HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Natürlich war Rei häufig an meiner Seite. Wohl kaum wurden mir solch mannigfaltigen leiblichen Zuwendungen zuteil, wie in den letzten zwei Jahren... allein, die unterschiedliche Kultur, der Ausdruck, auch im Austausch des Erlebten, waren – nicht nur sprachlich – recht reduziert. Aber ihr zollt mein größtes Lob und meine Zuwendung! Sie hat den über eineinhalb Jahre währenden Spagat zwischen dem Elternhaus in Ban Poon und unserem Häuschen in Ban Phue meisterlich bewältigt! Auch war sie mir immer wieder eine große Hilfe bei ‚Amtsgängen’ und Besorgungen sowie bei der Annäherung an ihre Kultur. Anders hätten meine SOA-Notizen so nicht geschrieben werden können!
Die Kommunikation besonders mit Reis Freunden und Verwandten waren allerdings so sehr eingeschränkt, dass von Unterhaltungen und Austausch der unterschiedlichen Ansichten nicht gesprochen werden kann.
Einzig Heinz, meinem Freund aus alten Tagen (aus meiner Jugendzeit im Norden Deutschlands), der auch diese Seite immer so wunderbar verarbeitet, programmiert und ins Netz gestellt hat, ist an dieser Stelle ganz besonderer Dank gezollt!!
Er hatte mir voraus, dass er bereits ein Jahr eher als ich hier nach Thailand einreiste, um sein weiteres Leben hier zu verbringen und war für mich durchaus immer wieder ein guter, wissender Ratgeber und wahrer Freund in heiklen Situationen. Sei es in kommunikationstechnischer Hinsicht (PC, Webseite) oder auch bei dem langsamen Begreifen dieser doch sehr ‚anderen Kultur’.
Auch er hat in den letzten drei Jahren immense Erfahrungen mit der Lebensweise und dem Habitus der Menschen hier gemacht ... und sie bei Bedarf an mich weiter gegeben!
Eine sehr intensive Zeit geht nun vorerst ihrem Ende entgegen.

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Abend- und Abschiedsstimmung in der Naraphiban Soi in Ban Phue

Eine dauerhafte Perspektive ist das Leben unter den doch ‚anderen’ Bedingungen – vor dem Hintergrund der über die zwei Jahre erlangten Erfahrungen – nicht.
Ich weiß aber, dass ich immer wieder in dieses schwer zu begreifende Land zurück reisen kann.
Der Regisseurin des im Herbst in Deutschland in die Kinos kommenden Dokumentarfilms ‚Happy’ (siehe auch SOAN 19 vom 30.11.2015), in dem ich angeblich eine kleine, aber ‚wichtige’ Statistenrolle innehaben soll, schrieb ich, bezogen auf Ambivalenzen von Land und Leuten:
„...So geht es mir hier ständig und so wird es letztendlich auch bleiben: einem recht irrational (animistisch) geprägten Land gegenüber, das so überhaupt nicht in unsere doch sehr rational geprägte Denkungsart zu passen scheint. Aber gerade deshalb – das ist jetzt meine persönliche Meinung – zieht es gerade Ältere (und auch gerade Männer), die fünfunddreißig, vierzig oder gar fünfundvierzig Jahre in ein sehr rationales Umfeld eingespannt waren, hierher, um sich ein Stück wohler fühlen zu können, da dieser fordernde Stress hier abzufallen scheint, nicht wissend, dass sich anderer ‚Stress’ aufbauen kann, und sei es nur der der konditionierten Rationalität, mit der wir aufgewachsen sind... und die hier mit ‚dem Chaos’ konfrontiert wird!
Das ‚Chaos’ ist im übertragenen Sinn gemeint, es ist die Irrationalität der Thais, es sind die religiösen und einstudierten Zwänge, denen sie unterworfen sind. Das sind die Fakten, die von ‚uns’ nur langsam durchschaut werden können (das brauchte auch bei mir Zeit).“

Den ständig auf spielerischen Umgang und Vergnügungen (durch Fernsehprogramme, Partys, Feste und Feiertage) ausgerichteten Thais ist unsere (besonders die deutsche) Art des Umgangs miteinander und auch den Dingen gegenüber fremd.
Das englische Wort ‚serious’ (ernst, ernsthaft) hat für Thais einen sehr negativen Beigeschmack, wahrscheinlich weil es Angst macht. Menschen, die ‚serious’ daher kommen, sind ‚Spielverderber’ (wo die Thais doch so gerne spielen)!
Es bereitete mir viel Mühe, Verwandten von Rei zu erklären, das diesem Begriff in meinem Land nichts Negatives anhaftet. Sie verstehen es bis heute nicht!

Das Haus hier am Rande von Ban Phue ist mir nun – trotz Wassereinbruchs Anfang August 2015 und der schlechten Schall- und Wärmedämmung – in den letzten siebzehn Monaten ans Herz gewachsen.
Bis auf ohrenbetäubende Feste im Dezember und die hohen Sommertemperaturen im April bis Juli kann man es hier aushalten.
Rei und Ice werden – zumindest in der Schulzeit (die Schule ist gleich um die Ecke) – hier in der Zeit meiner Abwesenheit weiter wohnen.
Wenn die Ärzte in Bremen ‚grünes Licht’ geben, werde ich Ende September/ Anfang Oktober wieder für einige Monate hier leben, meine Ausstellung, die am 9. Februar für drei Wochen im ‚Maison de la Culture de Ban Naxay’ in Vientiane zu sehen sein wird, vorbereiten ... und mich dann im Frühling/ Frühsommer 2017 wieder nach Mitteleuropa begeben. Was sich zwischen Rei und mir weiterhin entwickelt, wird die Zukunft erweisen. An diesem Punkte bin ich ein wenig ‚Thai’ geworden!
Gern hätte ich dieses ‚Resümee’ etwas ausführlicher gestaltet, dies würde aber zu sehr ins Detail gehen und zu intim werden. Leser und Freunde, die ein weitergehendes Interesse haben, können mich gerne persönlich ansprechen.

Ich danke allen Freunden und Bekannten, die mit mir zusammen ein Stück des Weges, des Erlebens, Wahrnehmens und Verarbeitens dieser zwei Jahre gegangen sind. Ich bedanke mich für regelmäßige Rückmeldungen besonders bei Hermann P. (mit dem ich teilweise wöchentlich bis zu zweimal geskypet habe), Karin B., Bruder Klaus R., Kurt N., Ulrike S., Willy S., Claus v.E., Axel W., Ursula B., Helmut Ku.Sti., Schwester Ulla H., Farang Heinz und vielen anderen, die mir im Laufe der Zeit gemailt oder gar Briefe (Jochen St.-P.) hierher gesandt haben! Herzlichen Dank!
Leider hat sich auf meine Rundmail Ende März nur ein gutes Fünftel der Adressaten gemeldet.
Ab dem 30.04. abends bin ich dann erst einmal über 0160 93540918 zu erreichen ... oder eben per Mail unter <rielaender_kun@web.de>.

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