Südostasiatische Notizen 33
vom 01.11. bis 30.11.2018
Heilbronn in Deutschland + Ban Phue in Thailand

Am 1. November ging es um 6:30 h mit dem Flixbus – ja richtig gelesen – von Bremen nach Mannheim. Der Grund, warum mit diesem Verkehrsmittel: mit der Deutschen Bahn wären die Tickets fast vier Mal(!) so teuer gewesen. Allerdings braucht der Bus für die Strecke mit 8 Stunden fast 2 Stunden mehr als die Bahn, aber es war mir so lieber, auch nach den Erfahrungen vom letzten Mal, als wir durch Zugverspätungen nur mit knapper Not den Flug nach Bangkok rechtzeitig erreichten.
Die Busfahrt verlief ruhig und relativ entspannend.
Ich bekam während der Fahrt einen Anruf des Ausländeramtes meiner Heimatstadt. Die nette Dame am Telefon erklärte mir, dass Rei ein verlängerter Aufenthalt in Thailand aus familiären Gründen gestattet würde. Es wäre nur noch ein entsprechendes Formular auszufüllen. Das könnte aber mit Vollmacht auch jemand vorort tun (der arme Hermann!).

Nach genau acht Stunden erreichte der Bus den ZOB in Mannheim, unweit des Hauptbahnhofs. Hier wurden wir bereits von Rei’s Nichte Nit und ihrem Gatten Marcus erwartet. Im Vorfeld, bereits kurz nach Rei’s Ankunft in Deutschland, hatte sie mit Nit telefonisch vereinbart, dass sie sich vor unserer Reise nach Thailand noch einmal sähen. Somit haben wir es ähnlich wie vor 4 ½ Jahren gemacht, als wir die letzten drei Tage in ,D’ mit den beiden verbrachten und dann von ihnen nach Frankfurt zum Flughafen gefahren wurden.
Wir waren recht entspannt, hatten wir doch die Wohnung noch vermietet und auch der Druck, innerhalb von sechs Monaten wieder zurückkehren zu müssen, war von uns genommen.

Nit und Marcus bewohnen eine Wohnung in einem hübsch renovierten Haus in einem weiter von Heilbronn entlegenen Stadtteil, der erst 1974 der Stadt eingemeindet worden war.
Nit führt inzwischen ein eigenes Thai-Massage-Studio in einer Nachbargemeinde. Sie hat gut zu tun und beschäftigt ab und zu auch Angestellte, da sie sonst die Kunden nicht mehr bewältigen kann.
Unsere beiden Gastgeber mussten an diesem letzten Arbeitstag der Woche arbeiten und wir nutzten die Gelegenheit, mit dem Bus in die Innenstadt von Heilbronn zu fahren, um noch einige Besorgungen zu machen.

Heilbronn ist eine Großstadt am Neckar mit über 125.000 Einwohnern. Im 2. Weltkrieg (am 4.12.1944) wurde die Heilbronner Altstadt völlig zerstört (die zuvor prosperierende Schwer-, Rüstungs- und Lebensmittelindustrie war ein wichtiges strategisches Ziel für die Alliierten), aber in den 50er Jahren letzten Jahrhunderts wieder aufgebaut. Die Innenstadt (Straßen- und Fußgängerzonen) bietet ein typisches Stadtbild dieser Zeit.
Bereits zu Beginn letzten Jahrhunderts war Heilbronn eine ausgeprägte Industrie- und Arbeiterstadt und galt als ‚rote Hochburg’. In den 60er und 70er Jahren ‚wanderten’ ausländische Arbeitskräfte hinzu.
Wie auch in Bremen fiel Rei die gefühlt große Anzahl der Menschen aus Vorderasien (‚many Islamabad’, so ihr Ausdruck) im Stadtbild auf. Meiner Recherche zufolge sollen in Heilbronn ca. 10 000 Menschen dem islamischen Glauben anhängen. Ich empfand speziell die Einkaufszone südlich von Rathaus und Kilianskirche als rechte ‚Steinwüste’, die einer dringenden innerstädtischen Überarbeitung bedarf. Einzig das Rathaus, die Umgebung des Museums und an einigen Stellen der Blick vom Stadtrand über den Neckar zu den Weinbergen bieten schöne An- und Ausblicke. Mir fiel auf, dass in der Stadt, anders als ich es aus meiner Heimatstadt, aus Berlin, Hamburg oder Münster kenne, kaum Rad gefahren wird!

In der Umgebung von Heilbronn gibt es eine Reihe kleiner, lauschiger und historisch schöner Orte. In einem dieser Orte haben wir ein wunderbares Essen in einem Thairestaurant genossen. Aber auch unsere Gastgeber bereiteten wunderbares Essen zu. An einem unserer Besuchstage zauberte Marcus leckere, ‚auf den Punkt’ gegarte Spätzle auf den Tisch (– leider habe ich kein Bild davon gemacht).

Rei und ihre Nichte Nit am letzten Tag vor unserer Abreise bei der Essenzubereitung