HELMUT RIELÄNDER
Malerei, Grafik und Installationen

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Südostasiatische Notizen

Eddie Botha hatte unsere Unterhaltung in der Galerie bemerkt und sprach mich auf der Fähre zurück nach Bangrak an. Wir setzten uns in einem Café in der Nähe des Piers auf einen Cappuccino und ein Stück Kuchen zusammen und sprachen über das Festival und unsere Art, Kunst zu betreiben.

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Er hatte diverse Galerien im Stadtteil Bangrak abgeklappert ... sie waren aber fast ausschließlich alle geschlossen. Frustrierend! Er zeigte mir einen Katalog seiner Arbeiten und ich riet ihm, sich bei der Jam Factory zu bewerben.
Im nächsten Augenblick biss ich auf etwas Hartes in meinem Dänischen Plunderkuchen. Ich brachte ein kleines Plastikhäuschen heraus und ging zur Bedienung um sie zu fragen, ob sie einen ‚contract with a dentist’ hätten. Ich zeigte ihr mein ‚ausgegrabenes Kunststoff-Häuschen’ in der Größe eine Daumenkuppe ... sie war begeistert! Es würde mir großes Glück bringen. Die süßen Thais sind doch um keine Ausreden verlegen ...
Eddie und ich verabschiedeten uns herzlich voneinander, ich wollte mich vor der Terwiel-Veranstaltung am Abend noch einmal im Hotel ‚auf’s Ohr legen’.

Barend Jan Terwiel, der Anthropologe und Thaiist aus den Niederlanden mit niederländischer und australischer Staatsbürgerschaft, hatte mich im Dezember im Internet gefunden und sowohl mein Tagebuch (Fernöstliches Tagebuch) als auch meine Notizen (SOAN) als außerordentlich interessantes Zeitdokument eines Farang in einer völlig anderen Kultur bezeichnet. Er schlug mir vor, die Aufzeichnungen in Buchform im Eigenverlag (on demand) zu drucken und zu verlegen.
Er machte mich auf ein weiteres interessantes Buch des deutschen Tiefbauingenieurs Ingo Kordon aufmerksam, der als Entwicklungshelfer im Norden Thailands gearbeitet hatte und dabei an den Formen der überall herrschenden Korruption fast verzweifelt war. Terwiel wollte mir ein Exemplar des Buches mit dem Titel ‚Entwicklungshelfer durch eigene Gnaden’ zukommen lassen und machte mich auf seinen Vortrag in der SIAM SOCIETY mit dem Titel An early 18th century Siamese work of art (Presenting a treasure recently discovered in Dresden, Germany) aufmerksam, den ich heute besuchen wollte.

An diesem Abend machte ich mich zweieinhalb Stunden vor Beginn der Veranstaltung (um 19:30 Uhr) auf den Weg.
Ein netter jüngerer Taxifahrer (wieder aus dem Isaan, aus Roi Et) nahm mich mit Richtung Sukhumvit. Er stellte sein Taxameter an und wir starteten Richtung Silom.

In die ersten Staus gerieten wir bereits kurz vor Silom.
Ich war froh, als wir in die Silom Road einbogen ... aber von da an ging kaum noch etwas!!
Alle Spuren waren ‚verstopft’, mein Taxifahrer ‚hüpfte’ von Spur zu Spur, geschickt jede Lücke nutzend. Sehr geschickt arbeitete er sich Meter für Meter vorwärts. Eine digital gesteuerte, über der Straße angebrachte Anzeigetafel informierte uns über die aktuellen Staus – in einem befanden wir uns.

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Es lief immer schleppender. Kurz vor der Skytrain-Station Saladaeng ging gar nichts mehr. Es war nun noch eine Stunde bis zur Veranstaltung, der Taxifahrer war gerade noch einmal in eine andere Spur gesprungen, da krachte es von hinten rechts ... ein Knirschen … dann Ruhe. Der Taxifahrer stieg aus, betrachtete den Schaden, den ein links aus der Thaniyena Road kommender Fahrer verursacht hatte und fuhr links hinaus. Ich gab ihm die 110 THB, die auf dem Taxameter standen, und begab mich schleunigst die Treppe hinauf zur Skytrain-Station.
Nach einigen Mühen beim Lösen eines Tickets (ich hatte zuletzt im April mit Rei und den Kindern den Skytrain benutzt) war ich auf dem Weg zur Station Asoke ... und nur zwanzig Minuten später am Ziel in der Asoke Montri Road.
Mit Claus wollte ich mich um viertel nach 7 Uhr vor dem Eingang treffen … es war 17 Minuten nach 7 Uhr!
Wir betraten beide das fast hundert Jahre alte Gebäude, lösten die Eintrittskarten und begrüßten Baas (Barend Jan) Terwiel, der nicht zu übersehen unweit des Saaleingangs mit einigen Leuten in Gespräche vertieft war.
Irgendwie erkannten wir uns gleich, er lief zum Podium und kam mit dem Buch zurück mit den Worten: „Leider ist der Ingenieur und Verfasser in der Zwischenzeit verstorben.“ Er wünschte mir viel Spaß beim Studium des Buches. Ich überreichte ihm meinerseits einige meiner Drucke und meine Visitenkarte mit meiner aktuellen Adresse in Thailand.
Wir waren beide sehr erfreut, uns persönlich kennen zu lernen. Baas machte – trotz seines fortgeschrittenen Alters – einen sehr jugendlichen Eindruck (wenn man ihn so sah, würde man ihn auf Mitte Fünfzig schätzen!)

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