HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Seit meiner Ausstellung ‚Stadtlandschaft’ im Jahre 2008, aber auch auf der zweiten Reise nach Südostasien, haben Panoramen, Darstellungen von einer erhöhten Position sowie prozessartige Darstellungen große Teile meiner gestalterischen Arbeiten bestimmt.

Bei den Stadtlandschaften hat mich die Zeitgebundenheit des Dargestellten fasziniert (‚Stadtlandschaft’ – 2008). Von Merian bis Kokoschka haben Künstler wie auch Auftraggeber diesen Fakt der ‚Momentaufnahme’ einkalkuliert und als Teil ihres inneren sowie gestellten Auftrages definiert. Erst dieses ‚Festhalten’ macht ‚Veränderungen’ sichtbar. Bei der künstlerischen Verarbeitung kommt noch die Sicht des ‚Machenden’ auf das ‚Gesehene’/ Empfundene hinzu.
Ähnlich ist es bei der Darstellung beweglicher Objekte oder Arbeiten, an denen sich der ‚Machende’ vorüberbewegt. Immer sind es auf Momenteindrücke und grafische Strukturen reduzierte Darstellungen, die vom Künstler als wesentlich empfunden, aufgenommen und dargestellt werden.
Ob bei der Ruderboottour durch den Hafen von Hoî An (bei Da Nang in Vietnam), bei der Reise auf dem Mekong von Huoayxay und Louang Phrabang im Norden von Laos (siehe auch ‚Fernöstliches Tagebuch’ 2008 Seite 21/ 1-2 + 22/ 1 sowie Leporellos in der Ausstellung ‚Denguefieber S.O.A. 10/10’ /2012).
Andere Beispiele sind die Barkasse-Fahrten während meines Aufenthalts als ‚artist in residence’ in Bremerhaven (Ausstellung: ‚Stadt Land Fluss’ 2013 im Wilke-Atelier in Bremerhaven) –immer sind es Momentaufnahmen, kurze Wahrnehmungen, die später aneinander gereiht wie in einem Film (oder Storyboard eines solchen), Momentaufnahmen abbilden, aber gleichfalls einen Gesamteindruck der gesehenen und wiedergegebenen Situation vermitteln.

Ich bezeichne diese Art der Darstellungen als ‚prozessuelle Kunst’, die sich weit entfernt von dem bewegt, was wir als ‚Abbildung’ bezeichnen! (Prozessuale Kunst war mir zu nahe der Juristerei, deshalb diese Wortschöpfung.) Strukturen der Bewegung, Selbstverständlichkeit des Tuns, Charakteristik der Landschaft und der Menschen in ihr, werden innerhalb von Bruchteilen einer Minute des Wahrnehmens aufgesogen und mit den Mitteln unterschiedlicher grafischer Strukturen wiedergegeben.

Die Panorama-Arbeit des Dorfes Ban Poon und seiner unmittelbaren Umgebung in Ost-Südrichtung (erster Abschnitt 60 x 20 cm, zweiter Abschnitt 80 x 20 cm und dritter Abschnitt 60 x 20 cm = zusammen 200 cm lang und 20 cm hoch) stellt eine Momentaufnahme eines bestimmten Naturzustandes (nach dem Setzen der Klebreisschößlinge), einer Bebauung oder der Anlage der Felder zu diesem Zeitpunkt dar.
Diese Momentaufnahme wird bereits in Monaten, Jahren der Geschichte angehören. Es ist somit ein ‚Einfrieren’ auf einen bestimmten Stand, so wie ich ihn gesehen, empfunden, gezeichnet und gemalt habe. Das Herausheben bestimmter Teile ist mein mir bewusster oder unbewusster – gewollter oder vernachlässigter – Prozess der Gestaltung. Es liegt keine Idealisierung vor, sondern ist der Zeit und Veränderung unterworfen.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob und wie sich dieses Land, dieser Landstrich ‚Isaan’, von einer kleinbäuerlichen Feldwirtschaft zur Eigenversorgung in Richtung landwirtschaftliche Großproduktion – und möglicherweise Zersiedlung und Verstädterung – wandeln wird. Der Prozess kann Jahrzehnte dauern.

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Der erste Teil des Ban Poon-Panoramas 60 x 20 cm: Von der Vorzeichnung bis zum jetzigen Stand der Arbeit

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