HELMUT RIELÄNDER | ||
Beim Vortrag hatte rechts neben mir ein Herr mittleren Alters gesessen, der meinem Empfinden nach recht ‚deutsch’ aussah. Ich sprach ihn zum Ende der Veranstaltung an ... tatsächlich ein Deutscher, Dr. Peter F., ehemaliger Geschichtsprofessor aus Korat (Nakhon Ratchasima) im südlichen Isaan. Er erzählte mir, dass er zuvor Jahrzehnte in Spanien gelebt und gearbeitet hat. Interessant waren seine Ausführungen über die seines Erachtens großen Ähnlichkeiten der Mentalität und Verhaltensweisen von spanischen und thailändischen Frauen. Er brauchte sich nicht sonderlich umgewöhnen?! Ich dachte bei mir: Das muss ich unbedingt Heinz S. hier in Udon berichten und Dieter K., vormals in Bremen und nun im Norden Spaniens wohnend.
Wir unterhielten uns auch kurz über Galerien, Kunst und Verkauf selbiger ... und er riet mir, doch einmal die River City unweit des Si Phraya Piers in Bangrak aufzusuchen. Es gäbe dort diverse anspruchsvolle Geschäfte, die neben fernöstlichen Antiquitäten möglicherweise auch zeitgenössische Kunst ausstellen und verkaufen.
Die River City liegt direkt am Chao Phraya. Ich begab mich am nächsten Vormittag dorthin. Es ist eine großzügig wirkende Mall, die auf der Wasserseite eine glitzernde Glasfrontfassade hat. In der untersten Etage befinden sich Einzelhandelsgeschäfte und ein sehr großes Café mit einer Terrasse zum Fluss. Dagegen wirkten die höher gelegenen Etagen entweder verwaist ...
... oder im Umbau begriffen.
Die von Dr. Peter F. avisierte Galerie befand sich ebenfalls in Zustand des Umbruchs, so wie ich es in Bangkok nun schon häufiger bemerkt habe.
Die ausgestellten und zum Kauf angebotenen Exponate waren häufig chinesischen Ursprungs. Gespenstisch war, dass sich, bis auf die Verkäufer oder Besitzer der antiken Sammlungen niemand sonst auf den Etagen bewegte.
In einer anderen Etage wurde die Morbidität des Ortes noch durch alte Möbel und den Blick in 'die Moderne', den Chao Phraya hinauf, unterstrichen.
Weiter oben in der River City sprang mir ein Geschäft mit Grafiken und Postern ins Auge.
Schon beim Betreten waren mir zwei Poster aufgefallen, zu denen ich nicht nur sofort einen Bezug herstellen konnte, sondern die auch heimatliche Gefühle in mir aufkommen ließen.
Der Lloyd Ostasien-Express der zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts
Ich kam mit der augenscheinlich chinesischen Betreiberin ins Gespräch, indem ich ihr die Verbindung zwischen den beiden Postern und meiner Heimatstadt erklärte. Sie erzählte mir daraufhin, dass ihr ‚Boss’ (wohl der Ladenbesitzer) in Düsseldorf leben würde. Auf meine Frage, an wen man sich wenden müsse, um sich über Läden, Betreiber und Ausstellungsmöglichkeiten zu erkundigen, verwies sie mich an das Büro der Betreiberfirma der Mall, die aber – da es bereits später Freitagmittag war – schwerlich noch zu erreichen gewesen wäre.
Ich bedankte mich herzlich für den Hinweis und musste mich nun sputen, da ich für 16 Uhr mit Claus im Terminal 21, einer weiteren modernen Einkaufsmall an der Skytrain-Station Asoke in Sukhumvit verabredet war. Wir wollten gemeinsam einige Lebensmittel und Mitbringsel für unsere Frauen besorgen.