HELMUT RIELÄNDER | ||
Am nächsten Tag startete das Neujahrsfest ‚Songkran’.
Es währt drei Tage, in einigen Regionen – wie in Pattaya – auch länger. Es ist das Fest, bei dem sich massenhaft mit Wasser besprüht oder übergossen wird.
Songkran in Chiang Saen/ Nordthailand auf der Mekongpromenade (am 14.04.2009, während meines letzten längeren Aufenthaltes in Thailand)
Früher wurde Songkran zwischen dem 19. und 21. März, der Frühlings-Tagundnachtgleiche begangen. Das besagt auch der Name dieses Festtages, der aus dem Sanskrit hergeleitet wurde.
Die Sonne tritt in das Sternzeichen ‚Widder’ ein (Sanskrit: mesa ‚Widder’ und ‚sañkrãnti’ ‚Übergang’).
Traditionell ist man am Vorabend in den Thaifamilien – wie auch in den meisten anderen asiatischen Religionen (z.B. ‚Tet’ in Vietnam, (siehe ‚Fernöstliches Tagebuch’, Seite 26-2) oder in China vor dem chinesischen Neujahrsfest) – damit beschäftigt, die Häuslichkeiten zu reinigen und zu putzen.
Das tham buun am Vortag war der Auftakt zu den Feierlichkeiten im kleinen Ban Poon.
Wir besuchten – so wie es in vielen thailändischen Familien der Brauch ist – an diesem Neujahrsmorgen Verwandte und machten der angeheiratete Großmutter mütterlicherseits (eine Stiefgroßmutter) im benachbarten Noontong unsere Aufwartung.
Die betagte, aber noch immer autonom in ihrer kleinen Gartenhütte lebende Frau machte auf mich einen sehr wachen und zugewandten Eindruck. Sie freute sich sehr über die von Rei mitgebrachte Essensgabe (stinky fish), die zur Feier des Tages ein schreiend-farbiges großgeblümtes Hemd übergestreift hatte. Diese Art von Hemden sind nur eine Woche vor Songkran in Läden und an speziellen Marktständen zu erwerben und über die Feiertage tragen die Thais fast ausnahmslos diese ein wenig an extrem bunte Hawaii-Hemden erinnernde Bekleidung.
Nach dem Kurzbesuch bei der alten Dame fuhren wir zurück nach Ban Poon, um ‚an der Ecke’ (‚at the corner’, wie Rei und ich sagen – einer Küche, die von der Frau von Khun Ja betrieben wird) die zu Songkran üblichen ‚Wasserspiele’ der Dorfkinder zu verfolgen.
Jeder, der die Dorfdurchgangsstraße passierte, wurde mit Wasserattacken aus zahllosen Wassereimern, Wasserschläuchen und Wasserspritz-Pumpguns traktiert! Einige hatten ‚Extramunition’ in Form von auf den Rücken geschnallten Vorratsbehältern, die mit den Spritzpistolen verbunden sind.
Häufig wird auch mit weißem oder auch farbigem Pulver geworfen, damit der Traktierte eine ‚bleibende’ Erinnerung behält?!!
Auch zur anderen Seite, zur Mitte der Dorfstraße, spielen sich kleine und größere Wasserschlachten ab. Ao, die mit dem Moped ein Stück hinaus möchte, versucht, sich vor ihrem ‚Ritt’ mit Regenumhang, Helm und Kapuze gegen ‚Wasseranfeindungen’ zu schützen.
Eigentlich steht dieses Brauchtum mit rituellen Waschungen in Verbindung. Ich hatte dieses bereits vor sechs Jahren in Nordthailand erlebt. Damals machte ich mit Kopkhun und Chamnan eine Rundtour zu verschiedenen Tempeln der Umgebung (siehe ‚Fernöstliches Tagebuch’, Seite 37-1). Hier wurden die Buddhastatuen mit geweihtem Wasser besprenkelt und begossen.