HELMUT RIELÄNDER | ||
Vor der Brücke waren – wie an allen Eingängen zu thailändischen Tempeln – die Schuhe auszuziehen. Es war das erste Mal, dass mir dieser Kodex enorm widerstrebte, weil einerseits der Boden durch einen Regen noch feucht war und ich andererseits als Autofahrer immer geschlossene Schuhe trage mit Socken über den Füßen. Mit feuchten Strümpfen die Weiterfahrt zu unternehmen hatte ich keine Lust, also zog ich die Schuhe erst vor dem eigentlichen Tempelbereich aus.
Links: Rei auf dem Weg ... ; rechts: ... zum unausweichlichen tham buun-Opfer
Auf dem eigentlichen Tempelgelände herrschte ein starkes Gewusel.
Schülergruppen mit ihren Lehrern bevölkerten den heiligen Ort inmitten großer alter Bäume. Der Inselcharakter wird durch die ringförmige Anlage der Wege um die Ansammlung verschiedener kleiner Heiligtümer und Schreine unterstützt.
Junge Schülergruppen unter hohen Bäumen auf dem Gelände des Wat Kham Chanot
Auf einem ganz am Rande der Anlage befindlichen Areal stehen hohe, mit farbigen Tüchern geschmückte Bäume. Aufgrund ihrer Besonderheit glauben Thais, dass diese Bäume Geister mit positiven Mächten beherbergen. Diese werden häufig in einer Art Andacht um die Erfüllung individueller Wunsche gebeten. Gehen diese Wünsche tatsächlich in Erfüllung, wird der Baum als Dank an die Geister mit farbigen Tüchern geschmückt.
An einem dieser Bäume, dessen Fuß von einem größeren Tümpel umgeben war, beobachtete ich eine von einer kleinen Menschenmenge gefolgten Frau in weißem Gewand, die aus verschiedenen Kerzen Wachs in den Tümpel träufelte ... die Leute versuchten, aus dem im Wasser erstarrenden Wachs vier ‚magische Zahlen’ zu erkennen … die Zahlen für die nächste Lottoziehung?!
Links: ‚Geisterbäume’ mit Brettwurzeln, geschmückt mit farbigen Bändern und Tüchern; rechts: die in den Tümpel geträufelten ‚magischen Lottozahlen’ in einer ‚verschwiegenen Ecke’ des Wat Kham Chanot (da ich das Bild von der anderen Seite des 'Geschehens' aufgenommen habe, stehen die Zahlen 'auf dem Kopf'!)
Am Eingang der Brücke zum Wat hatte ich einen größeren Wagen mit tausenden von Losen und der dazugehörigen Losverkäuferin gesehen. Ob die Losverkäuferin mit der weiß gekleideten Frau auf dem Watgelände identisch ist, war im Nachhinein nicht mehr zu ermitteln.
Beim Verlassen des Wat Kham Chanot noch einmal ein Blick hinauf in die Wipfel der Bäume. In einem fand ich versteckt in beträchtlicher Höhe eine sitzende Mönchsskulptur.