HELMUT RIELÄNDER | ||
Südostasiatische Notizen 11
vom 01.03. bis 30.03.2015
Ban Phue 30.03.2015
Die letzten Tage des Februars - bis in den März hinein - beschäftigte uns der Tod von Reis Mutter Burian, die zwar nicht überraschend, aber dann doch recht rasch am Abend des 21. Februars im Alter von 67 Jahren verstorben ist.
Burian Wongkhen geb. Prongphrasid, aufgenommen vor ungefähr 15 Jahren
Burian war Anfang des Monats Februar aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem die von den Ärzten vorgeschlagene künstliche Ernährung – auf natürlichem Wege konnte sie nichts mehr zu sich nehmen – von Rei und ihren Verwandten abgelehnt worden war.
Mir war klar, dass damit ihr Ableben binnen weniger Tage in Kauf genommen wurde. Ich teilte diese Einschätzung auch Rei mit.
Am Mittwoch, den 18. Februar kamen dann vier Mönche ins Haus der Wongkhens.
Die Mönche nahmen im kleineren, etwas abgeteilten Nebenraum des Wohnzimmers – meiner ehemaligen Atelierecke – auf vier etwas erhöhenden Kissen Platz und begannen ihre Gebete, Segnungen und andere rituelle Handlungen.
Auch unser Gast Claudia R. aus Gerlingen, eine Freundin von Rei, der ich über die Woche einige in der Umgebung von Ban Phue und Udonthani gelegene Sehenswürdigkeiten gezeigt hatte (Rei weilte durch die Hinfälligkeit ihrer Mutter fast unentwegt an ihrer Seite) war mit mir hinzugekommen und wir nahmen gemeinsam mit den Verwandten an der feierlichen Zeremonie teil. Die Mönche beteten in Pali, der vom Sanskrit abgeleiteten Sprache der Mönche, im Wechsel mit der Trauergemeinde.
In einer rituellen Handlung wurde die schwerkranke Burian mehrmals samt ihrer gepolsterten Unterlage in unterschiedliche Himmelsrichtungen gedreht: zum Schluss lag sie so, dass sie gen Osten blickte (in den Sonnenaufgang), ihr Kopf lag gen Westen.
Anschließend wurde ihr das schneeweiße Tuch, das zuvor nur den Leib und den Oberkörper bedeckte, über den Kopf gezogen. Es mutete an wie ein Akt des Abdeckens (Beerdigens?), des zur-Ruhe-Kommens – ein Ritus der Vorbereitung auf Bevorstehendes! (Für uns Farang machte es den Eindruck einer ‚vorweggenommenen Bestattung’! Aber wir sind diesbezüglich vielleicht auch sehr ‚furchtsam’; dem Tod haftet in unserer Kultur ein sehr negatives, ja angstbesetztes Image an [endliches Leben!] und das Sterben braucht (?!) nicht noch eine vergegenständlichende Handlung.)