwischending von Disneyland und Neuschwanstein (letztlich Kitsch, weder modern, noch stilmäßig zuzuordnen).

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Alle drei Gebäude - goldener Chedi in Lotospyramidenform, der Viharn mit den ‚Stapel-Buddhas’ darüber und das ‚neuschwanstein’ sche Mönchskloster’ scheinen nicht so recht zueinander zu passen, weisen sie doch nicht nur unterschiedliche Baustile und Materialien auf, sondern lassen auch gemeinsame Elemente vermissen.

Die fünf Buddhas, aufeinander hockend, werden von einem großen Vorplatz umgeben. Durch seine Einbettung – wiederum stilisierte Lotusblütenblätter – dient er gern als Fotohintergrund für die ‚Familienfotografen’!

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Auf den Begriff ‚Kitsch’, den ich eigentlich nicht mag, auch weil er weder verbrieft noch tatsächlich fassbar ist und auch immer wieder als ‚Todschlagargument’ herhalten muss, möchte ich an dieser Stelle – weil oben verwendet – ein wenig näher eingehen. Er wird viel strapaziert und häufig mit ‚minderwertig’ oder mit ‚sehnsuchtsartiger Gefühlsausdruck’ apostrophiert. ‚Die Kunst’ wird dagegen als ‚Wahres’ und ‚Schönes’ herausgestellt.

Für mich ist ‚Kitsch’ eine inhaltliche wie formale Überzeichnung und Überladung – an Gefühle anknüpfend, häufig eine simple Symbolsprache (z.B. ‚Herz’ - ‚Schmerz’) benutzend und sich rudimentär an Empfindungen der ,breiten Masse’ orientierend. Das geht von ‚Hummel’-Figuren in Porzellan bis zu Sendungen privater Fernsehsender. (Hierzulande trifft das übrigens auf eine Vielzahl von TV-Formaten zu, von Gameshows über Sing-sang bis hin zu den Königshausnachrichten.)

Immer wird versucht, ein Gefühl von ‚Gemeinsamkeit’ zu erwecken, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, über alle Stile und Genres hinweg – im Fall des Wat Phra Sorn Keaw z.B. im Bereich der Architektur. Dabei wird unhistorisch in ‚die Kiste’ der Ausdrucksmittel verschiedener Epochen und ihrer Stilmittel gegriffen: die Folge ist eine symbolische und formale Überfrachtung, damit der gewünschte zu transportierende Gedanke auch ‚vom Letzten’ begriffen wird!
Die Vereinfachung und der ‚Diebstahl’ von Stilmitteln zur Erzeugung von bestimmten Aussagen ist eine Spielart von ‚Kitsch’.
Da wir es bei dieser Tempelanlage mit Architektur zu tun haben, erlaube ich mir den Verweis auf den Künstler und ‚Architekten’ Friedensreich Hundertwasser. Sein Versuch, seine Malerei in ‚Architektur’ zu verwandeln, kam der Quadratur des Kreises gleich.
Seine ‚getöpferten’ und mit der ‚Strickliesel’ (D. Bartetzko in der FAZ vom 30.11.2005) erstellten Gebäudeformen wurden als ‚kindisch’ kritisiert. Sie würden ‚die Würdemotive abendländischen Bauens’...’infantilisieren’ und setzten seine Bauwerke als ‚geknetete’ und ‚gewalkte’ ‚Tonklöße’ eines ‚Töpferkurses für Anfänger’ gleich (so D. Bartetzko) ... bis auf die ‚Infantilisierung der Würdemotive abendländischen Bauens’ ist das m. E. auch zu unterschreiben.
F. Hundertwasser führe ich deshalb hier an, da er wider jeder Rücksicht auf Stil und Machbarkeit in der Architektur eine Formensprache wählt, die gefällig daher kommt, aber bar jeder konstruktiver und inhaltlicher Verbindung zu architektonischen Grundlagen dasteht.
Andererseits gibt es Beispiele in der Kunst des Westens, bei denen ‚Kitsch’ als Ausgangsform zur Schaffung von Kunst werden kann. Ein Beispiel ist der amerikanische Objektkünstler Jeff Koons, der sich in sehr aufwändiger und kostspieliger Art mit der Konsum- und Alltagskunst auseinander gesetzt hat, ist. Er benutzt (oft auch sexuell anstößige) Gegenstände aus der Produktwerbung für seine Objekte, nicht ohne durch Verfremdungen und Überzeichnungen ‚den Kitsch’ zu brechen und so (zugegebenerweise teils recht umstrittene) Kunstwerke zu schaffen.

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