HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Jagaphan war mir am Sonntag dabei behilflich, mich an die andere Situation am Steuer zu gewöhnen. Es ging über Stock und Stein, über Feldwege, die Buckelpisten zwischen Ban Poon und Ban Phue, und Umfahren bzw. langsames Durchfahren von zum Teil eineinhalb Meter breiten Schlaglöchern ... dabei auf den richtigen der fünf Gänge achten ... und immer in die drei Spiegel schauen. Es war schon schweißtreibend zu Beginn. Übrigens auch die Autobahnen hier im Nordosten sind z.T. in sehr schlechtem Zustand, wie sich dann zwischen Udon Thani und Khon Kaen einige Tage später zeigte: sie erinnern mich stark an die „Interzonenautobahn“ der siebziger- und achtziger Jahre zwischen Helmstedt und Dreilinden/ Berlin.

Beim Fahren verwechsele ich immer noch Scheibenwischer und Blinker, weil sich die umgekehrte Anordnung bei unseren linksgelenkten Autos so tief ins Unterbewusstsein eingefräst hat. Nach vier Tagen fuhr ich dann aber schon die Strecke zwischen Ban Poon und Khon Kaen (360 Km). Dazu aber später!

Nach dem „Einfahren“ am Sonntag, weckte mich Rei am Montag (2.6.) sehr früh mit einer besonderen und wichtigen Nachricht: heute solle mein Auto den buddhistischen Segen bekommen!?!

Mir war schon auf Taxifahrten in Bangkok während meines ersten Besuchs aufgefallen, dass die „Himmel“ und auch die Hupen der Autos mit getupften Symbolen und z.T. auch mit von mir nicht lesbaren Schriftzeichen versehen waren. Von Heinz hatte ich auch vom Ritus des Segnens seines Wagens erfahren.

Im kleinen Dorf Ban Poon lebt eine ehemalige Novizin eines Wat in Bangkok. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie aus dem Nonnendienst ausscheiden. Tiu, wie sie heißt, war vor Jahr und Tag Novizin bei der Nonne, die meinen Wagen segnen sollte .

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich überhaupt nicht, dass in der „Männergesellschaft“ buddhistischer Mönche Frauen geduldet sind?!

Vor der nun zu erwartenden Zeremonie musste das Auto sauber hergerichtet werden, denn durch die Sonntagsfahrt über die regengetränkten Feldwege und wassergefüllten Schlaglöcher war der Wagen stark verschmutzt. Also machten Jagaphan und ich an diesem Montag keine weiteren Probefahrten, wie ursprunglich geplant, sondern fuhren in den „Autowaschsalon“ nach Ban Phue.

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Das ISUZU Pick-Up wird im „Autowaschsalon“ segnungsfein gemacht (2.6.2014)

Nach kurzer Wartezeit wurde der Wagen auf eine schräg nach oben verlaufende Rampe gefahren und von allen Seiten mit härterem Wasserstrahl bearbeitet. Nach dieser Reinigungsprozedur wurde das Gefährt von acht flinken Händen und weichen Reinigungstüchern wieder trocken „getupft“ (die Fenster durften wegen der Sonnenschutzfolien, die an allen Fenstern von innen angebracht sind, immer noch nicht bewegt werden). Auf der Rückfahrt wurden an einem Blumenstand noch ein Blumenkranz und drei gebundene Blumen für die Zeremonie erstanden.

Bei unserer Ankunft wurden wir bereits von Rei unruhig erwartet. Ein weißes Hemd musste angezogen werden ... und dann ging es mit dem glänzenden Pick-Up in die Straße am Wat, zu der Familie, bei der das Treffen mit den Mönchen und die Segnung des neuen Autos stattfinden sollte.

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