HELMUT RIELÄNDER | ||
Am Abend gegen sieben Uhr wurden wieder Mönche erwartet.
Alle Mitglieder des engeren Verwandtenkreises nahmen im großen Raum des Hauses Platz. Für die acht Mönche wurden leicht erhöhende Polster und Tabletts mit Getränken und Zigaretten bereitgestellt.
Nachdem sich die Mönche aus der Gemeinde Ban Poon und der Nachbargemeinde gesetzt hatten, begann eine weitere Zeremonie mit Pali-Gebeten und
-Wechselgesängen von Mönchen und Trauergästen.
An diesem Abend wurde ich auch des Brauches gewahr, während eines Gebets ein Glas mit Wasser langsam zu füllen, bis die Mönche das Gebet beendet hatten.
Es ist eine besondere Art des tham buun, des Opferns auf einer gestischen Ebene, den Toten/ aller Toten zum Gedenken und den Lebenden sowie Buddha zu Ehren. (Wir würden wohl sagen: Werden und Vergehen, der ewige Kreislauf...) Später wird das Wasser weder getrunken noch einfach weggeschüttet, sondern es wird einer Pflanze, einem Baum auf dem Gelände vor dem Bauernhaus oder später vor dem Viharn des örtlichen Tempels zu Gute kommen.
Ich sollte dieser Art des ‚handelnden Gebets’ an den folgenden Tagen bei Zusammenkünften mit den Mönchen immer wieder beobachten können.
Das langsame Füllen eines Wasserglases während eines Gebets der Mönche
Nachdem die Mönche den Hof wieder verlassen hatten, setzte sich nicht nur der Leichenschmaus fort, das schon früh am Tag begonnen hatte, sondern sehr eilig wurde auf der Veranda und im Nebenraum, in dem gerade noch die feierlichen Zeremonien abgehalten worden waren, dem ‚Laster des Spiels’ freien Lauf gelassen! Pungmed erklärte mir später, dass diese Glückspiele nichts Anrüchiges an sich haben, sondern durchaus als zugewandte Freundlichkeit gegenüber der Familie der Toten zu verstehen sind!
Essen unter dem Zeltdach... und ‚Heilo’-Glückspiel auf der Veranda
Kartenspieler im Nebenraum (neben dem Sarg)