HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Mein Termin mit der Galeristin war durch eine Mail um einen Tag vorverlegt worden. So machte ich mich anderen Tags gemütlich gegen halb 12 Uhr auf in Richtung Si Phraya Pier, um auf die andere Seite des Chao Phraya zu gelangen, des Flusses, der Bangkok geographisch gliedert.
In der Jam Factory angekommen, informierte ich die Sekretärin der Galerie über mein Eintreffen und die sehr freundliche junge Galeristin Sirima kam an meinen Tisch vor dem Café und Restaurant der Galerie.
Die Frage, ob sie mit Einzelheiten meiner Bewerbung und meines Ausstellungskonzeptes vertraut sei, beantwortete sie etwas ausweichend. So erläuterte ich noch einmal mein Vorhaben (siehe weiter vorne), wohlwissend, dass es, wie bei allen Galerien, eine lange Warteliste geben würde, und ich mich, wenn überhaupt, auf eine Zusage in frühestens ein-zwei Jahren einstellen müsste. Wir unterhielten uns länger über das Konzept der Jam Factory und die Richtung, in der sich die Galerie zu entwickeln gedenkt. Zur Zeit konzentriert sie sich sehr auf Comics, Mangas (Comiczeichnungen aus Asien) und Graffiti. Somit war ich schon einmal außen vor. Ich zeigte ihr meine bisher erstellten Exponate, einschließlich meiner früheren Arbeiten, von denen ihr eine ‚ungegenständliche’, etwas psychedelische Arbeit von vor 25 Jahren am besten gefiel.
Zu meinen aktuelleren Arbeiten über die Reisernte machte sie die vielsagende Bemerkung, dass sie nun wüsste, woher ihr Reis kommen würde, den sie dreimal am Tage äße.
Vielleicht ist der Titel: „A Farang-Artist in Isaan – lost without trace?!“ zu unverständlich (oder zweideutig) oder gar exotisch? Oder ist mein Vorhaben etwa vergleichbar mit einer Präsentation der Erfahrungen, die ein Koreaner als Waldbauernbub in Oberbayern macht oder ein chinesischer Privatlehrer auf einer westfriesischen Hallig?!?
Mir schoss die Bemerkung des alten Peng (77 Jahre) durch den Kopf, Rei’s Vater, der mich am Laptop arbeiten sah und kommentierte: „Boa-phai - boa-phai“ (das ist aus dem Wortschatz des Isaan und bedeutet so viel wie ‚falscher Weg’)! Er meinte wohl, dass aus dem weißen flachen Kasten trotz meines ‚Bearbeitens’ niemals Reis herauskommen würde.

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Zum Abschluss meines Besuchs in der Jam Factory sahen wir uns noch einmal gemeinsam die aktuelle Ausstellung an, die zwei Tage später eröffnet werden sollte.

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Comic- und andere, z.T. psychedelische Siebdruck-Plakate

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Fotoprojektionen und computererstellte Gestaltungen

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Ebenfalls am Computer erstellte illustrationsartige, popart-ähnliche Arbeiten

Diese Schau steht im Zusammenhang mit dem ‚Urban Arts Festival’ BUKRUK, das vom 23. bis 31. Januar in Bangkok schwerpunktmäßig im Stadtteil Bangrak, stattfindet.
Es ist ein u.a. auch durch Gelder der Europäischen Union gesponsertes Stadtkunst-Happening, das wesentlich von französischen Künstlern initiiert worden ist. Die teilnehmende Künstler kommen aus den Ländern Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien (2), Japan, Südkorea, Niederlande, Österreich, Rumänien (2), Spanien (2), Thailand (4) und den USA (in den Klammern= mehr als ein teilnehmender Künstler). Nur ein kleiner Teil der Arbeiten wird in der Jam Factory ausgestellt. Weitere Exponate sind auf diverse Galerien im weitläufigen Stadtteil verteilt.

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Links: das Plakat des Festivals, das leider nirgends im Stadtbild zu sehen war; rechts: eine französische Zeitung, die in Cafés und Restaurants im Stadtteil kostenlos auslag

Auch Kunst- und Wandmalaktionen finden in diesen neun Tagen des BUKRUK-Festivals statt. Leider erfuhr ich davon erst nach meinem Besuch bei der Jam Factory von einem australischen Künstler, Eddie Botha aus Melbourne.
Zuvor hatte ich mich von der jungen Galeristin verabschiedet. Sie lud mich für Samstag zu einer großen Fete und zum Flohmarkt auf dem Gelände der Jam Factory ein und wollte sich mit ihrem Chef und anderen Galeristen noch einmal über meine Ausstellung besprechen.
Mir war klar, dass meine Arbeiten wohl doch besser an einem anderen Ort gezeigt werden müssten und verabschiedete mich freundlich!

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