HELMUT RIELÄNDER | ||
Südostasiatische Notizen 4
vom 01.08. bis 30.08. 2014
Ban Poon/ Ban Phue 30. August 2014
Der vergangene Monat August war nicht minder ereignisreich als die fast drei Monate zuvor. Waren es zu Beginn die starken Eindrücke des täglichen Lebens, der gänzlich anderen Kultur und der Art der Begegnung mit den Menschen, so fallen mir immer stärker auch lebenswerte Details auf. Zugleich sind für mich – dem stark vom westlichen Rationalismus Geprägten – immer auch Widersprüchlichkeiten erkennbar. Andererseits sind viele Verhaltensweisen und deren Erklärungen in sich kausal und stimmig.
Da ist vor allen Dingen die Religiosität, die ausschlaggebend das Handeln und Verhalten der Thais prägt. Ich war zuvor der Meinung, dass die thailändische Kultur ihre Grundlage in der reinsten Form des Buddhismus hat.
Andererseits haben sich Religionen oder philosophische Haltungen nie aus dem Nichts entwickelt, sondern aus, mit oder gegen vorher bereits vorhandene(n), ältere(n) Geisteshaltungen oder Naturglauben. So auch in Thailand, wo sich vorhandener Animismus und Brahmanismus vor über 2500 Jahren mit der ‚neuen’ Geisteshaltung des Buddhismus vermischt haben. So zumindest die Aussage des niederländischen Anthropologen B.J. Terwiel, der vor seiner Emeritierung Professor für thailändische und laotische Sprache und Literatur am Asien-Afrika-Institut in Hamburg war und in seinem Buch ‚Monks and Magic’ die Grundlagen des Thailändischen Buddhismus untersucht hat.
Zuvor hatte Terwiel in Utrecht Anthropologie sowie Buddhismuskunde und Pali (dem Sanskrit entlehnte Sprache der Mönche) studiert. Während seines Aufenthalts im Wat San Chao (Tempel in der Nähe von Ratchaburi, südwestlich von Bangkok) erlangte er die buddhistische Mönchswürde und untersuchte die in Thailand zelebrierten religiösen Gebräuche und rituellen Handlungen. Dabei kam er zu dem Schluss, dass diese ihre Grundlagen außer im Buddhismus auch im Brahmanismus und Naturglauben haben.
Als Beispiele führte er u.a. den Brauch des ersten Haarschnitts bei Kleinkindern, wie er aus dem Brahmanismus bekannt ist, sowie den Geisterglauben des Animismus an.
Der Glaube an die Existenz von guten und bösen Geistern ist im täglichen Leben der Thais allgegenwärtig.
Drei Fensterläden in der Stupa des Tempels Nong Waeng in Khon Kaen, die nach der Lebensgeschichte Buddhas (Siddhartha Guatama) gestaltet wurden. Geister (Phi) versuchen, ihn in bestimmten Lebenslagen in Versuchung zu führen.