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HELMUT RIELÄNDER | ||
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Der Vortrag begann mit der Darlegung des Fundes einer Kuratorin bei der Katalogisierung der Chinoiserie-Sammlung, die auf die Sammlung August des Starken (König von Polen, Großfürst von Litauen und Kurfürst von Sachsen), der bis 1733 in Dresden residierte, zurück zu führen ist. In einer Schachtel fand die Kuratorin zwei Bildrollen (Nr. Ca 128 und Ca 129), die auf ca. 1710 zu datieren sind, und ein Schriftstück in niederländischer Sprache. Es war offensichtlich, dass die Bildrollen nicht chinesischen Ursprungs waren, sondern man vermutete siamesische Zeichnungen und Schrift. Die Kuratorin setzte sich mit Prof. Terwiel in Verbindung, der sich, nachdem er erste Bilder gesehen hatte, nach Dresden begab und die Bildrollen als Dokumente und Kunstwerke Siams aus der Zeit Anfang des 18ten Jahrhunderts identifizieren konnte.
Er fand heraus, dass August der Starke 1716 über Agenten „zwei chinesische Bilder“ vom Amsterdamer Bürgermeister Egidius van den Bempden, der zugleich Direktor der Niederländischen Ostindien-Kompanie war, kaufen und sie seiner umfangreichen Cinoiserie-Sammlung hinzufügen ließ, die heute einen Großteil der Sammlung von Drucken, Zeichnungen und Fotografien im Kupferstichkabinett des Dresdner Residenzschlosses bildet.
Terwiels Nachforschungen ergaben, dass es sich bei den beiden Bildrollen um Darstellungen einer siamesischen Bestattungsprozession handelt: der königlichen Einäscherung von König Phra Throng Than in Ayutthaya 1704.
Diese 370 Zentimeter lange Rolle besteht aus zehn Blättern dünnen weißen Papiers, die auf ein feines Leinentuch geklebt wurden. Die Zeichnungen sind 50 Zentimeter hoch und in schwarzer Tinte mit feinem Strich ausgeführt. Einige Wörter (in Niederländisch und Thai) sind nachträglich hinzugefügt worden. Bei einem Detail der Fabeltiere und der königlichen Urne wurde bei der Einfärbung etwas Gold verwendet.
Bei der zweiten Bildrolle, die etwas kürzer und kleiner ist (215 auf 42 Zentimeter), wurden vier Blätter auf ein dickeres Tuch geklebt.
Die Zeichnung wurde zuvor in Bleistift vorgezeichnet und anschließend in Tinte in den Farben Grün, Rot, Gelb, Orange und Blau ausgeführt. Die Urne wurde in Gold gefasst. Diese Rolle enthält viele Buchstaben, Ziffern und Zeichen in Niederländisch, die in selber Sprache auf einem beiligenden Dokument als Legende der Bildrolle ihre Ausführungen finden.
Terwiel erläuterte seinen Beweis, dass die erste Bildrolle als ‚einheimische Version’ und besonderes Thai-Kunstwerk anzusehen sei.
Bei dem zweiten Exemplar würde es sich um eine (niederländische?) Kopie eines Europäers handeln, der „... wenig von jener Zeit, der fremden Kultur und den Vorgängen in Siam verstanden (hat)“.
Insgesamt ein sehr engagierter und fundierter Vortrag von Terwiel ...
…der sich im Anschluss noch den Fragen des interessierten Publikums stellte.
Da ich einige Details zur historischen Einordnung der Bildrollen akustisch nicht ganz verstanden hatte, schrieb ich Baas noch einmal eine Mail und fragte ihn bezüglich der doch prächtigen Farbausführung seines früheren ‚Landsmanns’ in der zweiten kleineren Bildrolle. Seine Antwort: „Was die Farbe Gelb in der kolorierten Bildrolle betrifft, der Meru ist falsch gelb-gold (eingefärbt), nur wenige Teile sollten in Wirklichkeit diese Farbe haben. Auch die Karren der Himaphan-Tiere sind falsch koloriert. Der Herr Cleur war nur erpicht, sein niederländisches Publikum zu erstaunen und zu unterhalten. Dabei ließ er sich weit vom Realismus führen. Ich schreibe gerade einen Artikel darüber, für das später in diesem Jahr erscheinende ‚Journal of Siam Society’.