HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Er ging auf die damalige Situation Deutschlands und die Öffnung der Mauer in Berlin im November 1989 ein und würdigte den ein knappes Jahr später dann auch protokollarisch, d.h. staatsrechtlich vollzogen Akt der Vereinigung als Ereignis, das die beiden deutschen Staaten wieder näher brachte (und den Anfang vom Ende des sog. ‚sozialistischen Blocks’ bedeutete, wie ich hinzufügen möchte: die Grenzöffnung war der Anfang vom Ende der damaligen UdSSR und gleichzeitig die Beendigung der direkten ‚Bruderhilfe’ für Laos durch die nun aufgelöste DDR).
Ähnlich der sowjetischen Perestroika hatte Laos in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit Einführung des New Economic Mechanism (NEM) einen eigenen Weg kapitalistisch-marktwirtschaftlicher Veränderungen (Reformen) eingeschlagen. Die zuvor noch bestehenden Preisbindungen und Subventionen wurden Stück für Stück abgeschafft, der Wechselkurs (des KIP) wurde an den Marktkurs angepasst, Banken nach westlichem Vorbild installiert und private Unternehmen gefördert. Durch ein Rechts- und Verwaltungssystem wurden marktwirtschaftliche Prinzipien festgelegt und geregelt. Diese Maßnahmen haben dem Land Wachstumsraten von zuletzt zwischen 7 bis 9 Prozent gebracht.
Aber weiterhin regiert die Laotische Revolutionäre Volkspartei (LRV) als Einheitspartei (...und das seit 1975 ohne Unterbrechung).

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Die laotische Nationalfahne und die der einzigen Partei LRV im Treppenaufgang des ,Patousay’

Erst 1991 wurde eine Verfassung verabschiedet. Es gibt ‚demokratische Strukturen’, aber immer unter der Egide der führenden Partei. Parlaments- und Führungspositionen sind ohne Parteizugehörigkeit der LRV ,nicht vorgesehen’. Ohne die Partei läuft nichts! Alle Entscheidungen in Parlament und Gerichten sind ‚partei-gebunden’.

Zurück zur Feier ‚der Deutschen’. Nach der Rede des Botschafters, der den Bogen der engen Beziehungen zwischen Deutschland und Laos spannte, folgten Chorgesänge unter Leitung der Frau des Botschafters Madame M. Guillot. Diese beschlossen dann den offiziellen Teil der Veranstaltung. Es folgte die heißersehnte Eröffnung des Buffets.

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Im weiteren Verlauf lernten wir einen jüngeren laotischen Lehrer aus der Provinz kennen. Er kam gerade von einem vierteljährigen Kurs aus Magdeburg zurück. Einige Brocken Deutsch waren ihm geläufig, sonst unterhielten wir uns auf Englisch und Rei parlierte ein wenig in ihrem Isaandialekt mit ihm, da die Sprachen sich sehr ähnlich sind.
Der Lehrer schwor sehr auf das in Deutschland praktizierte System der dualen Bildung in der Berufsbildung (staatliche Bildung in der Schule gepaart mit privatwirtschaftlicher Ausbildung in den Betrieben). Er wünschte sich eine stärkere Forcierung dieses Ansatzes auch in Laos.
Verglichen mit dem im Vorjahr besuchten Botschaftsfest im Grand Ballroom des Don Chan Palace Hotel haben deutlich mehr Gäste teilgenommen.

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Am darauffolgenden Dienstagvormittag (6.Oktober) schauten wir vier uns noch einmal in der Stadt um.
Auffällig war nicht nur das starke Verkehrsaufkommen, sondern auch das ‚wilde Parken’ an jedem zur Verfügung stehenden Platz. Da sich zumindest in der Hauptstadt fast alle Bewohner nur motorisiert bewegen – zu Fuß gehen nur Touristen und einige Mönche – werden Fußwege generell zugeparkt. Fußgänger müssen dann auf die Fahrbahnen ausweichen, was bei der vorherrschenden Fahrweise, die noch abenteuerlicher ist als im benachbarten Thailand, recht gefährlich für Leib und Seele sein kann.

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In der Samsenthai Road um halb 12 Uhr: Mönche schlängeln sich mit ihren Taschen, in denen sich ihre tham-buun Opfergaben befinden, durch den laufenden Verkehr, da die Fußwege zugeparkt sind. In der Mitte die abends beleuchtete Werbestele der ‚marktwirtschaftlichen’ Firmen des Center.

Dieses Bild (mit Verkehrschaos, tham buun erheischenden Mönchen, Kommerz und vielen kreditfinanzierten(?) Autos) deutet die Bandbreite dieses ‚sozialistischen’ Landes an. Hier hat sich seit meinem ersten Besuch 2009 – zumindest auf der Erscheinungsebene – doch einiges verändert.
Aus berufenem Munde vernahm ich, dass nur ein geringer Teil der in der Stadt kurvenden Karossen, tatsächlich als Eigentum der Besitzer bezeichnet werden können. Das Bankenwesen hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Diese Beobachtung kann man leider bei dem Straßen- und Parkplatzbau in Vientiane kaum feststellen!

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