HELMUT RIELÄNDER | ||
Einige Meter weiter befindet sich unter einem ähnlichen Felsüberhang die ‚Höhle der roten Rinder’ (Tham Wua Daeng).
Rinder sind in der Regel domestizierte Tiere, also Nutztiere von Nomaden oder sesshaften Bauern?! Passt das in die damalige Zeit und Kultur?
Die Felsmalereien werden angeblich auf eine Zeit von 5 - 6000 Jahren vor unserer Zeitrechnung zurückdatiert. Andere Quellen berichten über eine Zeit von 1 - 3000 Jahren v. Chr.!?
Jedenfalls war die Region bereits frühzeitlich besiedelt. Plastische und andere Funde in den Höhlen und an den Felsen lassen auf die frühere Nutzung der Anhöhe und der Felsformationen zu kultischen und rituellen Zwecken und Handlungen schließen.
Die Aushöhlungen in den Felsen boten ihren nicht sesshaften vorübergehenden Bewohnern einen Unterschlupf und eine ‚räumliche und transzendentale Orientierung’.
Dass zu Beginn dieser Notizen beschriebene Ban Chiang liegt nur in 150 Kilometern Entfernung. Die bronzezeitliche Besiedlung fällt, wenn die Informationen und seine Berechnungen stimmen, annähernd in die gleiche Zeit.
Einige der Nischen und Felswände wurden in späterer Zeit – in der Dvaravati- und Lop-Buri-Epoche – mit Reliefs von stehenden und sitzenden Buddha-Statuen versehen. Es ist zu vermuten, dass die Anhöhe und ihre Felsformationen in diesen Epochen als klösterliche Einsiedelei fungierten.
Ab dem neunten Jahrhundert soll das Areal von Khmer-Völkern besiedelt worden sein. Hinduistischen und buddhistischen Ritualen dienten die Stelen, die um die von der Natur geformten Felsen kreisförmig angeordnet sind und in die Buddhabilder gebildhauert sind (siehe auch die Abbildung oben rechts).
Claudia an der ‚Kou Nang U-sa’ (Kreis der Nang U-sa)
Diese Art des kreisförmigen Umstellens von sieben Stelen findet man noch an anderen Orten des Phu Phrabat Historical Park, z.B. auch am Poeng Hin Nokkhata und an der Tham Rüsi (der Eremiten-Höhle).
Andere Aushöhlungen und ‚Felsunterstände’ weisen wiederum Buddhafiguren unterschiedlicher Größe und jüngeren Datums auf.
Die vielen von der Natur geformten Sandsteinfelsen, die durch ihre Verwitterung über die Jahrtausende zum Teil pilzförmige Formen angenommen haben, fordern zu Interpretationen und zur Phantasie heraus.
So hat die örtliche Bevölkerung der Neuzeit diese Felsformationen auch mit Überlieferungen thailändischer Legenden in Verbindung gebracht, die nun auch den einzelnen Felsen, Höhlen und Orten auf dem Gelände ihren Namen geben. Im Fall des Hoh Nang U-sa (Hoh = Turm) rankt sich die Sage um einen König (Phay Kong Phan), seine schöne, sagenumwobene Tochter (Nang U-sa), einen Einsiedler (Rüsi Chantra) und den in die Königstochter verliebten Prinzen eines anderen Königreichs (Tao Baros).
Der markante pilzförmige Felsen birgt unter seinem ‚Felsendach’ einen kleinen nischenartigen gemauerten Schrein, mit einer Aussparung, einem Fenster gleich. Die Legende ‚baute’ daraus den Turm als Verbannungsort des ‚fürsorglichen’ Königs und Vaters der schönen Königstochter.