HELMUT RIELÄNDER | ||
Längst nimmt dieser Zug, der fast schon einem Karnevalsumzug im heimischen Rheinland gleicht, nicht sein Ende. Immer wieder tauchen neue Wagen auf und ständig werden die am Wegesrand stehenden großen Tonnen von den Tankwagen der Feuerwehr wieder mit Wasser nachgefüllt.
Kurz vor Songkran titelte der ‚Wochenblitz’, dass Thailand gegenwärtig von der schlimmsten Dürre seit mindestens zwanzig Jahren heimgesucht würde. 27 Provinzen sind wegen der Trockenheit zu Dürregebieten erklärt worden! Wie dem aufmerksamen SOAN-Leser nicht entgangen sein wird, habe ich im letzten Monat bereits lang und breit darüber geschrieben.
Gleichzeitig steht das größte ‚Wasserfestival’ der Welt an?! Wie passt das nun zusammen?
Der Regierungssprecher General Sansern Kaewkamnerd ließ zwei Tage vor dem Fest verlauten:
„Wir können immer noch Wasser für das Neujahrsfestival benutzen. So trocken ist es nun auch nicht“ ... und fügte hinzu: „Wie der Premierminister sagte, bringt Songkran den thailändischen Bürgern die Glückseligkeit zurück. Es abzusagen wäre zu schwierig.“
Ich kann mir nicht verkneifen, dabei an ‚Panem et circensis’ (Brot und Zirkusspiele) zu denken (Songkran als willkommenes Ereignis, um von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken).
Illusionär auch, dass sich die ‚feierwütige’ Bevölkerung gerade auf dem flachen Land dieses Fest nehmen lässt! Und schließlich ist der Tourismus ein erheblicher Wirtschaftsfaktor des Landes.
Der ‚Wochenblitz’ schrieb einen Tag vor dem Fest dazu:
„Immerhin stehen hier Millionen Dollar auf dem Spiel. Die thailändische Tourismusbehörde erwartet, dass über die Songkran-Feiertage über 15 Milliarden Baht (fast 380 Millionen € d.V.) in den Tourismussektor fließen und innerhalb von fünf Tagen eine halbe Million Besucher anzieht. ... In diesem Jahr wird Songkran allerdings kontrovers diskutiert, weil Umweltschützer und andere Kritiker sich dafür einsetzen, dass die Party vorzeitig zu Ende geht. ...
,Anstatt sinnlos Wasser zu vergeuden, sollten die Feiernden lieber an die Dürre denken’, schrieb die englischsprachige Tageszeitung THE NATION letzte Woche in einem Kommentar und rief zu einem „trockenen Songkran“ auf, um Solidarität mit den Farmern des Landes zu zeigen.“
Die Online Zeitung zitiert aber auch den Premierminister General Prayuth Chan-ocha, der gesagt haben soll:
„Ich werde Wasserspritzen nicht verbieten, das ist unmöglich. Eltern sollten ihren Kindern sagen, weniger Wasser zu benutzen und es nicht drei Tage und drei Nächte lang zu verspritzen.“
Ein anderer Schauplatz als ‚das Verspritzen von Wasser’ scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein und nicht seinen Vorstellungen von ‚Thainess’ zu entsprechen:
„Ich habe Behörden, Polizei und Soldaten gesagt, dass da keine Frauen oder Transgender-Frauen sein sollten, die provokativ auf Ladeflächen von Kleinlastern tanzen. ... Wenn sie das tun, dann werden sie verhaftet.“
Auf dem Umzug zu Songkran in Ban Phue waren zwar auch Transgender (Kathoeys) – teilweise ganze Tanzgruppen – auszumachen, aber in aufreizenden Posen auf Ladeflächen haben wir keine gesichtet.
Beide hier abgebildeten Kathoeys sind nicht nur ‚züchtig’ gekleidet, sondern verhalten sich auch den staatlichen Anordnungen entsprechend.
Was sind nun Kathoeys? Wie oben schon benannt, bilden sie als Transgender ein ‚drittes Geschlecht’ in Thailand. Sie sind zwar nicht geächtet, treten fast in jeder Fernsehshow, zu öffentlichen Feieranlässen und Musikveranstaltungen auf, werden aber von sehr vielen Männern hier nicht ernst genommen.