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Fernöstliches Tagebuch

von Helmut Rieländer

Seite 42, Teil 2 von 2
17. bis 30. Mai 2009

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekam die französische Kolonialmacht immer stärkeren Einfluss im kontinentalen Südostasien. Sie versuchten sich mit allen Mitteln in den drei Ländern Vietnam, Kambodscha und Laos einzurichten, um dem britischen Streben, auch diesen Teil Asiens sich einzuverleiben, zuvorzukommen. Erst 1893 gelang es dem „ ...große(n) kolonisatorischen Engagement eines Mannes namens Auguste Pavie ... auch Laos den Weg in die Kolonie Französisch-Indochina (zu) finden“

(aus: Schultze, M. a.a.O. Seite 108)

So wurde das heutige Laos durch den Druck der Französischen Kolonialmacht von Siam abgespalten. Verträge, die unter den Begleitumständen einer Seeblockade Bangkoks zustande kam, und in den Jahren 1902, 1904 und 1907 als ‚französisch-siamesische Verträge’ in die Geschichte eingingen, zementierten damals das ‚Protektorat Laos’ und den nationalen Grenzverlauf bis zum heutigen Tage. Nun begannen in den drei Ländern sich Widerstandsbewegungen gegen die Kolonialherrschaft zu etablieren. Es gründeten sich Gruppierungen der verschiedenen Freiheitsbewegungen und kommunistische Zirkel, aus denen sich dann Parteien herauskristallisierten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Japaner als vorübergehende Besetzer des Landes (1943/45), erklärte Laos seine Unabhängigkeit. Die französische Kolonialmacht versuchte nach den Kriegsjahren wieder Einfluss auf die ehemalige Kolonie zu erlangen. 1949 wurde der französisch-laotische Vertrag geschlossen, in dem Laos zu einem unabhängigen Mitglied der Union Française werden sollte. Insgesamt verringerte sich in der Folgezeit der Einfluss der französischen Kolonialmacht in gesamt Südostasien. Der französische Einfluss endete mit dem Sieg der Vietnamesen und durch die Einnahme der Dschungelfestung Dien Bien Phu 1954.

„Beigetragen zur Niederlage der Franzosen in der Dschungelfestung hatten nicht wenige der im Grenzgebiet lebenden Bergvölker und auch laotisch-vietnamesische Einheiten im Innern von Laos, die den Entsatz der eingeschlossenen Stellung aus Richtung Luang Prabang verhinderten.

Bei den Genfer Verhandlungen des Jahres 1954 waren die nun schon unter dem Namen Pathet Lao (Land Laos) bekannten Revolutionäre noch nicht vertreten. Doch im Gefolge der Konferenz erhielt nicht nur Laos die volle staatliche Unabhängigkeit, sondern es wurde auch der Weg geebnet für ein innerlaotisches Übereinkommen. Die Pathet Lao erhielt zwei Provinzen als Sammlungsräume ihrer bewaffneten Kräfte zugewiesen.“

(aus: Schultze, M. a.a.O. Seite 113)

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Mönche vor dem Nationalmuseum in Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Hier sind viele der zusammengetragenen Zeugnisse jüngerer laotischer Geschichte einzusehen. Es gibt viele Fotodokumente, die den Kampf der Pathet Lao dokumentieren.

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Der Eingang zum Laotischen Nationalmuseum am 27.02.09

Die US-Amerikaner erlangten nach der Niederlage der französischen Kolonialmacht im Dschungelkrieg um Dien Bien Phu immer stärker an Einfluss. Der Widerstand wurde bereits 1930 mit der Gründung der Kommunistischen Partei Indochinas unter Führung des Vietnamesen Ho Chi Minh deutlich. Die Kommunistische Internationale machte damit den gleichen Fehler wie die Kolonialisten, unterschiedlichen Ethnien mit sehr unterschiedlichen Interessen in einer Partei zusammen zu fassen.

Erst 1955 wurde die Laotische Volkspartei gegründet – ihr Vorgänger bestand noch wesentlich aus Vietnamesischen KP-Mitgliedern – die 1972 in die Laotisch Revolutionäre Volkspartei mündete. Sie war wesentlich an der Vorbereitung der Vertreibung der Besatzer (den US-Amerikanern) in Verbindung mit den „vietnamesischen Waffenbrüdern“ beteiligt.

Von 1964 bis 1970 fand der Secret War der USA in Laos statt. Erst im März 1970 gab der damalige Präsident Nixon öffentlich amerikanische Militäraktionen in Laos bekannt. In dieser Zeit wurde Laos von zwei unterschiedlich orientierten Koalitionsregierungen in Folge regiert.

(Informationen: Nationalmuseum Vientiane und Schultze, M. a.a.O. Seite 114 ff)

In dieser Zeit ...

„ ...hatten zur CIA gehörende ‚Privat-Airlines’ mit zeitweilig zivilen Piloten der US-Air Force Zehntausende Einsätze über Laos geflogen. Insgesamt warfen die USA über einem Land, mit dem sie offiziell keinen Krieg führten, von 1964 bis 1973 mehr als 3 Millionen Tonnen Bomben ab. Mehr als im gesamten Zweiten Weltkrieg, oder anders ausgedrückt, für jeden der etwa 3 Millionen Einwohner des Landes eine Tonne.

Den Vormarsch der laotisch-vietnamesischen Verbände konnte dies ebenso wenig verhindern wie der massive Einsatz der vom CIA angeheuerten, bewaffneten und bezahlten Special Forces. Diese Einheiten wurden meist aus dem Bergvolk der Hmong rekrutiert.“ (aus: Schultze, M. a.a.O. Seite 114)

Im Krieg der Amerikaner gegen Vietnam und Laos wurden bis 1975 ca. 60 000 Hmong als Soldaten der USA eingesetzt. Etwa 100 000 Angehörige dieses Volkes verließen nach 1975 Laos häufig in Richtung der USA, die ihnen als ehemalige Mitstreiter Unterschlupf gewährten.

Die besondere Rolle der Hmong hatte sich unter dem Französischen Kolonialregime in Laos herauskristallisiert. Die Kolonisatoren erhöhten Anfang letzten Jahrhunderts die Opiumproduktion im Norden Laos. Die Hmong, denen ein eigenes Hmong-Königreich im Siedlungsgebiet von Südchina, Nordvietnam und Nordlaos vorschwebte, erhoben sich in Aufständen gegen die Besatzer.

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Dorf am Mekong nördlich von Luang Prabang am 24.12.08

„ Eine militärische Großoffensive und die gezielte Vernichtung ganzer Siedlungen brachen schließlich den Widerstand der Bergvölker. Dabei verstanden es die Kolonisatoren, einen Teil der Hmong-Fürsten, vor allem die am Opiumhandel mit den Franzosen verdienenden, auf ihre Seite zu bringen. Diese Spaltung unter den Hmong setzte sich auch später fort, als sich Hmong auf Seiten der Pathet Lao mit denen der ‚Special Forces’ der USA bekriegten. Auch nach der laotischen Revolution im Jahre 1975 leisteten die Hmong bewaffneten Widerstand gegen das neue Regime, weshalb einige Gebiete des laotischen Nordens lange Zeit für Ausländer nicht zugänglich waren. Das hat sich inzwischen geändert und ist nicht zuletzt auf eine Änderung der Haltung Thailands zurückzuführen. Mehr als 15 Jahre lang (bis in die neunziger Jahre, der Tagebuchschreiber) boten die Thais den aus Übersee agierenden Hmong Unterkunft, wenn nicht gar Unterstützung. Vor allem der in den USA lebende Hmong-General Vang Pao nutzte wiederholt Thai-Gebiete, um ‚Exilregierungen’ ins Leben zu rufen. Mit der laotischen Öffnungspolitik stieg jedoch das thailändische Interesse an ungestörten Wirtschaftsbeziehungen, und die Aktivitäten der Exil-Hmong wurden mehr und mehr zur Belastung.“

(aus: Schultze, M. a.a.O. Seite 244f)

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Mitglieder des Bergvolks der Hmong im Norden von Laos am Mekong am 24.12.08

Nach dem Sieg der Vietnamesen und mit starker Unterstützung Laotischer Einheiten, setzten sich die Pathet Lao in weiten Teilen des Landes und in den großen Städten Vientiane und Luang Prabang durch. Geheime Wahlen zu einem Nationalkongress der Volksvertreter fanden im Vorfeld der Tagung des Kongresses, der dann Anfang Dezember 1975 zusammentrat, statt. Der König dankte unter dem zunehmenden Druck ab und am 2. Dezember 1975 wurde die Volksdemokratische Republik ausgerufen. Der Umschwung, als unblutige Revolution bezeichnet, verlief in keiner Weise friedlich. 30 Jahre hatte der Bürgerkrieg gewährt, bis sich die ‚unblutige Revolution’ ihren Weg zur sog. Volksdemokratie ebnete.

„... Laos verschwand für einige Zeit hinter dem ‚Bambusvorhang’. Die ersten Jahre der kommunistischen Herrschaft waren nicht nur für die Repräsentanten des ‚alten Regimes’ hart. Die allerdings traf es besonders. Zur Herausbildung des ‚neuen Menschen’ traten sie zu Tausenden den Marsch in Umerziehungslager an....“

Es folgte ein Massenexodus hauptsächlich der laotischen Intelligenz. 10% der laotischen Bevölkerung – ca. 300 000 Menschen - flohen in dieser Zeit in das westliche Thailand. Besagte 100 000 Hmongs dieses Flüchtlingsstromes fanden Unterschlupf in den USA. (Ein einmaliger Akt US-amerikanischer Einwanderungspolitik)

„... In den ersten Jahren hielten sich die laotischen Revolutionäre und vietnamesischen Berater strikt an die ‚reine Lehre’. Die wenigen bestehenden Betriebe kamen unter staatliche Aufsicht und wurden in das starre Korsett eines Plans integriert. Die Bauern wurden gedrängt, sich in Genossenschaften zusammenzuschließen. Eine neue Bürokratie trat an die Stelle der königlichen.“

(aus: Schultze, M. a.a.O. Seite 116)

Bereits nach fünf Jahren, als sich wirtschaftliche Misserfolge einstellten, suchte die laotische Parteiführung nach neuen Wegen. Die zum Teil unsinnige Genossenschaftsbildung wurde zurückgeschraubt. Forderungen an die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen und deren völliger Finanzierung aus dem Staatshaushalt wurden rückgängig gemacht. Folgen waren natürlich recht bald erste Privatisierungen und die Öffnung der Wirtschaft für ausländisches Kapital. Dieses sollte behutsam geschehen, zum einen damit diese ersten Reformen der Parteiführung nicht entgleiten und auch um „Bruderländer“ (Vietnam und die Sowjetunion) bisher Hauptunterstützer, nicht zu verschrecken.

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Blick vom Patou Say auf die laotische Hauptstadt Vientiane im 27.09. 2009

Eine völlig andere Situation ergab sich nach 1989/90 als der sog. Ostblock zu bröckeln begann. Die Bedingungen für Laos veränderten sich nun grundlegend. Bisher rechnete man nur mit zusätzlichen Zuwendungen aus den westlichen Ländern – nun war Laos ausschließlich auf westliche Hilfe und Handel mit dem Westen angewiesen. Laos galt allgemein als wirtschaftlich unterentwickeltes Land in der Welt.

„ in der 1991 angenommenen Verfassung (seit 1975 war man ohne ausgekommen) definierte sich das Land selbst als Volksdemokratische Republik. Das Wort Sozialismus kommt in der Verfassung nicht vor, Artikel 3 allerdings bezeichnet die Laotische Revolutionäre Volkspartei als ‚führenden Kern des politischen Systems’. Im ökonomischen Teil bekennt sich das laotische Grundgesetz zur Mehrsektorenwirtschaft mit dem Ziel der Umwandlung der Natural- in eine Warenwirtschaft. An der Spitze des Staates steht der Präsident.“

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Der Kulturpalast in der Thanon Samsenthai in Vientiane am 27.02.2009

Die Hinwendung zum Westen ist unübersehbar! Das gilt für den ökonomischen Bereich sowohl inzwischen auch für das politische System. Es wird zwar an der ‚unbedingten Machterhalt der Partei’ festgehalten, dem gegenüber aber steht eine marktorientierte Wirtschaftspolitik.

Neben den bereits auf Tagebuchseite 34/1 erwähnten nicht besonders starken wirtschaftlichen Standbeinen (Landwirtschaft, Holzwirtschaft, geringe Fischwirtschaft, aber nicht unerheblicher Energieexport, gewonnen aus Wasserkraft) - sei hier noch einmal auf den Tourismus hingewiesen. Es werden in der Zwischenzeit über eine Million Besucher sein, die Laos jedes Jahr besuchen. In der Überzahl kommen die Besucher zwar aus den Nachbarländern, aber es sind auch zunehmend Touristen aus den westlichen Ländern Europa und den USA, Kanada und Australien zu verzeichnen. Laos kann, anders als Thailand, mit weitgehend unverfälschter Natur aufwarten. Anders als Thailand ist die touristische Infrastruktur noch nicht flächendeckend vollzogen – zum Glück! Das beschert dem Land mit seinen sehr netten, zuvorkommenden Menschen noch immer den Charme der unverfälschten Natürlichkeit. Meine Besuche im Norden auf dem faszinierenden Mekong, auf der Fahrt von Houayxay im Norden nach Louang Prabang und dem Besuch der Mekonginsel Done Daeng mit dem Wat Phu in der Nähe werden mir eine bleibende Erinnerung sein. Laos hat mit seiner Ursprünglichkeit, seinen natürlichen Menschen und ihrer unkomplizierten freundlichen Art eine besondere Anziehungskraft. Hier gilt es noch viel zu entdecken! Die Infrastruktur ist zwar noch nicht so entwickelt, dass birgt aber besondere Chancen für ein langsames behutsames Entwickeln eines umweltgerechten Tourismus. Ich kann nur hoffen. Meine nächsten Touren in den fernen Südosten Asiens werden mich nicht nur nach Myanmar und Thailand, sondern auch vor allen Dingen nach Laos führen. Es gilt ja noch einmal Siphandone (die 4000 Inseln) an den 14 Kilometer breiten Mekongfällen wirklich zu erkunden. Ich musste ja meine Tour vor fast drei Monaten aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. (siehe auch Tagebuchseite 32/2)

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Siphandone: Blick von Done Det bei Sonnenuntergang in westliche Richtung

Ein großes Erlebnis und ein unvergessener Abschluss meiner Reisen durch Thailand war auch der Besuch im Gebirge südöstlich von Mae Hong Son Ende April und Anfang dieses Monats. Ausführlich habe ich auf den Seiten 39 und 40 dieses Tagebuches darüber geschrieben.

Auf meine Bitte, mir doch einige Meinungen und Randbemerkungen zu meinem Tagebuch mir zukommen zu lassen, haben doch eine Reihe von Freunden und Bekannte geschrieben. Es waren anerkennende und zum Teil auch sehr umfangreiche Auseinandersetzungen mit dem geschriebenen, gezeichneten und gemalten Eindrücken, Verarbeitungen und auch Meditationen. Eine Bekannte schrieb mir...“die schwarzweißen Tuschezeichnungen gefallen mir besonders gut, weil der Rhythmus besser zutage tritt (gemeint sind die Zeichnungen mit Pinsel, Bambus und Tusche auf den Seiten 39/40, der Tagebuchschreiber) und alle Zeichnungen etwas schriftartiges haben, ähnlich wie deine Bremer Straßenzeichnungen (Ausstellung ‚Stadtlandschaft’, der Tagebuchschreiber). Möglicherweise finde ich sie auch ansprechender, weil sie weniger nah am Foto sind als deine farbigen Aquarelle.“ (RS aus B)

Ich hatte ja vor drei Wochen gebeten, dass Leser meines Tagebuches zustimmende und ablehnende Anmerkungen zu meinem Tagebuch niederschreiben und mir mailen mögen. Hier nun weitere Zuschriften, die sich besonders auf die Seiten der letzten Wochen beziehen.

„...habe Seite 39 und 40 gelesen... war von allem sehr beeindruckt. Du hast es verstanden, alles sehr lebensnah darzustellen und man war beim Lesen immer irgendwie dabei. Natürlich trugen auch die Illustrationen wesentlich dazu bei, die Vorstellungskraft zu beflügeln, sowohl die gelungenen Fotoaufnahmen als auch vor allem die Porträtzeichnungen...Meisterlich!“ (HF aus F)

„ ...Die Gesichter sind schön, finde ich, besonders die Frau – heißt sie Chavan? – hatte sehr feine Züge und der ältere Mann so ausdrucksvolle Linien im Gesicht... Linien, die Geschichte/n erzählen. Ich beneide Dich; vor allem aber bewundere ich Dich für Deine lebensgroße Neugier, Dich auf so viele Abenteuer einzulassen und natürlich für Deine Möglichkeit dieses Kreativen Ausdrucks. ...“ ... und bezogen auf meine Erfahrungen mit der Einfachheit des Lebens bei dem Bergvolk der weißen Karen, hieß es in der Mail weiter, dass „... wir mit endlosen Ersatzwelten leben und deshalb immer so hungrig sind : vielleicht so etwas einfaches wie Kontakt; Gemeinschaft, Zugehörigkeit, all diese identitätsstiftenden Dinge, die dieses einfache Dorfleben ausmachen – vielleicht ist es das, was uns fehlt und dem wir in tausend und einer Variation hinterherlaufen...“ (HI aus B).

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Dorf Huai Sai der weißen Karen von oben am 1.Mai 2009

Und HK aus R schieb mir, bezogen auf meine letzten Erlebnisse: „ ...sehr spannend und interessant von Deiner Expedition zu dem Bergvolk zu lesen. Deine Reiseerlebnisse nehmen immer noch an Vielfalt und Intensität zu...“ oder UB aus B schrieb mir „ ...das muss ja ein Erlebnis gewesen sein – für dich, aber auch für die Bewohner!“

So hat auch HB aus B „... die Skizzen angesehen und den ‚vertrauten Strich’ Deiner (‚meiner’, der Tagebuchschreiber) Arbeiten wieder erkannt.“

Ich fragte natürlich auch allgemeiner nach der Wirkung und dem Lesen und Betrachten des Tagebuches. Anerkennende aber auch kritische Anmerkungen von Dr.WS aus H :“ ...ich habe in Abständen und in Auswahl Deine Tagebücher gelesen, Tagebücher von großer Intensität und auch Leidenschaft, dennoch – verzeih mir – waren sie mir manchmal zu umfangreich, perfektionistisch, dann auch schwer lesbar. Was bleibt, ist die große Sehnsucht, die Neugier nach Neuem, anderen Kulturen, Menschen, Freundschaften, die unvergesslich bleiben. Ich danke Dir für die Mühe, aber auch die Freude, die aus den zahlreichen Berichten spricht, für das Miterleben einer Reise, die ich mir wünschen würde, aber wohl in diesem Leben nicht mehr durchführen werde. Ich danke Dir auch für die wunderschönen Bilder, Zeichnungen, Portraits und, und, und...“

Und eine sehr gute Freundin schrieb mir:

„... Die Faszination, die du beim Erleben und Sehen des Landes und der Kulturgüter erleben durftest, kamen durch deine Berichte mir nahe. Manchmal waren sie für mein Empfinden aber etwas zu ‚schulmeisterlich’, waren ausführliche Beschreibungen, die mir allzu fern waren. Gefreut habe ich mich immer, wenn persönliche Erlebnisse mit eingeflochten waren. Schön fand ich, wenn du, außer deinen wirklich interessanten Zeichnungen, auch Fotos beigefügt hattest...“ (KB aus B)

Für mich war es schwierig, manchmal beim Schreiben Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Die Adressaten waren für mich eine anonyme Masse von Freunden, Interessierten und reisewilligen Touristen. Ich stellte mir manchmal die Frage: ’Für wen schreibe ich?’ ‚Ist es zu persönlich?’ ‚Bin ich ein Reiseberichterstatter, oder reisender Abenteurer?’ ‚Wollen die Leute Adressen von guten Hotels und Guesthouses oder eine Restaurantbesprechung?... So schrieb ich alles auf, was ich für wichtig und erwähnenswert hielt. Ich hatte ein Problem, ich hatte kaum ein Korrektiv. Immer erst ins Nachhinein, wenn schon alles geschrieben war. Ich weiß, dass viele Tagebuchseiten Längen!!! haben. Ich werde, wenn es im nächsten halben Jahr mir die Zeit und die entstehenden Kosten ermöglicht, eine auf ein Drittel gestraffte Version dieses Tagebuches zu erstellen. Es wird dann als ‚Diary on demand’ zu erwerben sein.

Einigen werden die wöchentlichen Aufzeichnungen auch fehlen. Eine Freundin, die vor einiger Zeit diese Region ebenfalls bereist hat, schrieb mir:

„ ...deine Berichte werden mir sehr fehlen, sind sie doch immer wieder Licht- und Ausblick in eine faszinierende Welt. Sie bringen mich für Momente dorthin und weit weg von meinem Alltag...“ (HU aus B)

EG aus B schrieb: „... Jede Seite habe ich gelesen, die Bilder und Berichte ein Hochgenuss, auch die Porträts – ein Hochgenuss - ... möchte sofort in die Länder reisen... ich komme mit, wenn Du eine Reise organisierst! (als ‚Altstudentin’)...“

Und DK aus B schrieb mir in die Zukunft blickend:“ ... eifriger Leser der Seite, ist begeistert von den Berichten, auch von den Bildern und Fotos und ist gespannt auf die Originale...“

Soweit einige wenige der mir zugegangenen Mails auszugsweise. Es steht also nun nicht nur eine gestraffte Version des Tagebuches an, sondern auch eine Ausstellung mit den Schwerpunkten: ‚Mekongbilder’, ‚Flusswanderung entlang des nördlichen Mekong’ sowie ‚Bilder der Landschaft und Menschen der weißen Karen in Nordwestthailand’... als Arbeitstitel. Viele Arbeiten existieren, müssen nur einen entsprechenden Rahmen – auch inhaltlich eingebunden – an einem entsprechenden Ort bekommen, um dann gezeigt zu werden.

Zum Schluss möchte ich noch einmal auf meine letzten Eindrücke vor meinem Abflug und meine ersten Eindrücke bei der Berührung in meiner angestammten Heimat eingehen.

Mental war ich auf die Begegnung mit meiner Kultur durch Träume und visuelle Vorstellungskraft schon eine Woche vor Abflug auf Europa und Deutschland eingestellt. Im Geiste war ich Straßen abgefahren und abgelaufen, hatte bekannte Situationen und Begegnungen mit Menschen filmisch abgespult und hatte mich mit witterungs- sowie mentalitätsbedingter Kühle befasst.

Allein die Realität ist dann doch anders. Schon am Flughafen in Chiang Rai liefen mir besondere Exemplare von Frankfurter Farang über den Weg: zwei Herren, etwas jünger als ich, liefen mit ‚hoch geschnallten’, mittels Hosenträgern gehaltenen, weiten Hosen und beträchtlicher Leibesfülle in der ‚Depature Halle’ des Internationalen Flughafens langsam flanierend auf und ab. Sie waren sonst nur mit einem (‚Jockey-feinripp’) Unterhemd bekleidet. Unklar war, ob die breiten Hosenträger die Bäuche in der Hose halten, oder die Gefahr des Herabrutschens ‚über den Punkt’ verhindern sollten. Dabei unterhielten sie sich recht laut und machten durchaus auf sich aufmerksam. Als gestandener Nationalist wäre ich ob dieser Landsleute vor Scham im Boden versunken... aber damit habe ich nichts zu tun.

Der Flug war entspannend und ruhig und bis auf einige Probleme mit meinem Gepäck und einiger Kontrollen, überflog nach fast zehn Stunden das Flugzeug am Mittwochmorgen deutsches Territorium. Die Felder erschienen als bunter Flickenteppich zu meinen Füßen. Wälder und Forste standen wohlgeordnet an Berghängen. Gegen Bodenerosion besaßen die Felder, die über die Bergkuppen reichten, Feldraine mit Baumbestand. Breite Straßen und Autobahnen durchschnitten, aber gliederten auch gleichzeitig die Landschaft. Das unter mir liegende Land ist in den letzten tausendfünfhundert Jahren schon mindestens zwei Mal umgegraben und unzählige Mal gepflügt worden. Häuser, Fabriken und ein Kraftwerk kommen in Sicht, der Stadtrand von Frankfurt.

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Beim Anflug auf Frankfurt am 20.05.09

Alles ist organisiert und geregelt. Die Häuser haben dunkle Dächer und helle, meist weiß gestrichene Wände... sind meist etwas kastenartig, nicht unfreundlich, aber steril. Wo sind all die anderen Farben der Palette. Wo ist das leuchtende Rot, das kräftige Blau, wo das Gold?!

Und die Menschen? Alle sind so massig, häufig behäbig, zum Teil mit unglaublichem Leibesumfang und von beträchtlicher Größe! Welch ein Kontrast zu den feingliedrigen, deutlich kleineren Menschen in den Ländern Südostasiens. Ich galt dort mit meinen Einmetersiebenundsiebzig schon als ‚groß’!

Einen Tag später die Fahrt mit dem IC durch das Rheintal gen Bonn und Köln. Die Wagons sind hell mit großen Fenstern zur besseren Aussicht auf Mäuseturm, Kaub, Loreley, Ehrenbreitstein und der Kölner Dom, alles bekannte Sehenswürdigkeiten. Dazwischen Häuser mit hellem Anstrich und meist dunklem Dach. Manchmal verwinkelt, aber doch großflächig in der Gliederung der Fassade. Blumenfenster und Betonblumenkübel. Organisierte Vorgärten... spießige kontrastlose Eintönigkeit. Alles scheint organisiert und geordnet. Die Farbgestaltung meist Ton in Ton: ich bin wieder zu Hause!? Der ‚Imbiss’ im ‚Bistrowagen’ ist mickrig und teuer. Das Bier schmeckt, aber es ist überhaupt nicht heiß genug für Bier! Nam Kheng (Eis) ist überflüssig! Das Wetter am Fenster ist kühl und bedeckt. Nicht nur die Witterung, sondern das gesamte Ambiente ist ‚zurückhaltend’. Warum bist Du so überrascht? Du hattest doch genügend Zeit, dich mental einzustimmen...deine Vorstellungskraft ist doch wohl genügend stark!?

In fast zehn Monaten vergisst man dann doch so einiges. Ich freue mich auf die mir bekannten Menschen. Zuerst Verwandtenbesuch in Frankfurt mit sehr netter Aufnahme in organisiertem Vorort und nun in den kühlen Norden mit seinen tief hängenden Wolken, den Massen des evangelischen Kirchentages mit quirligem Verkehr und Bahnhofsvorplatz, ich werde abgeholt, das hilft, sich einzugewöhnen.

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Bei der Ankunft auf dem Bremer Hauptbahnhof am 21.05. am frühen Abend.

Es geht hinaus aus dem Gewühl durch den Verkehr der Stadt und ich erinnere mich an die rücksichtsvolle gute Fahrweise der Thailänder, aber auch an die Verrücktheiten des überflüssigen Einwinkens Trillerpfeifen bestückter Hilfs-Sherifs auf öffentlichen Parkplätzen – z. B. von ‚Big C’ in Chiang Rai, oder am internationalen Flughafen – der Parkplatzsuchenden: laut trillernd den Weg weisend. Oder den in Uniform antretenden Schülern zum Fahnenappell auf dem Sportplatz vor den U-förmig angelegten Schulgebäuden. Ich fühlte mich häufig an das Englische Königreich erinnert, von dem nicht nur der Linksverkehr, sondern auch zweifelhafte Installationstechniken und Ingenieursleistungen übernommen wurden und noch so einige Eigenarten, die mir als Kontinentaleuropäer doch ab und an das innere oder äußere Lächeln ins Gesicht trieben. Und trotzdem: in der Rückschau ist es ein liebenswertes Land mit all den antiquierten Schrulligkeiten, die aber ernst gemeint sind und es somit den Menschen, die in dem Lande wohnen, unter Umständen schwer macht. Es ist ein lieber, sehnsüchtiger Blick zurück auf eine Zeit die ich nun für längere Dauer gegen die Hektik des westlichen Europas wieder eintauschen werde.

Ich erinnere mich gerne an die ungeheuer interessante Zeit in Chiang Rai, in Thailand und all den Zielen dieses wunderbaren Landes – besonders an die Begegnungen mit dem Bergvolk der Karen - an Kambodscha, an Vietnam und an Laos, dass ich gerne noch einmal eingehender besuchen möchte.

Chiang Rai liegt besonders günstig für Reisende, die den Norden des Landes, aber auch Myanmar und den Norden von Laos besuchen möchten.

Ich kann nur allen Reisewilligen das Häuschen mit den netten Nachbarn im Vorort von Chiang Rai wärmstens empfehlen. Von hier aus ist es nicht weit zu all den genannten Zielen.

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Das Haus in Sansai sip-soong Panna 259/31

Mehr Informationen zu erfragen über die Besitzer bwkunisch@hotmail.com

Für mich wird es gewiss nicht der letzte Besuch gewesen sein... ich habe hier viel gesehen und erlebt. Einiges geschrieben und gemalt, unbemalte Leinwände warten auf mich... und schließlich habe ich ja auch noch ...

... eine Staffelei in Chiang Rai

Bremen, am 29.Mai 2009

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