HELMUT RIELÄNDER | ||
Am nächsten Tag, nach einem entspannenden Schlaf im Resort in Phu Wiang, machten wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Heimweg nach Ban Phue, nicht ohne uns vorher noch mit dem Filmteam für Aufnahmen bei uns im Haus drei Tage später verabredet zu haben.
Als ich vor knapp drei Wochen das Bangkok Hospital in Udon Thani verließ, waren mir die kahlen Wände in der riesigen Eingangshalle und die Sterilität der großen Lobby des Krankenhauses aufgefallen. Schon damals hegte ich den Gedanken, dass sich hier eine Kunstausstellung ‚belebend’ auf Besucher und Patienten auswirken könnte. Einige deutsche Krankenhäuser haben die positiven Effekte derartiger Präsentationen für Innengestaltung und Image erkannt und bieten Künstlern die Gelegenheit, ihre Arbeiten außerhalb von Galerien einem anderen Publikum als dem herkömmlichen Galeriepublikum zu präsentieren! Also ein Vorhaben mit Synergieeffekt!
Somit machte mich also bereits vor dem Hochzeitsfest von Dieter und Tukta daran, eine Bewerbungsmappe für eine Ausstellung zu erstellen. Ich fotografierte meine bisher erstellten Arbeiten und druckte sie aus, um sie anschließend auszuschneiden und auf dicken DIN A 3-Karton zu kleben. Die beiden größeren Panoramaarbeiten fotografierte ich abschnittsweise und setzte anschließend die Drucke als Klappbild aneinander.
Die ersten Arbeiten als farbige Ausdrucke auf Passepartoutkarton
Anschließend suchte ich aus meinen Skizzen, Tinten- und Fineliner-Zeichnungen Arbeiten heraus, die mir für Präsentationszwecke geeignet erschienen und zog sie ebenfalls auf entsprechenden Karton auf.
Weitere grafische Arbeiten, die ich für eine mögliche Ausstellung zusammen getragen hatte
Auf der Suche nach einer DIN A 3-Mappe wurde ich weder in Ban Phue im ‚einschlägigen ’Papierwarenladen (in dem ich allerdings Sa-Papier fand) noch in Udon Thani fündig! Ich baute mir somit eine eigene Mappe aus dickerem beschichteten Karton.
Am verabredeten Sonntag machte ich mich (‚ungefrühstückt’) auf den Weg ins Bangkok Hospital von Udon Thani zur Nachuntersuchung und zur Akquisition einer Ausstellung.
Khun Dr. Gunyamol Thamniramol empfing mich in ihrem Büro, nachdem mir zuvor Blut abgenommen und der Blutdruck (der immer noch sehr erhöht war) ermittelt worden war. Sie teilte mir die Untersuchungsergebnisse mit, bis auf die der gerade entnommenen Blutprobe. Unklar bleibt weiterhin die Ursache des heftigen Schwindels beim Aufstehen, Hinlegen und Umdrehen. Nach Besprechung der Blutdruckprotokolle, die ich mittels eines von mir angeschafften Messgerätes über die letzten zwei Wochen aufgezeichnet hatte, unterbreitete ich ihr mein Vorhaben einer möglichen Ausstellung in der Eingangshalle des Krankenhauses. Ich setzte hinzu, dass diese Art von Ausstellungen, die gleichzeitig der Verschönerung dienten, in den für den Publikumsverkehr zugängigen Teilen deutscher Krankenhäuser in durchaus Gang und Gäbe sein.
Sie hörte sich mein Anliegen interessiert (?) an und bat mich um Vorlage von Exponaten, die ich aus der Wartezone holten musste, in der Rei auf mich wartete. Nach eingehender Betrachtung apostrophierte sie meine Arbeiten als ‚interesting’ und ‚suai’ (interessant und schön). Sie bemerkte, als sie die Bilder über die Reis-Erntearbeiten sah, dass ich wohl mehr von Thailand gesehen und kennen gelernt hat, als es ihr bisher möglich war und schlug vor, mein Anliegen jemanden vom Management zu unterbreiten. Sie wollte sich kümmern und mich – nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse – dann wieder zu ihr herein bitten. Rei und ich warteten... auch wurde noch eine weitere Probe analysiert... es dauerte noch eine weitere Stunde.
In der Zwischenzeit kam eine weitere Kollegin der Ärztin, um meine Mappe mit den fast vierzig Arbeiten in Augenschein zu nehmen. Sie war angetan, so verhielt sie sich jedenfalls.
Nach einer Weile wurde ich wieder ins Patientenzimmer gerufen. Die Untersuchungsergebnisse ließen eine Fortsetzung der Einnahme blutdrucksenkender Mittel und weitere Blutdruckprotokolle angezeigt erscheinen. Über mögliche Ursachen des stark erhöhten Blutdrucks und der Schwindelanfälle konnte die Ärztin nur Vermutungen anstellen. Sie stellte mir eine Art Ernährungsplan auf, der eine starke Reduzierung cholesterinhaltiger Nahrung beinhaltete.
Dann kam sie zu meinem Ausstellungsanliegen: der zuständige Chef hatte ihr bedeutet, dass so etwas bisher noch nicht stattgefunden hätte und für diese Klinik auch nicht vorgesehen sei. Er hatte vorgeschlagen, es einmal in dem Einkaufszentrum Central Plaza unweit des Krankenhauses zu probieren??!!
Ich bedankte mich ‚gefasst’ und freundlich bei der Khun Dr. für diesen ‚gut gemeinten’ (unverschämten) Vorschlag.
Heinz meinte später, er hatte so etwas Ähnliches erwartet. Die ‚Verantwortlichen’ hierzulande sind in Sachen Entscheidungsfreudigkeit, Initiative und innovativer Fantasie vielfach für unsere Begriffe sehr limitiert und zurückhaltend, sichern sich gern nach allen Seiten ab (insbesondere nach (ganz) ,oben’) und sind gegenüber neuen Ideen, die von außen an sie herangebracht werden, eher zögerlich. Vielleicht war es aber auch nur die zusätzliche Arbeit, mit der solch eine Ausstellung verbunden wäre und die abschreckte?!! Meine Arbeit mit der Bewerbungsmappe war aber nicht vergebens, sondern für weitere Akquisitionen geeignet.
Einen Tag später traf mittags dann das Filmteam, Dieter und Tukta aus Phu Wiang kommend in unserem Häuschen in Ban Phue ein.
Zwei Tage zuvor hatte es noch in Strömen eine halbe Nacht und den Tag über gegossen. Wir befürchteten, dass die Filmaufnahmen im wahrsten Sinne des Wortes am Montag und Dienstag ins Wasser fallen würden...
Rei mit ‚Regenschirmhut’ sorgt dafür, dass das Wasser aus unseren Sickergruben über ein mit Rosten abgedecktes Rinnensystem neben und über die Straße zum Hauptabfluss an der Hauptverkehrsstraße weiter geleitet wird.
…aber weit gefehlt: am Tag des Eintreffens unserer Gäste brütete wieder die Hitze über dem Isaan und dem kleinen Ban Phue. Die Regenzeit ist immer noch nicht vorüber und die Temperaturen liegen häufig noch bei 32 bis 34°C!