HELMUT RIELÄNDER | ||
Damit war die Ausstellung eröffnet, die Gäste sprachen weiterhin dem Rotwein und gut gekühlten Weisswein zu und die Galerieangestellten reichten vom Schirmherrn gesponserte, leckere Häppchen an alle Vernissageteilnehmer.
Im Hintergrund lief, wie bereits beim Eintreffen der Gäste, der ‚Alabama-Song’ aus der Brecht/ Weill-Oper ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny’ in der Version der ‚Doors’ und in der ‚Urversion’ von Lotte Lenya (aus dem Anfang der dreißiger Jahre).
Viele Interessierte suchten das Gespräch mit mir über mich und meine künstlerische Arbeit. Dr. Janus von der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) wollte Näheres über die Technik und die Form des Ausdrucks der Leporello-Arbeiten auf Sa-Papier erfahren.
Ich gab ihm die Erläuterungen am Beispiel der Leporellos, die vor acht Jahren in den Bergen von Mae Hong Son entstanden waren.
Der härtere Einsatz des Bambusgriffels, der die Konturen der Pfanzen (Stiele und Blätter links) sowie der Baumstämme und Bambusrohre umreißt (rechts), wird kontrastiert durch den weichen, mit zartem Pinselstrich vollzogenen Auftrag der China-Tusche und verleiht der Darstellung Plastizität und Tiefe. Die weißen Auslassungen an den entscheidenten Stellen stellen die einzelnen Pfanzen heraus. Das Gehirn (mit dem ‚daranhängenden’ Auge) sorgt für die Komplettierung der Landschaft, ohne sie als unvollkommen zu apostrophieren. Die Zartheit der aufgetragenen Farbe im Hintergrund sorgt dafür, den Pfanzen im Vorder- und Mittelgrund eine verstärkte Basis im Kontrast zu verleihen.
Dr. Janus versuchte mir die Geheimnisse der China-Tinte zu entlocken … ich musste ihn enttäuschen, da ich bei meiner Arbeit fein geriebene Rußpartikel einsetze, die mit bestimmten Bindemitteln (z.B. Gelantine) versetzt sind. Wie ich weiß, sollen bei der Erstellung einiger Tinten auch Verbindungen mit Eisensulfat zum Einsatz kommen. Hier entsteht dann bei der Reaktion mit Wasser und Sauerstoff eine bräunliche, leicht rötliche Färbung. Letztendlich ist die Zusammensetzung der Tinte, die als getrockneter und wasserlöslichen Block verkauft wird, das Geheimnis der Hersteller.
Später sagte mir Heinz, der Dr. Janus auf die Verkaufschancen meiner Bilder angesprochen hatte, dass er meinen Arbeiten, die für hiesige Verhältnisse hinsichtlich Thematik und Ausdrucksweise einzigartig sind, durchaus Erfolgsaussichten einräume.
Auch wurde ich von einem jüngeren Südkoreaner angesprochen. Er war begeistert über das ‚cross-over’ zwischen europäischem Sujet und den zum Teil asiatischen Techniken und Materialien, derer ich mich bediene. Er war mit der Geschichte europäischer Kunst vertraut und sehr angetan, wie ich mein Thema vor dem Hintergrund meiner kulturhistorischen Wurzeln angegangen war. Er bezog seine Aussagen besonders auf die Arbeiten auf Sa-Papier (mit wasserlöslicher China Tinte) und die Leporellos.